US-Fahrradhersteller expandiert nach Hausham: Europaweit erster Standort in ehemaligem Impfzentrum
Kurz nachdem das Landratsamt die geplante Erstaufnahmeeinrichtung in Hausham verworfen hat, stellt sich ein neuer Mieter des ehemaligen Impfzentrums vor: Der Mountainbikehersteller Yeti aus den USA wird hier seine erste Niederlassung in Europa eröffnen.
Hausham – Die Pläne von Landratsamt und Eigentümer, im ehemaligen Impfzentrum in Hausham eine Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete einzurichten, sind seit Ende Juli beerdigt (wir berichteten). Nun ist klar, was mit der Immobilie stattdessen passiert: Der US-amerikanische Fahrradhersteller Yeti eröffnet in dem früheren Autohaus seinen ersten Standort in Europa. Von Hausham aus will die auf Mountainbikes spezialisierte Firma den Absatz in Deutschland, Österreich und den Benelux-Ländern vorantreiben, teilt Axel Brosch, General Manager EU, unserer Zeitung mit. Neben einem Büro, einer Service-Werkstatt und einem Ersatzteillager soll dafür auch ein Showroom an der Alten Miesbacher Straße entstehen, in dem der Hersteller Einzelhändlern, neuen Partnern und an der Branche interessierten Journalisten die Fahrräder vorstellt. Ein Direktverkauf an Endkunden ist im ehemaligen Impfzentrum aber nicht geplant. Auch die Fahrräder lagern nicht in Hausham, sondern werden aus Holland verschickt.
Dass der in den USA renommierte Hersteller Yeti Cycles ausgerechnet nach Hausham expandiert, liegt vor allem an der reizvollen Umgebung, erklärt Brosch. „Wir müssen zu den Bergen, dahin, wofür wir unsere Mountainbikes entwickeln“, sagt der Geschäftsführer. Eine Teststrecke vor dem Haus sei deshalb nicht geplant. „Das macht für die Räder, die wir vertreiben, keinen Sinn.“ Stattdessen sollen die Partner raus in die Natur und die Mountainbikes dort testen, wo sie wohl auch später gefahren werden: auf Forststraßen. Auch der geplante Pumptrack in der Haidmühl sei interessant für die Sportler, sagt Brosch. Der 58-Jährige lebt selbst in Otterfing. „Ich bin mit der Region vertraut und liebe sie“, sagt er.
Kein Verkauf an Endkunden: Yeti will Vertriebspartnerschaften
Am Gebäude will der Geschäftsführer von außen nichts verändern, nur innen sollen Boden, Licht und Farben an die Marke angepasst werden. Im Eingangsbereich entsteht ein Aufenthaltsbereich mit Kaffeebar, an der die Vertriebspartner begrüßt und die Demoräder vorgestellt werden. Starten will Yeti voraussichtlich Anfang Oktober – fürs Erste mit vier Mitarbeitern. Je nach Bedarf soll dann Personal eingestellt werden, um den Vertrieb, die Buchhaltung, das Marketing, den Service und eine Werkstatt für Reparaturen unter einem Dach zu bündeln. „Das Team ist schon fast beinander“, sagt Brosch. Gesucht habe sich Yeti Mitarbeiter, die selbst aktiv fahren, „fast schon Mountainbike-Verrückte“.
Mit Fahrradgeschäften – das nächste liegt nur wenige Fußminuten entfernt an der Industriestraße – wolle die Marke nicht konkurrieren. An Endkunden würden allenfalls Ersatzteile und Zubehör direkt verkauft, meint Brosch. Aber auch das sei frühestens fürs nächste Jahr geplant. Vielmehr gehe es darum, Vertriebspartnerschaften zu knüpfen und auch dem Yeti Fox Race Team eine Heimat zu geben. Ganz neu sei der europäische Markt für Yeti nicht, erklärt Brosch. Bisher hätten aber nur unabhängige Distributoren die Räder verkauft, die freilich zuerst am eigenen Business und nicht an der Markenpflege interessiert seien. „Das ist gut zum Start, aber wenn eine Marke wachsen soll, dann muss man das schon selbst in die Hand nehmen“, sagt der Otterfinger.
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Mit dem Eigentümer des Ex-Impfzentrums ist Yeti laut Brosch schon seit drei bis vier Monaten im Gespräch – offenbar parallel zum Landratsamt, das in Vertretung des Freistaats Bayern Verhandlungen für die Erstaufnahmeeinrichtung geführt hatte. Wie berichtet, begrub die Behörde ihre Pläne jedoch aus zeitlichen und wirtschaftlichen Gründen, wie sie mitteilte, nachdem der Gemeinderat Hausham seine Zustimmung verweigert und die Gemeinde Klage gegen die Baugenehmigung eingereicht hatte.
„Wir wollten immer, dass die gewerbliche Nutzung erhalten bleibt“, erklärt dazu Bürgermeister Jens Zangenfeind (FWG), der mit den neuen Plänen fürs Ex-Impfzentrum entsprechend zufrieden ist. Von einer Blaupause für irgendetwas zu sprechen, sei „deplatziert“. Wie berichtet, hatte Landrat Olaf von Löwis in Bezug auf Hausham seine Befürchtung zum Ausdruck gebracht, es könnte der Eindruck entstehen, man müsse sich nur lange genug wehren, um Flüchtlingsunterkünfte zu verhindern. Die Gemeinde sei jedoch schlicht um jede Gewerbefläche froh, betont Zangenfeind. In die Verhandlungen eingebunden war die Gemeinde aber nicht: „Wir haben da kein Mitspracherecht.“ Der Eigentümer habe allein mit den Mietern verhandelt. nap