Nach Förderstopp für E-Autos: Händler schicken Wut-Briefe an die Regierung – 60.000 Kunden betroffen

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Völlig überraschend kam der Stopp des Umweltbonus beim Kauf eines E-Autos, von einem Tag auf den nächsten war der Fördertopf leer. Autohändler reagieren frustriert.

Berlin – Dass der Umweltbonus ganz so schnell gestoppt wird, damit hatte in der Autobranche keiner wirklich gerechnet. Im Rahmen der Haushalts-Einigung zwischen den Ampel-Spitzen hatte man vereinbart, dass die E-Auto-Prämie anstatt bis Ende 2024 früher auslaufen soll. Wie aber wenige Tage später bekannt wurde, war mit „früher“ eigentlich „jetzt“ gemeint. Seit dem 17. Dezember 2023 werden keine neuen Anträge mehr angenommen.

Für Hersteller, Verkäufer und Kunden ein Schock. Denn die Prämie wird nicht schon beim Kauf des neuen Autos gewährt, sondern erst mit der Zulassung. Das heißt: Viele Kunden, die ihr neues E-Auto schon gekauft haben, es aber noch nicht ausgeliefert wurde, erhalten jetzt doch keinen Umweltbonus mehr. Der beträgt aber bis zu 6750 Euro – ein ganzer Batzen also.

Autobauer garantieren ihren Kunden den Umweltbonus

Als Reaktion melden nun immer mehr Autobauer, dass sie den Umweltbonus weiterhin garantieren werden, zumindest für die Kunden, die schon gekauft haben im Glauben, dass sie die E-Auto-Prämie erhalten würden. Als Erstes meldete sich der Konzern Stellantis zu Wort, der in einer kurzfristig verfassten Mitteilung schrieb, dass er Kunden nicht im Regen stehen lassen wolle. Gemeinsam mit ihren Partnern - also den Händlern - wollen sie den Bonus also weiterhin auszahlen.

Die allerdings fühlen sich nach Informationen dieser Redaktion etwas vor den Kopf gestoßen. Nicht nur, weil die Bundesregierung von jetzt auf dann die wichtige Prämie gestrichen hat und man sich nun vor Stornierungen fürchtet. Sondern auch, weil Hersteller wie Stellantis den Umweltbonus nicht alleine übernehmen, sondern einen Teil der Kosten an die Autohändler abgeben.

In einem Meeting mit dem Verband deutscher Opel-Händler habe man einem Teilnehmer zufolge die Verkäufer sogar dafür gedankt, dass man sich hat darauf einigen können, dass sie 20 Prozent der Kosten dafür übernehmen. „Leider wurde sich hierauf nicht geeinigt, sondern Stellantis hat es gefordert und der Händlerverband musste zustimmen“, so der Teilnehmer, der anonym bleiben möchte, im Gespräch mit Ippen.Media.

ZDK lässt Briefe an die Regierung schreiben

Da die Autohändler nun sinkende Aufträge fürchten - in einer sowieso schwierigen wirtschaftlichen Lage - hat der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) die Händler dazu aufgefordert, Briefe an ihre Bundestagsabgeordneten zu schreiben, in dem sie ihren Unmut deutlich machen. In einer vom ZDK verbreiteten Vorlage, die dieser Redaktion vorliegt, beschreiben die Autohändler den „gewaltigen Vertrauensverlust“, den die Regierung mit dieser Entscheidung verursacht habe. „Frust und Enttäuschung über fehlende Berechenbarkeit politischer Entscheidungen sind damit vorprogrammiert.“

Gebrauchtwagen
Autos stehen auf dem Parkplatz eines Händlers © Sebastian Gollnow/dpa/dpa-tmn

Weiter heißt es in der Vorlage, dass man „Verständnis dafür [habe], dass der Umweltbonus nicht ewig fortgeführt werden kann“, doch dass eine Übergangsregelung wünschenswert gewesen wäre. Diese sollte bis mindestens Jahresende laufen.

60.000 Fahrzeuge vom plötzlichen Förderstopp betroffen

„Wir, das Kfz-Gewerbe, haben bereits enorme Investitionen in die Elektromobilität getätigt. Wir unterstützen den Hochlauf. Die Bundesregierung will 15 Millionen E-Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen. Das geht nur mit uns. Der kurzfristige Förderstopp wirft uns dabei dicke Knüppel zwischen die Beine“, heißt es abschließend.

Das ZDK geht davon aus, dass 60.000 Fahrzeuge vom plötzlichen Stopp der Fördermittel betroffen ist. Bei jeweils 4500 Euro Prämie seien das 270 Millionen Euro, die jetzt auf die Schultern der Kunden und Kundinnen abgewälzt würden, so der Verband.

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