Am Grat gestolpert: Münchner (32) stürzt an Brecherspitze in den Tod

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Konnte nichts mehr ausrichten: der Rettungshubschrauber über dem Hang, an dem der Münchner tödlich abgestürzt ist. © Bergwacht Schliersee

Sieben Freunde hatten sich bei Traumwetter zu einer Bergtour auf die Brecherspitze aufgemacht. Einer von ihnen kehrte aber nicht mehr ins Tal zurück. Der 32-jährige Münchner stürzte in den Tod.

Spitzingsee – Dass es eine absolute Sicherheit am Berg nicht gibt, ist klar. Dennoch war die Hoffnung aller Beteiligten groß, als sie nach langer Abwägung und aufwendiger Vorbereitung den absturzträchtigen Abschnitt am Westgrat der Brecherspitz mit Stahlseilen sichern und den Weg auf einer Länge von 35 Metern somit entschärfen konnten. Vor drei Jahren wurde die Maßnahme umgesetzt. Seit Sonntagmittag steht fest, dass die Gefahr tödlicher Unfälle trotz aller Bemühungen weiter nicht gebannt ist: So ist ausgerechnet im neu gesicherten Bereich ein 32-jähriger Münchner am Steig gestolpert und mehr als 150 Meter in die Tiefe gestürzt. Er war wohl sofort tot.

Wie die Pressesprecher der Bergwacht Schliersee, Lenz Haberle, berichtet, war der Mann mit sechs Freunden vom Spitzingsattel her über den durchaus anspruchsvollen Ostgrat auf den Gipfel der Brecherspitz gestiegen. Für den Weg zurück ins Tal wählte die Gruppe den deutlich stärker frequentierten Westgrat, um von dort aus zur Oberen Firstalm zu gelangen. Gegen 12.45 Uhr kamen die Freunde laut Mitteilung der Grenzpolizeiinspektion Raubling dann an die gesicherte Passage. Hier stolperte der 32-Jährige unvermittelt und kam dadurch zu Sturz. Ausgerechnet an der Stelle, wo das Gelände links und rechts des schmalen Pfads steil abfällt. Der Münchner fiel dabei laut Haberle ins felsdurchwachsene Schrofengelände der Südflanke der Brecherspitz und blieb erst nach gut 180 Meter regungslos liegen.

Freunde setzen Notruf ab

Die Begleiter setzten sofort einen Notruf ab und versuchten, Rufkontakt zu ihrem Freund herzustellen. Um 12.53 Uhr wurde die Bergwacht informiert, berichtet Haberle. Allerdings habe es zunächst geheißen, der Mann sei nur 30 Meter weit am Ostgrat abgestürzt. Folglich suchte der umgehend angeforderte Rettungshubschrauber zunächst diesen Bereich der Brecherspitz ab. Aus ihrer Erfahrung heraus schwenkte die Besatzung aber bald hinüber zum Westgrat, wo sie den 32-Jährigen dann entdeckte. Ein Luftretter und der Hubschraubernotarzt seilten sich vom Heli aus zum Unfallopfer ab und waren bereits um 13.28 Uhr bei ihm, konnten laut Haberle aber nur noch seinen Tod feststellen. Da für die Unfallaufnahme und Bergung in solchen Fällen immer die Alpinpolizei zuständig ist, alarmierte die Bergwacht gleich den Polizeihubschrauber.

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Um die sechs Freunde oben am Grat kümmerte sich derweil ein zufällig dort anwesender Ranger des Landkreises Miesbach. Die beiden am schwersten unter Schock stehenden Gruppenmitglieder holte dann der nun wieder verfügbare Rettungshubschrauber ab, die vier anderen begleitete ein Fußtrupp der Bergwacht München mit zum Stützpunkt samt Helikopterlandeplatz am sogenannten Besenreiser. Dort wartete bereits ein Kriseninterventionsteam der Bergwacht auf die Wanderer. Die Alpinpolizisten suchten derweil Rucksack und Handy des Verunglückten im Gelände und brachten den Leichnam zum Stützpunkt, wo dieser an den Bestatter übergeben wurde.

Kümmerte sich um die Bergung des Toten: der Polizeihubschrauber Edelweiß 1, hier am Stützpunkt der Bergwacht Schliersee.
Kümmerte sich um die Bergung des Toten: der Polizeihubschrauber Edelweiß 1, hier am Stützpunkt der Bergwacht Schliersee. © Bergwacht Schliersee

Auch Seilsicherung bietet keinen absoluten Schutz

Die weiteren Ermittlungen zum Unfallhergang leitet in Absprache mit der Staatsanwaltschaft München II ein Polizeibergführer der Grenzpolizeiinspektion Raubling. Laut Haberle waren die Bedingungen (trocken und warm) eigentlich ideal für eine solche Bergtour, der Mann war mit festen Turnschuhen bekleidet und damit zumindest nicht unpassend ausgerüstet. Dass trotz der neuen Seilsicherung nun erneut ein tödlicher Absturz am Westgrat der Brecherspitz passiert ist, liegt laut Haberle nicht zuletzt daran, dass der Berg trotz seiner unbestrittenen Schwierigkeit stark frequentiert, teilweise fast schon überlaufen ist. Kein Wunder angesichts des verhältnismäßig kurzen Zustiegs und der attraktiven Einkehrmöglichkeit auf der Oberen Firstalm.

Bei aller Tragik sei der Einsatz der insgesamt elf Bergretter sowie der Polizei aber nach Plan abgelaufen. Und auch die Begleiter des 32-Jährigen hätten sich richtig verhalten und seien nicht – wie in anderen Fällen bereits vorgekommen – in Panik und Sorge um den Abgestürzten selbst in den Hang eingestiegen. „Der ist so steil“, sagt Haberle, „dass auch ich ihn nur am Seil absteigen würde.“

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