Neuer Verein soll die Wirtschaft im Landkreis fördern
Zu der jüngsten Sitzung des IHK-Regionalausschusses haben sich die Mitglieder im Innovationszentrum der Firma Neumann & Neumann in Morgenbach getroffen. Unter anderem ging es um die Wirtschaftsförderung im Landkreis, für die ein neuer Verein in Planung ist. Ein Vorschlag, der auch auf Kritik stieß.
Wildteig/Morgenbach – Recht beeindruckt zeigten sich die Mitglieder des IHK-Regionalausschusses Weilheim-Schongau, als sie nach der Betriebsführung durch das Innovationszentrum Morgenbach in den bequemen Schreibtischsesseln des Besprechungszimmers Platz nahmen. Eva Neumann, Geschäftsführerin des Software- und Beratungsunternehmens Neumann & Neumann, hatte sie als Gastgeberin eine gute Stunde durch den schicken Neubau geführt. Das energieeffiziente Haus ist vollkommen auf das digitalisierte Arbeitsverständnis von „New Work“ ausgerichtet, mit Sauna, Fitnessraum und einer großen Terrasse samt Pizzaofen. Hier lässt es sich arbeiten.
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Neben familienfreundlichen Arbeitszeiten und generell einer hohen Flexibilität für die Mitarbeiter sind es solche „Benefits“, mit denen Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt punkten können. Denn bekanntlich müssen sich Arbeitgeber inzwischen ganz schön ins Zeug legen, um qualifiziertes Personal zu halten oder neues zu finden.
Geschäftsführer im Landratsamt
In der jüngsten Sitzung beschäftigte sich der IHK-Regionalausschuss aber nicht nur damit, wie man als Arbeitgeber für potenzielle Bewerber locken und gute Angestellte halten kann. Für die Unternehmer, die die Wirtschaft im Landkreis vertreten, ging es an diesem Nachmittag vor allem um eines: die Wirtschaftsförderung. Die soll nämlich kräftig angekurbelt werden.
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Wie Ausschussvorsitzender Klaus Bauer sagte, habe man in den vergangenen Monaten intensiv an einem Konzept gearbeitet. „Wir haben uns der Wirtschaftsförderung systematisch genähert“, erklärte auch Andreas Korn, der die IHK-Geschäftsstelle in Weilheim leitet. Entstanden ist die Idee eines übergeordneten Wirtschaftsförderungs-Vereins, der Schnittstellen schafft. Den Satzungsentwurf gibt es schon.
Es gibt aber auch Kritik
Barbara Christ, die das Konzept des Vereins federführend entwickelt hat, stellte den Ausschussmitgliedern das Konzept genauer vor. Sie sagte, dass man mit der Neugründung ein „Forum für Verwaltung, Wirtschaft und Politik“ schaffen und bestehende Angebote bündeln wolle. Vorbild sei die Wirtschaftsförderung in Bad Tölz-Wolfratshausen, die gut funktioniere. Wie Christ darlegte, soll das Landratsamt eng in den neuen Verein mit einbezogen werden: So ist unter anderem ein Geschäftsführer für den Verein vorgesehen, der als 20-Stunden-Kraft im Landratsamt angestellt ist.
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Starke Kritik an dem Vorschlag kam von Peter Ostenrieder. Er sehe sei „sehr skeptisch“, warum man einen weiteren Verein gründen solle, der in erster Linie Energie raube und vom Wesentlichen ablenke. „Wir müssen mit dieser Verordnerei aufhören“, forderte er und betonte, dass Wirtschaftsförderung auf Verwaltungsebene nicht funktionieren würde.
„Nichts machen“ ist keine Option
Aus Erfahrung in Wirtschaft und Politik wisse Ostenrieder zudem, dass das Landratsamt und Unternehmen von Haus aus unterschiedliche Sichtweisen hätten, was ein Vorankommen lähmen könne. Und Ostenrieder bezweifelt, ob es „viel bringt“, wenn der Geschäftsführer nur 20 Wochenstunden im Dienst sei. Dass es viel Überzeugungsarbeit gekostet habe, diese Stelle überhaupt zugesagt zu bekommen, machte dagegen Christ klar: „Das Landratsamt hat ja kein Geld.“
Auch Korn machte noch einmal deutlich, dass es sich bei der Stelle um eine „Kann-, keine Pflichtaufgabe“ des Landkreises handle, über die man dankbar sein müsse. Er sagte, dass man jegliche Einwürfe, wie sie auch Ostenrieder anbrachte, im Vorfeld schon ausführlich diskutiert habe. „Aber nichts machen ist auch keine Option“, fasste es Korn zusammen. Diese Meinung schien auch das Gros der Ausschussmitglieder zu teilen.
Frauen und Ältere im Fokus
Zu den Diskussionen des Nachmittags zählte auch das Thema „Arbeitskräftepotenzial und Fachkräftesicherung“ – also die Frage, wie sich arbeitsfähige Menschen in mehr oder eine längere Erwerbstätigkeit bringen ließen.
Elfriede Kerschl von der IHK für München und Oberbayern rückte bei ihrem Vortrag vor allem zwei Personengruppen in den Fokus: Ältere und Frauen. Dafür stellte Kerschl zwei Studien vor. Beide lieferten ähnliche Ergebnisse:
Um Frauen aus der Teilzeit in die Vollzeit zu bringen, müsste an den steuerlichen Anreizen geschraubt werden. Etwa durch die Abschaffung des Ehegattensplittings.
Bei älteren Arbeitnehmern müsste, so eine Studie des ifo-Instituts, das Renteneintrittsalter von 67 auf 69 erhöht werden, um den drohenden Clash bei der Rentenkasse hinauszuzögern. „Das ist ein absolutes Tabuthema“, ist sich Kerschl bewusst.
Genauso die Abschaffung der Rente mit 63 und die Erhöhung des Abschlagsfaktors, die in der ifo-Studie ebenfalls genannt werden, um die jüngere Generation vor enorm hohen Beitragszahlungen zu bewahren.