Revolte bei Skoda Deutschland: „Falsche Selbstdarstellung auf Kosten des Kunden“

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Das Thema Umweltprämie lässt Autobauer Skoda Deutschland nicht los. Zahlreiche Kunden wird die Auszahlung des Bonus plötzlich noch nicht gewährt. Der Konzern dementiert.

Berlin – „Sowas wie mit Skoda, solch eine bewusst irreführende Kommunikation und falsche Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit auf Kosten einzelnen Kunden, habe ich noch nie erlebt.“ Mit diesem Satz beendet Stefan Schmiedt seine Mail an den Autobauer, von dem er im September 2023 seinen Wagen bestellt hat. Es geht um die 3000 Euro Umweltprämie, die erst durch die Ampel-Koalition und nun - indirekt - durch den Autohersteller selbst gestrichen wurde.

Die Mail liegt Ippen.Media vor – und sie ist eine von vielen. Stefan Schmiedt ist einer von vielen bestürzten Kunden, die sich in der vergangenen Woche bei dieser Redaktion gemeldet haben, weil ihnen die 3000 Euro flöten gegangen sind. Sie fühlen sich betrogen – doch Skoda Deutschland weist die Vorwürfe zurück. In einer Stellungnahme an die Redaktion sagt der Autobauer: über 90 Prozent der Kundenfahrzeuge erhalten den Bonus. „Damit besteht für die allermeisten Kundenfälle eine positive Lösung. Nur wenige Fälle sind nicht kulanzberechtigt“.

Umweltbonus wurde von der Ampel plötzlich gestrichen

Die Geschichte fängt natürlich ganz woanders an, nämlich bei der Ampel-Regierung. Aufgrund der finanziellen Schieflage des Bundes wurde der Umweltbonus, der bis Dezember 2023 zwischen Autohersteller und Regierung aufgeteilt wurde, aus dem Nichts gestrichen. Viele Kunden, die eigentlich mit dem Bonus von mindestens 3000 Euro gerechnet haben, standen plötzlich ohne da.

Es folgte ein Aufschrei – und so gut wie jeder Autohersteller bekannte sich in den darauffolgenden Tagen dazu, die Umweltprämie für die Kunden zu garantieren, die sie eigentlich erwartet hatten. Auch Skoda Deutschland gehörte dazu. „Diese Kulanzregelung – über den festen Herstelleranteil des Bonus hinaus – ist eine Reaktion auf die vollkommen überraschende Entscheidung der Politik, die zu großer Verunsicherung bei den Kunden geführt hat“, so Skoda jetzt.

In ihrer Pressemitteilung vom 19. Dezember 2023 schreibt der Autobauer: „Skoda übernimmt gemeinsam mit teilnehmenden Händlern auch den staatlichen Bonusanteil für bereits bestellte Modelle mit Lieferdatum in 2024“. Was auch in der Nachricht steht: Der Umweltbonus wird nur dann gewährt, wenn der Händler sich zu 50 Prozent an den Kosten beteiligt, also 1500 Euro selbst trägt. Und das können nicht alle Händler, weshalb einige Kunden nun erfahren haben, dass ihnen der Bonus überhaupt nicht gezahlt wird.

Kunden fühlen sich von Skoda Deutschland ausgetrickst

Das sorgt für Frust. Die Kunden, die den - erst durch die Ampel-Regierung, dann durch Skoda Deutschland - Umweltbonus zum zweiten Mal gestrichen bekommen, fühlen sich ausgetrickst. Mit der Pressemitteilung von Skoda hatten sie Hoffnung, dass sie doch noch das Geld bekommen – nur um dann zu erfahren, dass ihr Händler nicht mitmacht oder nicht mitmachen kann.

Elektromobilität in SUV-Form: Der Skoda Enyaq iV fährt auch als Coupé vor (rechts). © Skoda Auto/dpa-tmn

Denn ein Händleranteil von 50 Prozent ist hoch – höher als bei anderen Herstellern. Wie viel genau die Autohändler anderer Hersteller bezahlen müssen, ist meistens nicht öffentlich bekannt. Aus informierten Kreisen sind jedoch in der Regel Zahlen zwischen 20 und 30 Prozent zu hören. Und auch darüber sind die Autohändler oft nicht glücklich.

