Pläne zur Biogasanlage an Seestraße in Peiting vorgestellt

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Fermenterboxen, ein Gasspeicher und Technik für die Aufbereitung: Das sind wesentliche Bestandteile der Biogasanlage. © Renergon

Die Abstimmung zur geplanten Biogasanlage an der Seestraße im Nordosten Peitings ist verschoben. Zunächst machen sich die Räte auf zu einer Exkursion nach Biberach, wo eine vergleichbare Anlage schon in Betrieb ist.

Peiting – Ausführlich wurde das Projekt von den zwei Referenten Pierre Guttwein und Johannes Warmuth vorgestellt; ausführlich war anschließend die gut einstündige Diskussion. Guttwein ist Vertriebschef bei der Firma Renergon, die ihren Sitz nahe Ravensburg hat und auf die Verwertung von organischen Abfällen und Festmist spezialisiert ist. Warmuth ist dort „Leiter Inbetriebnahme“.

Renergon ist der Investor; in Peiting wird sich ein regionaler Betrieb um die Anlage kümmern. Dabei handelt es sich um das landwirtschaftliche Lohnunternehmen mit Franz Seidel junior als Geschäftsführer. Darum war und ist dessen gleichnamiger Vater als Gemeinderat von Beratung und Entscheidung zum Thema ausgeschlossen.

Bei der Biogasanlage, die an der Seestraße in Höhe der Einmündung Eselsbrunnenweg in 300 Meter Abstand zur Wohnbebauung auf einem circa ein Hektar großen Grundstück errichtet werden soll, handelt es sich um eine Trockenvergärung; die Substrate sind Festmist, zumeist von Pferdehöfen und Hühnerbetrieben.

Das Energieprojekt ist auf 22.000 Tonnen Material pro Jahr ausgelegt. Benötigt werden fünf befahrbare Boxen, sogenannte Fermentergaragen, mit einer Stapelhöhe bis zu drei Metern. Alle fünf Tage wird eine Box geöffnet; währenddessen muss die Produktion angehalten werden. Nach 21 bis 25 Tagen ist dem Material die Energie entzogen; dann soll es wieder als Dünger ausgebracht werden.

Das Biomethan kann hergenommen werden, um ein Blockheizkraftwerk zu betreiben und Strom zu erzeugen; im Fall von Peiting soll es aber ins Gasnetz eingespeist werden, das vom Unternehmen Schwabennetz Energie betrieben wird. Bis zu den nächsten Rohren sind es nur wenige hundert Meter.

Laut Franz Seidel senior ist der benötigte Festmist in einem Umkreis von 20 Kilometern vorhanden. „Mit Gülle können wir nichts anfangen“, kommentierte er auf Nachfrage des Kreisboten. Auch Mais werde nicht angeliefert. Für den Transport sind täglich drei An- und Abfahrten mit Lkw bzw. schweren landwirtschaftlichen Fahrzeugen erforderlich.

Lange Diskussion um Biogasanlage an Seestraße in Peiting

„Sehr interessant“ findet Bürgermeister Peter Ostenrieder das Projekt. Wenn dafür ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt werde, habe man ein „komfortables Instrument“, um auch den Anliegen der Gemeinde gerecht zu werden. Doch halte er es erst für richtig, sich eine vergleichbare Anlage anzuschauen, was zuvor auch manche Gemeinderäte vorgeschlagen haben.

Christian Lory (Unabhängige) brachte einen grundsätzlichen Gedanken vor. Das Projekt sei ein generelles Thema der Ortsentwicklung. Er stellte die Frage, ob letztlich der Flächennutzungsplan geändert werden soll und ob die Gemeinde es wolle, dass dort ein Gewerbegebiet entsteht. Claudia Steindorf (SPD) wollte wissen, was dem angelieferten Material alles beigemischt werde. Vertriebsleiter Guttwein antwortete, das sei allenfalls Regenwasser, vor allem bei trockenem Pferdemist. Steindorf sprach auch die Geruchsemission an. Sie wohne an der Pater-Schelle-Straße, und dort habe man zeitweise den Gestank von einem Hühnerhof in der Nase, der weiter weg sei als die geplante Biogasanlage. Die Renergon-Vertreter antworten, dass es bei dem Gärprozess in den Boxen stinke. Diese seien aber luft- und gasdicht verschlossen.

Andreas Barnsteiner (Bürgervereinigung) hatte ebenso wie andere Redner „Bauchweh“ beim Standort. Dort sei kein Stromanschluss vorhanden, keine Wasserleitung da; auch fehle ein Kanal, und die Zuwegung sei problematisch. Ihn treibe die Sorge um, dass der Radius beim Einzugsgebiet größer werde.

Während Michael Deibler (CSU) ein „spannendes Projekt“ sah, forderte Fraktionskollege Norbert Merk ein Gutachten zu den Emissionen (Geruch, Lärm). David Kammerer (CSU) ergänzte, dass bei 60 Dezibel Lautstärke an der Anlage 300 Meter entfernt am Rand der Wohnbebauung von einem Schallpegel mit 30 Dezibel auszugehen sei. Alfred Jocher (Unabhängige) sah einen Konflikt zwischen beliebten Wanderwegen und den Transportwegen zu der Anlage.

Herbert Salzmann (SPD) erwähnte, dass man einen Wärmeplan für den Markt Peiting aufstelle und dass anders als in Schongau keine Versorgung mit Fernwärme erfolgen könne. Darum sei der Ansatz, Biogas einzuspeisen und evtl. später mal Wasserstoff im bestehenden Gasleitungsnetz zu transportieren, der richtige Weg.

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