Bedenken in Seeshaupt: Geplante Asyl-Unterkunft sorgt für Diskussionen über Kindergarten- und Schulkapazitäten
Es ist wie fast überall im Landkreis: Wird eine neue Asyl-Unterkunft geplant, gibt es zunächst Bedenken und Befürchtungen. So auch in Seeshaupt, wo der Freistaat in der St.-Heinricher-Straße einen Komplex für 152 Personen bauen will. 99 Geflüchtete sollen darin untergebracht werden.
Seeshaupt – Wegen des verständlich großen Interesses der Seeshaupter hatte Bürgermeister Friedrich Egold die jüngste Gemeinderatssitzung vom Rathaus in den Leonhard-Sterff-Saal verlegt. Als „Überbringer der mittelguten Nachrichten“ begrüßte er vom Sachgebiet Asyl und Integration des Landratsamtes Weilheim-Schonbau Helmut Hartl und Bernhard Pössinger. Sie betonten, dass zu den derzeit 3.300 im Landkreis lebenden Geflüchteten jeden Monat weitere einhundert Personen zugewiesen würden, die man unterbringen müsse. Das Landratsamt als Exekutive sitze dabei „im gleichen Boot“ mit den Gemeinden, um diese Mammutaufgabe zu stemmen.
Dabei wolle man von Sammelunterkünften und Containern wegkommen und dezentrale Einheiten schaffen wie jetzt in Seeshaupt. Das Konzept befinde sich aber noch in der Planungsphase, in die man die Gemeinde einbeziehen wolle. Rund 70 Meter vom Starnberger See entfernt in der St.-Heinricher-Straße ist ein Geschosswohnbau über mehrere Blöcke in nachhaltiger Vollholzbauweise mit Wärmepumpe und Photovoltaik vorgesehen. Das Projekt gilt als sogenannte „Mischunterkunft“ mit abgeschlossenen Wohneinheiten in diversen Größen für Familien, Mütter mit Kindern und Einzelpersonen verschiedener Nationen und Glaubensrichtungen, was sich in anderen Gemeinden bewährt habe. Neben den Wohnungen sei auch eine „niederschwellige Kinderbetreuung mit Tagesmüttern“ vorgesehen. Die Kosten für Personal, Sozialbetreuung und Sicherheitsdienst werden dabei vom Landratsamt getragen, belasten also nicht den Seeshaupter Haushalt. Ebenso wie die Erschließung des Grundstücks, die der Freistaat als Bauherr übernimmt.
Der Bau sei laut Helmut Hartl für eine mindestens dreißigjährige Nutzung ausgelegt. Dabei kann die Gemeinde Seeshaupt als „Untermieter“ die aktuell oder später nicht von Geflüchteten belegten Einheiten an wohnungssuchende Bürger zum ortsüblichen Preis vermieten.
Das dem Freistaat Bayern gehörende Grundstück an der St.-Heinricher-Straße stand 2015 schon einmal für eine Flüchtlingsunterkunft zur Debatte. Wegen gefundener Altlasten im Boden kam man damals davon ab. Jetzt werden sie für einen Millionenbetrag fachmännisch entsorgt, was letztendlich auch der Gemeinde zugute komme, so Bernhard Pössinger. Die jetzige Entscheidung für die Nutzung als Flüchtlingsunterkunft habe der Staatsbetrieb „Immobilien Freistaat Bayern“ getroffen, kurz IMBY genannt.
Es sei schade, dieses Filetgrundstück im Wert von geschätzt sechs Millionen Euro abzüglich der Altlasten-Entfernung dafür zu nutzen, hieß es bedauernd aus dem Gemeinderat. Auch wurde befürchtet, dass die Folgekosten der Geflüchteten wie bei Kindergarten und Schule die Leistungsfähigkeit der Gemeinde übersteigen. Trotz Integrationspauschale des Staates für die Kommunen. Man wünschte sich eine Reduzierung auf 25 Personen, denn „Seeshaupt soll keine Sammelstelle für andere Gemeinden werden“.
Geplante Asyl-Unterkunft sorgt für Diskussionen über Kindergarten- und Schulkapazitäten
Die „Willkommenskultur von 2015“ gibt es nicht mehr, stellte eine Gemeinderätin fest. Vom ursprünglich großen Helferkreis in Seeshaupt sei eine einzige Person übrig geblieben. Man könne nur hoffen, dass sich bald wieder Bürger bereit erklären, den Geflüchteten bei Sprachunterricht oder Behördengängen zur Seite zu stehen. „Zuviel Hilfe macht hilflos“ entgegnete Bernhard Pössinger. Er habe festgestellt, dass die Flüchtlinge viel selbstständiger geworden seien. Wohl durch Kontakt zu Landsleuten, die schon länger hier leben.
Der Tagesordnungspunkt wurde nach längerer Diskussion und einem nicht gerade positiven Stimmungsbild beendet. Es sollte auch nur um die Vorstellung des aktuellen Planungsstandes gehen, damit sich die Gemeinderäte konkrete Gedanken für das weitere konstruktive Mitwirken der Kommune machen.