Skoda Deutschland betont auf Anfrage mehrmals: „Nur wenige Fälle sind nicht kulanzberechtigt, da der zuständige Händler nicht an der Maßnahme teilnehmen möchte.“ Also: Dass der Händler nicht mitmachen möchte, dafür können wir nichts. Skoda könne auch nichts dafür, dass die Ampel den Umweltbonus so plötzlich auslaufen hat lassen.

Die Händler sehen das ganz anders: Das Vorgehen des Autobauers und die hohe Beteiligung „macht uns sprachlos – insbesondere vor dem Hintergrund, dass diese durchaus werbewirksame Pressemitteilung zuvor weder an den Handel kommuniziert, noch deren Inhalt oder gar die Rahmenbedingungen mit den Skoda-Handelspartnern abgestimmt worden sind“, so ein Händler in einer Nachricht an ihre Kunden.

Skoda-Kunden beschreiben Wut und Ärger

Am Ende sind es aber genau die, die jetzt die Leidtragenden sind. „Die 3000 Euro entsprechen ungefähr einem Monatsgehalt, ich bin Hauptverdiener einer fünfköpfigen Familie. Für die 3000 Euro wären wir gerne in den Sommerferien in den Urlaub gefahren, der wohl jetzt ausfallen muss“, schreibt ein Betroffener in einer Nachricht an diese Redaktion. „Ich bin maßlos enttäuscht von Skoda“.

Ein anderer Kunde schreibt: „Dass der Händler sich nicht daran beteiligt (beteiligen kann) ist für mich absolut nachvollziehbar. Aber wieso beteiligt sich zumindest Skoda nicht mit einem hälftigen Anteil von 1500 Euro, auch wenn der Händler nicht teilnimmt?“ Aus seiner Sicht wäre das geboten, als „Entgegenkommen“ für die langen Lieferzeiten, die er als Kunde ebenfalls schon in Kauf nehmen musste.

Ein weiterer Betroffener erklärt, dass er deshalb nicht berechtigt ist, den Bonus zu erhalten, weil sein Fahrzeug eigentlich erst im März 2024 ankommen sollte und das außerhalb der Bedingungen falle. Den Vertrag für den Wagen habe er im August 2023 unterschrieben, Mitte Dezember kam es dann im Autohaus an – also viel früher als geplant. „Skoda teilte uns mit, dass die geplante Auslieferung vom März 2024 durch erhöhte Produktion auf den Dezember 2023 verlegt wurde und wir dann auch die 4500 Euro statt der geplanten 3000 Euro erhalten könnten. Das Autohaus hingegen sagt jetzt, dass ich keinen Umweltbonus erhalte, da der erste angestrebte Liefertermin im März 24 gelegen habe und ich deshalb dafür nicht in Frage komme.“

Skoda Kundenbetreuung

Im Gespräch mit dieser Redaktion sagt Skoda Deutschland, dass sich Kunden bei Fragen immer an den Kundenservice wenden können. Gegebenenfalls können individuelle Lösungen geprüft werden. Die Mailadresse lautet: kundenbetreuung@skoda-auto.de

Verstoß gegen „ethische Grundsätze“

Stefan Schmiedt, ebenfalls betroffener Kunde, sagt im Gespräch mit dieser Redaktion, dass er sich sogar mit einem Anwalt in Verbindung gesetzt hat. Dieser habe ihm mitgeteilt, dass man prüfen könnte, ob ein Verstoß gegen ethische Grundsätze hier vorliege. Ein Vertragsbruch liegt nicht vor, schließlich hat Skoda Deutschland keine rechtlich bindenden Versprechen gemacht. Zudem war ja von vornherein öffentlich, wie hoch der Händleranteil ausfallen würde – auch wenn dieser offenbar nicht direkt mit den Händlern besprochen wurde.

„Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Skoda schadet sich hier selbst deutlich bezüglich seiner Reputation“, sagt Schmiedt. Skoda hingegen bleibt bei seinem Standpunkt. Man könne nichts dafür, wie „manche Kunden die Pressemitteilung interpretiert haben“, so der Pressesprecher.

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