„Den inneren Schweinehund überwinden und los“- Schüler überqueren Alpen in fünf Tagen

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Zwischenstopp auf der Kenzenhütte für die Schüler des Welfen-Gymnasiums. © Privat

Nach einem Jahr Vorbereitung im Rahmen eines Projekt-Seminars haben Schüler des Welfen-Gymnasiums ihren Plan in die Tat umgesetzt: Innerhalb von fünf Tagen haben sie zu Fuß die Ammergauer Alpen überquert. Ein unvergessliches Erlebnis, wie sie berichten.

Schongau - Die Schuhe sind noch nass, Kleidungsstücke kleben klamm am Körper. Am Vorabend war die Gruppe auf ihrer Wanderung in ein Gewitter geraten. Auch wenn die Motivation gerade am Tiefpunkt ist – ans Aufgeben denkt hier niemand. „Augen zu und durch, den inneren Schweinehund überwinden und los“, beschreiben es Lisa Sporer und Sarah Koch.

Im Rahmen eines Projekt-Seminars mit Leitfach „Sport“ am Schongauer Welfen-Gymnasium hatten sich Elftklässler mit einer Alpenüberquerung befasst. Ein Jahr lang wurden Pläne geschmiedet – die Route ausgetüftelt, Übernachtungsmöglichkeiten gesucht, Packlisten verfasst, Sponsoren organisiert und ein Instagram-Account erstellt (15vsalps), erzählen Sporer und Koch stellvertretend. Aufgeteilt in Gruppen von zwei bis drei Leuten, hatten sich die Schüler, alle um die 17 Jahre alt, den einzelnen Themen angenommen.

Vorbereitung auf die Alpenüberquerung

In der Oberstufe muss ein Seminar belegt werden, aus verschiedenen Fächern und Themen kann frei gewählt werden. Einmal in der Woche kommt man zusammen. Darüber hinaus hieß es für die Schüler, im „Transalp Allgäu“-Seminar zu trainieren. „Wir sollten die verschiedenen Geländearten kennen“, erklärt Sporer. Und Lehrer Christian Cartal habe so sicherstellen wollen, dass alle in der Gruppe der Herausforderung gewachsen sind. Schließlich sollte die Wanderung im Sommer in die Tat umgesetzt werden: in fünf Tagen über die Ammergauer Alpen.

Insgesamt 8000 Höhenmeter sollten die Schüler vorher schaffen. In der Regel trainierten alle alleine, hielten ihre Erfahrungen in Trainingstagebüchern fest. Auch eine gemeinsame Probewanderung gab es, bei der eine Tagesetappe ausprobiert wurde, erzählt Koch. Und nebenbei lief man die Schuhe ein.

Vor schmerzhaften Blasen war man bei der Alpenüberquerung trotzdem nicht gefeit. Die schweren Rucksäcke machten zwischendurch ebenfalls zu schaffen. Man sei durchaus an körperliche und psychische Grenzen gekommen, erzählen die Schülerinnen. Vor allem aber sei es eine „coole Erfahrung“ gewesen, habe die Gruppe zusammengeschweißt und alle an den Herausforderungen wachsen lassen. Ein Erlebnis, das sie auf keinen Fall missen möchten. Zwischen sechs und acht Stunden sei man täglich gelaufen – zwischen 14 und 24 Kilometer und 800 bis 1200 Höhenmeter bezwang man.

Schmerzende Füße und tolle Aussicht

Los ging es für 13 Schüler sowie die Lehrer Christian Cartal und Anna Rinderle in Oberammergau. Sieben bis acht Kilo, erzählen Koch und Sporer, wogen die Rucksäcke, die jeder schultern musste. Weil eine Schülerin nach einem zurückliegenden Unfall nicht so schwer tragen sollte, teilten die anderen ihr Gepäck kurzerhand unter sich auf. Es sollte kein Hinderungsgrund für sie sein, erklärt Sporer.

Die erste Etappe sollte – da noch bei strahlendem Sonnenschein – zur Kenzenhütte führen. „Nach einem guten Essen, Baden am Wasserfall und lustigen Gesprächen fielen wir müde ins Bett“, berichten die Schülerinnen. Doch schon am zweiten Tag habe sich ein Gewitter angekündigt. Ausgerechnet, als die längste Etappe zum Säulinghaus anstand. Außerdem hatte man rund 1100 Höhenmeter zu bezwingen. In einem Bushäuschen konnte man sich immerhin unterstellen, bis der Starkregen nachließ. Nass wurden die Schüler trotzdem. Mit zweistündiger Verspätung kamen sie auf der Hütte an.

Nicht alles trocknete über Nacht, weshalb die Laune am dritten Tag kurzzeitig zu kippen drohte. „Aber irgendwie haben wir uns immer wieder aufgerafft“, sagt Koch. Tatsächlich sei der Tag, anders als erwartet, sehr entspannt verlaufen. Auf dem Weg zur Gehrenalpe habe die Gruppe sogar einen Zwischenstopp zum Baden und Chillen am Frauensee einlegen und neue Kräfte tanken können. Wieder gut gelaunt und sogar früher als geplant kamen sie an, genossen gutes Essen und eine „Top-Aussicht“.

Tags darauf war wieder Überwindung angesagt: Es regnete schon wieder, Füße und Rücken schmerzten mittlerweile. Über den Haldensee zur Landsberger Hütte sollte es gehen. „Eine anstrengende Tour“, fassen es Koch und Sporer zusammen. Das letzte Stück am fünften Tag nach Bad Hindelang sei dennoch das schwerste für sie gewesen. Obwohl kein Berg mehr bezwungen werden musste. Der Weg durchs Tal und auf Asphalt sei eben recht eintönig gewesen. Aber das Ziel lag vor Augen: Der Busbahnhof in Bad Hindelang. Von dort ging es zurück nach Schongau.

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