Bürgerversammlung in Eurasburg: „Die Wünsche sind groß, aber alles ist nicht möglich“

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In der Eurasburger Bürgerversammlung bat Bürgermeister Moritz Sappl (li.) um vernünftigere Umgangsformen, insbesondere in der Diskussion um die Kita. © Volker Camehn

Für die Kinderbetreuung findet sich kein Personal. Eurasburgs Rathauschef bittet daher bei der Bürgerversammlung um mehr Sachlichkeit.

Eurasburg – Zum Schluss hin wurde es grundsätzlich. Klaus Koch (Grüne), Mitglied des Eurasbuger Gemeinderats und Dritter Landrat, sprach von großen Herausforderungen für den Landkreis, etwa bezahlbaren Wohnraum, die Unterbringung von Asylbewerbern und den Öffentlichen Nahverkehr. Koch vertrat in der Eurasburger Bürgerversammlung Landrat Josef Niedermaier (FW). „Er wollte wirklich kommen.“

Bürgerversammlung in Eurasburg: „Die Wünsche sind groß, aber alles ist nicht möglich.“

Es ging aber nicht, weshalb Koch ein „paar Gedanken zur finanziellen Situation des Landkreises“ teilte. Stichpunkt steigende Kosten: „Von 2010 bis 2024 haben sich Ausgaben verdoppelt, auf 196,3 Millionen Euro.“ Es geht ihm aber auch um Anspruchsdenken: „Die Wünsche sind groß, aber alles ist nicht möglich.“ Beispiel Wohnfläche je Einwohner: Die stieg bis 2020 auf durchschnittlich über 46 Quadratmeter. 2010 waren es noch knapp 42 Quadratmeter. Und das bei wachsender Bevölkerung: 2040 werden wohl über 140 000 Menschen im Landkreis leben, so die offiziellen Schätzungen, derzeit sind es rund 130 000.

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Gut 30 Prozent der Einnahmen kommen aus der Gewerbe-, knapp 50 Prozent aus der Einkommensteuer. Und die Einnahmen seiner Gemeinde machen Bürgermeister Moritz Sappl gerade wenig Freude, die gute Laune, so schien es, lässt er sich aber nicht vermiesen. „Unten gibt es was zu trinken. Nicht, dass ihr nachher sagt, es wäre zu trocken gewesen“, begrüßte er die Bürger, viele mit Handschlag, im ersten Stock des Bürgerhauses. 400 000 Euro hatte die Gemeinde in das Gebäude unter Sappls Vorgänger Michael Bromberger investiert. Ob das Geld heute auch noch geflossen wäre?

Bürgermeister setzt auf „ein organisches, moderates Wachstum“

Immerhin verzeichnet Eurasburg gerade einen Einbruch seiner Gewerbesteuern (wir berichteten) auf gerade mal 500 000 Euro für dieses Jahr. „Vielleicht bekommen wir ja 2025 eine Million zusammen“, sagte Sappl in seinem Rechenschaftsbericht. Das wäre der Stand von 2016. Wie das zu bewerkstelligen ist, weiß der Rathauschef aber nicht so genau. Neue Unternehmen, die sich in Eurasburg niederlassen, das sei ein langfristiges Unterfangen, sagte er. Zumal er auf „ein organisches, moderates Wachstum“ setzt, wie er betonte, als die Frage nach bezahlbarem Wohnraum gestellt wurde. Derzeit gibt es in Eurasburg 604 Betriebe.

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Auch die „Steuerkraftzahl“ – der Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer – pro Einwohner ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 34 Euro bezeihungsweise 2,3 Prozent gesunken. Das hat unterm Strich konkrete Folgen. Auf Nachfrage räumte Sappl eine schwierige Lage ein: „Wenn ich sage, dass wir uns bestimmte Dinge gerade nicht leisten können, mache ich mir hier nicht nur Freunde.“ So war etwa die Anschaffung eines Kunstrasens für den Sportverein aus Kostengründen (1,3 Millionen Euro) im Februar dieses Jahres im Gemeinderat erstmal abgelehnt worden.

Zu wenig Personal für die Kinderbetreuung

An anderer Stelle drückt es ebenfalls. Stichwort Kita. „Es ist nicht befriedigend, wenn wir genug Betreuungsplätze haben, aber kein Personal“, so Sappl. Dass nicht genug Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen verfügbar sind, ist kein Problem, mit dem sich Eurasburg alleine herumschlagen muss. Die Suche nach Fachkräften gestaltet sich auch andernorts schwierig. „Ich verstehe, wenn es da Unmut bei den Eltern gibt.“

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Sappl bat jedoch darum, „die Umgangsformen einzuhalten“ und „vernünftig miteinander“ zu reden. In der Vergangenheit sei es schon zu „unangebrachter Wortwahl“ auch gegenüber Kita-Mitarbeitern gekommen. „Das geht nicht und schon gar nicht vor den Kindern“, sagte der Rathauschef. Koch formulierte es an diesem Abend etwas übergreifender: „Wir müssen wieder mehr auf gesellschaftlichen Zusammenhalt achten“, mahnte er. Denn: „Wir Bürger sind die demokratische Keimzelle.“

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