Altschlierseer Kirchtag 2024: Eine Szenerie wie in einem Gemälde

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Lautlos und nur von ruhiger Blasmusik begleitet fuhren die Plätten mit den Trachtlern beim Altschlierseer Kirchtag von Fischhausen zum Kurpark. Von dort aus ging es zu Fuß und in der Kutsche zum Gottesdienst in St. Sixtus. © Steffen Gerber

Historische Trachten, liebevoll geschmückte Boote, Blasmusik vor pittoreskem Seepanorama: Für die Mitwirkenden war der Altschlierseer Kirchtag ein Feiertag. Und für die vielen Schaulustigen eine Gelegenheit, sich in die gute alte Zeit versetzen zu lassen.

Schliersee – Für den Altschlierseer Kirchtag standen Schliersees Gäste am gestrigen Sonntag gern früh auf. Noch weit bevor die acht mit Eichenlaub und Blumen geschmückten Boote von Fischhausen her kommend am Kurpark anlandeten, standen hunderte Schaulustige mit gezückten Kameras bereit. Unter ihnen auch Gitti und Markus Wasmeier, die ihre Plätze auf den Plätten diesmal ihren Söhnen Markus und Lukas abgetreten hatten. Schliersees Ehrenbürger wollte diesen Festtag in seiner Heimatgemeinde endlich einmal fotografisch festhalten und kämpfte wie viele andere – auch professionelle Fotografen – um die besten Blickwinkel.

250 Trachtler beim Altschlierseer Kirchtag

Unter den Klängen einer sanften Blasmusikweise näherten sich Trachtler der Altschlierseer. Die Niklasreuther Blaskapelle nahm sie – umringt von den 250 Gästen anderer Trachten- und Trachtenerhaltungsvereinen und ihren Standarten – musikalisch mit einem fidelen Marsch in Empfang. Dritter Bürgermeister Pius Kieninger bot der Geistlichkeit und den Damen in ihren langen, bunten Festgewändern eine helfende Hand beim Ausstieg. Es war eine Szenerie wie von einem Gemälde von Lorenzo Quaglio oder von Hofmaler Joseph Karl Stieler, in das man nur zu gerne hineinversetzt wurde.

„Hier mitzufahren, ist jedes Mal etwas ganz Besonderes“, waren sich Constanze und Johannes Wegmann einig, die sich einst bei einem Altschlierseer Kirchtag kennenlernten. Es sei unbeschreiblich schön, über den spiegelglatten, absolut stillen See gerudert zu werden und dabei nur die feinen Musikklänge zu hören, fand Constanze Wegmann. Und Johannes Wegmann empfand den Moment, wo man an St. Sixtus vorbeikommt und die Glocken zu läuten beginnen, als geradezu magisch. „Für uns ist der Altschlierseer Kirchtag ein ganz großes Brauchtumsfest, ähnlich wie Leonhardi“, erklärte er und erzählte von den langen Vorbereitungen, um die Plätten wieder flottzumachen und so schön geschmückt zu bekommen. 

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1000 Zuschauer beobachten Festzug beim Altschlierseer Kirchtag

Dann musste die Festgesellschaft weiter. Seitens der Vorstandschaft hieß es um 10.30 Uhr: „Aufstellen zum Kirchzug. Wir packen es an! Aufstellen und Musi!“ Bevor es in einem großen Schlenker durch den Kurpark losging, hackelte man sich noch ein bisschen ums Protokoll und ob man jetzt paarweise oder als traditioneller Kirchzug mit den Weiberleit vorne und den Mannerleit hinten laufen solle. Als das geklärt war, marschierte die Niklasreuther Blaskapelle, die diesen Festtag bereits seit über 40 Jahren begleitet, mit den Altschlierseer Trachtlern vorneweg. Die Ehrenkutsche mit der Geistlichkeit und Herzogin Helene in Bayern fädelte ein, dicht gefolgt von den weiteren Trachten- und Brauchtumsvereinen. 

So ging es vorbei an gut 1000 Schaulustigen auf St. Sixtus zu, wo der Wasserburger Stadtpfarrer Bruno Bibinger, der aus Schliersee stammt und hier auch seine Primiz feierte, zusammen mit Pfarrer Herbert Weingärtner und den Diakonen Alois Winderl und Joachim Baumann nicht nur einen festlichen Patroziniums-Gottesdienst, sondern vor allem einen emotionalen und mitreißenden Gottesdienst zum Thema Heimat feierte. Die Sehnsucht nach Heimat würden in so unruhigen und unsicheren Zeiten immer größer, sagte Bibinger: „Heimat ist der Ort, wo der Schlüssel sperrt und die Türen aufgehen. Da, wo man sich zugehörig fühlt, wo Herz- und Zungenschlag der Menschen zusammenpassen. Ein Ort, von dem man ein Stück mitnimmt, wenn man in die Welt hinausgeht, und der einem immer eine Zuflucht bietet.“

Mit Tradition, Brauchtum und dem Begehen der Festtage würde er am Leben gehalten. Dass das eine emotionale Angelegenheit ist, bewiesen Böllerschüsse und Glockenklänge zur Eucharistie und die feierlich intonierte Bayernhymne. Unter weiß-blauem Himmel zogen die 250 Trachtler dann durch den Ort zum Bauerntheater. Dort standen die Altschlierseer Spalier, als ihre Gäste zum Feiern und zum Tanzen einzogen.   

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