Birkenstein: Exerzitienhaus wird konkreter
Zuletzt waren es eher die personellen Neuerungen, die im Wallfahrtsort Birkenstein für Veränderung gesorgt hatten. Nun packt das Ordinariat in baulicher Sicht an. Der Neubau eines Exerzitienhauses wird konkret.
Raphael steht schon länger leer, Hildegard wurde auch nur übergangsweise von Geflüchteten aus der Ukraine bewohnt: Gleich zwei größere Anwesen des Erzbischöflichen Ordinariats am Kapellenweg in Birkenstein harren seit Längerem einer neuen Nutzung. Zuletzt mehrten sich die Anzeichen, dass sich hier tatsächlich etwas tun könnte. Erstmals konkret wurden die Pläne nun im Fischbachauer Bauausschuss.
Exerzitienhaus: Neubau soll dreigeschossig werden
Wie Bauamtsleiter Joseph Soyer auf Nachfrage berichtet, hat die Kirche einen Antrag auf Vorbescheid zum Umbau der Gebäude Kapellenweg 6 (Haus Raphael) und Kapellenweg 8 (Haus Hildegard) sowie zum Neubau eines Exerzitienhauses. Letzteres ist im Plan mit Abmessungen von 28,10 mal 8,60 Meter angegeben und würde sich längsseitig entlang des Kapellenwegs im Norden des Grundstücks befinden. Das aktuell dort befindliche, deutlich kleinere Bestandsgebäude würde dafür abgerissen. Wie erste Skizzen zeigen, soll der Neubau drei Geschosse aufweisen, wobei das Erdgeschoss dank der natürlichen Neigung des Geländes im hinteren Bereich fast vollständig im Hang verschwinden soll.
Einvernehmliche Zustimmung zu kirchlichen Plänen
Baurechtlich gesehen befindet sich das Grundstück laut Soyer in einer sogenannten Gemengelage im Innenbereich. Entscheidend für die Genehmigungsfähigkeit sei hier also das Einfügen in die umliegende Bebauung. Wegen der vielen unterschiedlichen Nutzungen sei hier keine eindeutige Gebietsart festzustellen, ein Beherbergungsbetrieb wie das beantragte Exerzitienhaus demnach zulässig. Positiv bewertet der Bauamtsleiter zudem, dass das Ordinariat auch an den Häusern Raphael und Hildegard eine mit dem Denkmalschutz abgestimmte (zumindest beim geschützten Haus Raphael) behutsame Veränderung anstrebe. So könne sich alles „wunderbar einpflegen“. Das sahen auch die Bauausschussmitglieder so und erteilten einstimmig ihr Einvernehmen.
Details zu Konzept liegen noch nicht vor
Auch die direkten Nachbarn sind dank eines Rundschreibens der Kirche bereits über die Pläne informiert, teilt Martin Hauder als Verwaltungsleiter des Pfarrverbands Oberes Leitzachtal auf Anfrage mit. Der Wallfahrtsort Birkenstein sei ein „wichtiger Ort des geistlichen Lebens“ und könne durch ein Exerzitienhaus weitere Bereicherung erfahren. Details zum Konzept und seiner möglichen Realisierung kann auch das Erzbischöfliche Ordinariat in München noch nicht nennen. Zunächst seien genaue Untersuchungen des baulichen Zustands der Bestandsgebäude nötig, die auf jeden Fall bis Ende des Jahres andauern sollen, berichtet der stellvertretende Pressesprecher Christoph Kappes.
Beherbergung hat in Birkenstein Tradition
Historisch betrachtet waren Beherbergungsbetriebe in Birkenstein eher die Regel als die Ausnahme. Wie Andreas Estner in seinem Buch „Birkenstein“ schreibt, war der heute laut Soyer nur noch für Wohnzwecke genutzte Kramerwirt ein mondänes Hotel mit 43 für den Anfang des 20. Jahrhunderts modern ausgestatteten Zimmern (Wasserklosetts, Bad, Telefon, Gasbeleuchtung). Auch das 1905 errichtete Haus Hildegard habe über 27 Fremdenzimmer mit Heizung, Bad, Rodel- und Skiverleih verfügt. Wie Kappes hinzufügt, gab es in der jüngeren Vergangenheit – nämlich von 1992 bis 2016 – ein Exerzitienhaus in den Häusern Hildegard und Regina, das von der katholischen Gemeinschaft Immanuel mit Sitz in Ravensburg betrieben worden war.
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Missionsschwestern würden sich Sanierung des Wallfahrtsklosters wünschen
Die Missionsschwestern vom Heiligsten Erlöser, die seit etwas mehr als einem Jahr in Birkenstein wohnen, sehnen sich aber fast noch mehr nach einem anderen Bauprojekt des Ordinariats: der Sanierung des alten Wallfahrtsklosters, das seit dem Auszug ihrer Vorgängerinnen, der Armen Schulschwestern, leer steht. Mit der Folge, dass die Missionsschwestern bis auf Weiteres im eigentlichen Gästehaus Regina untergebracht sind. Wann sich hier etwas tut, dazu kann auch das Ordinariat derzeit noch nichts sagen.