„Handfester Skandal“: Autobauer fordert „absurde“ Beteiligung am Umweltbonus – Kunden müssen Zahlen

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Die Abschaffung des Umweltbonus für E-Autos hat weiter Konsequenzen. Skoda hat jetzt Ärger mit einem Autohändler - Leidtragende sind die Kunden.

Berlin – Vor fast genau einem Monat hat die Bundesregierung quasi über Nacht bekannt gegeben, dass der Umweltbonus für E-Autos nicht mehr gezahlt wird. Grund war das Haushaltsdebakel der Ampel-Koalition, was zu zahlreichen Sparmaßnahmen geführt hat. Zehntausende E-Auto-Kunden erfuhren dann über Nacht, dass sie auf die Prämie von 4500 Euro pro E-Auto verzichten – ein Schock für alle Beteiligten.

Es folgte eine Welle von Pressemitteilungen von Autoherstellern, die versprachen, stattdessen selbst die Umweltprämie zu bezahlen. Unter bestimmten Voraussetzungen natürlich nur, versteht sich. Aber kurzum: Die Prämie sollte für die Käufer weiter gezahlt werden, die sich eigentlich darauf verlassen hatten, dass sie kommt.

Händler müssen sich am Umweltbonus beteiligen

Doch schon kurz nach Bekanntgabe dieser angeblich kulanten Aktion der Hersteller erreichte IPPEN.MEDIA die Information eines Autohändlers, der darauf aufmerksam machte, dass nicht die Autobauer selbst die Kosten der Umweltprämie tragen würden – sondern zu einem erheblichen Anteil auch die Händler. So hatte der Autobauer Stellantis seine Partner dazu aufgefordert, 20 Prozent der Kosten selbst zu tragen. Eine Verhandlung über diesen Anteil habe man dem Vernehmen nach nicht zugelassen.

Doch es geht im neuen Jahr noch weiter. Ein frustrierter E-Auto-Kunde des Autobauers Skoda wendete sich nun an diese Redaktion, da ihm der zuvor zugesagte Umweltbonus nun doch nicht gezahlt wird. Der Kunde, Björn Battenberg, erklärt auf Nachfrage, dass er die Berichterstattung rund um den Wegfall der Prämie intensiv verfolgt habe, da er direkt betroffen war und sein E-Auto kurz vor der Zulassung stand. Das belegen auch Unterlagen, die er unserer Redaktion geschickt hat. Nachdem bekannt wurde, dass die Förderung wegfällt, und Skoda den Umweltbonus selbst zahlen würde, habe er sich bei seinem Händler nochmal mündlich zusichern lassen, dass die 4500 Euro garantiert würden.

„Gestern [15. Januar, Anm. d. Red.] teilte uns das ausliefernde Autohaus nun mit, dass eine Zahlung der zugesagten 4500 Euro nicht erfolgen wird, entgegen der mündlichen Zusagen und der Pressemitteilung von Skoda. Man habe als Autohaus keine Einigung mit Skoda erzielen können“, so Battenberg.

Ein Škoda Enyaq
Der Škoda Enyaq ist ein beliebtes E-Auto-Modell. © Škoda

Skoda zahlt Umweltbonus nicht - Händler müssen „absurd hohe Beteiligung“ stemmen

Mitgeteilt wurde dies vom Autohaus durch eine Kundeninformation, die ebenfalls IPPEN.MEDIA vorliegt. Darin wird ausführlich erläutert, wie es dazu kommen konnte.

„In den darauffolgenden zwei Wochen [nach Wegfall der Prämie, Anm. d. Red.] haben viele Automobilhersteller ihren jeweiligen Umgang mit betroffenen Kunden werbewirksam kommuniziert. Auch der Hersteller Škoda hatte seine entsprechende Vorgehensweise umgehend veröffentlicht“, so das Autohaus. Was nach Angaben des Autohauses von Skoda verschleiert wurde: Der Anteil, den sie, die Händler, zu stemmen haben.

„Umso größer war unser Entsetzen, dass der Hersteller seinen Handelspartnern für die Teilnahme dieser ausgelobten Kulanzregelung eine hohe Beteiligung abverlangt – in unserem Falle ein sechsstelliger Euro-Betrag.“ Und weiter: „Diese Vorgehensweise, die nicht nur uns als Vertragspartner vor den Kopf stößt, sondern auch den Großteil aller Škoda-Kunden in Deutschland, macht uns sprachlos – insbesondere vor dem Hintergrund, dass diese durchaus werbewirksame Pressemitteilung zuvor weder an den Handel kommuniziert, noch deren Inhalt oder gar die Rahmenbedingungen mit den Škoda-Handelspartnern abgestimmt worden sind.“

Kunde ist empört: „Ein handfester Skandal“

Damit teilt das Autohaus seinen Kunden mit, dass die Umweltprämie doch nicht gewährt werden könne. Die „absurd hohe Händlerbeteiligung“ könne man „nicht ansatzweise“ decken.

Für Kunden wie Björn Battenberg stößt all das auf großes Unverständnis. „Ich halte das für einen handfesten Skandal und in der Art kann die Pressemitteilung vom 19.12.2023 [von Skoda, Anm. d. Red.] nicht unkommentiert Bestand haben. Viele Kunden haben sich erst auf den Staat verlassen und im Anschluss daran auf die Zusagen des Herstellers!“

Auf unsere Bitte um Stellungnahme zu diesem Sachverhalt hat Skoda Deutschland bis Redaktionsschluss nicht reagiert. Das Autohaus, bei dem der Kunde sein E-Auto gekauft hatte, bedankte sich für das Interesse, lehnte eine weitere Stellungnahme jedoch ab.

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