Bernbeurer Wilhelm Straif zum Ehrenbürger ernannt – bewegtes Leben geführt
Wilhelm Straif hat dieser Tage seinen 90. Geburtstag gefeiert. In seinem Leben hat der Bernbeurener so einiges vorangebracht: in der Gemeindepolitik und der Kirche, als Geschäftsführer, Eishockey-Schiedsrichter und Familienvater. Halt gab ihm immer der Glaube.
Auch an dem Tag nach seinem Geburtstag läutet bei Wilhelm Straif noch ständig das Telefon. Der 90-Jährige holt den Apparat vom Flur ins Wohnzimmer. „Kannst du später nochmal anrufen? Die Presse ist grad da“, wimmelt er die Gratulantin, die gerade ihren Besuch ankündigen will, freundlich ab. Dann legt er auf und widmet sich wieder dem Gespräch zu. Straif will keine Zeit verlieren, er hat viel zu erzählen.
Rückblick auf die eigene Lebensgeschichte
Beim Sprechen über die eigene Lebensgeschichte – noch dazu, wenn sie so viele Kapitel hat – würden sich viele schwertun, nicht abzuschweifen. Der Bernbeurener hat damit kein Problem. Während er am Wohnzimmertisch sitzt, das hellgrüne Hemd ordentlich in die dunkle Kordhose gesteckt und einen beachtlichen Geschenke-Stapel neben sich, blickt er mit aller Ruhe auf sein Leben zurück.
Wilhelm Straif ist auf einer Landwirtschaft groß geworden. Er selbst wollte Bäcker oder Konditor werden, wurde aber Maurer. Das habe sich damals so ergeben, erzählt er heute. „Als wir unseren Stall umgebaut haben, wurde mir die Lehrstelle angeboten.“ Straif ging bei der örtlichen Baufirma Suiter in die Lehre, die Landwirtschaft betrieb er später mit seiner Familie im Nebenerwerb weiter.
Geschäftsführung bei der Firma Suiter übernommen
Nach dem unerwarteten Tod des Junior-Chefs stand die Firma Suiter aber plötzlich vor dem Aus. Straif sagt, dass er den Betrieb rettete, indem er seinen Meister machte und die Geschäftsführung übernahm. Diese hatte er letztlich 30 Jahre inne, und unter seiner Leitung entstanden zahlreiche Gebäude in Bernbeuren – unter anderem die Grundschule.
Aber nicht nur als Geschäftsmann und Handwerker, auch als Gemeindepolitiker brachte Straif in Bernbeuren so einiges voran. Mit 30 wurde er in den Gemeinderat gewählt. „Damals war ich noch ein junger Kerl“, erinnert sich der Bernbeurener lächelnd zurück. Letztlich blieb Straif ganze 36 Jahre lang in der Kommunalpolitik tätig, 18 Jahre davon als zweiter Bürgermeister.
Auch Bau der Auerberghalle fällt in seine Amtszeit
An die größten Projekte seiner Amtszeit kann sich Straif freilich noch gut erinnern. Zum einen war das der Bau der Auerberghalle. „Für die hab ich mich als Junger fest eingesetzt.“ Auch die Trinkwasserversorgung im Ort, der Kanal- und der Wegebau gehörten zu den wichtigsten Projekten seiner Amtszeit. Insgesamt sei die Gemeindepolitik in Bernbeuren nicht immer einfach gewesen. „Wir haben ja sehr viele Weiler und Einzelhöfe. Da sieht jeder erstmal sich selbst“, weiß Straif aus Erfahrung. Alle Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen– das sei oft eine Herausforderung gewesen.
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Aufgeben kam aber nie infrage. Eine Einstellung, die sich durch alle Bereiche seines Lebens zu ziehen scheint. Denn neben dem Beruf, der Gemeindepolitik und der Familie – Straif und seine Frau Irene schenkten drei Kindern das Leben – war da auch noch sein riesiges Engagement im TSV Bernbeuren, dem er über 75 Jahre angehört, und natürlich der Kirche.
2600 Eishockey-Spiele gepfiffen
Auf der oberen Ablage des grün gefliesten Kachelofens hat Straif drei Pokale stehen . Einer für 500, einer für 750 und einer für 1000 Einsätze als Schiedsrichter, wie auf den silbernen Plaketten geschrieben steht. Wilhelm Straif pfiff jahrzehntelang Eishockeyspiele. „Insgesamt waren es 2600“, schätzt er. „Von der Hobby- bis zur Bundesliga.“ Dafür war Straif in ganz Deutschland unterwegs, vor allem an den Wochenenden konnte er deshalb kaum zu Hause sein. „Das hab ich gebraucht“, sagt er. „Wenn ich gepfiffen hab, war das mein Ausgleich. Dann konnte ich alles andere vergessen.“
Der 90-Jährige steht auf und kramt einen Bildband aus seinem Bücherregal. „Kappellen und ihre Menschen“, heißt es. Katharina Hindelang hat darin Kapellen aus der Region zusammengetragen, und dafür auch Wilhelm Straif getroffen. 1989 hat der Bernbeurener, der sich 12 Jahre für die Wies als Kirchenpfleger engagierte, eine Kapelle gebaut. „Aus Dankbarkeit.“
Kapelle steht nur wenige Meter vom Wohnhaus entfernt

Der kleine Sakralbau, den Straifs Nachbar Ferdinand Riegger vor kurzem zu einem frischen Anstrich verholfen hat, steht nur ein kleines Stück von seinem Wohnhaus entfernt auf einer Anhöhe. Vor ihrem Eingang drücken sich zwei kräftige Birken wie Säulen aus dem Boden, und wenn man genau hinschaut, erkennt man von der Kapelle aus sogar die Wieskirche in Steingaden. In Anlehnung an die Wallfahrtskirche hat Straif im Innenraum seiner Kapelle die Figur des gegeißelten Heilands anbringen lassen. „Die Wies ist meine zweite Heimat“, sagt er bedächtig. „Zu ihr bin ich immer gekommen, wenn ich nicht mehr weiter wusste.“
Der Glauben gab Straif immer Halt. Und er würde am liebsten gerne allen ein Stück davon auf den Weg geben. Bei seiner Geburtstagsfeier hat er deshalb Handzettel mit einer Fotografie von der Wieskirche verteilt. Daneben steht in einem Text über Gott geschrieben: „Wie viel Hilfe konnte ich in kleinen Dingen seh‘n, wüsste nicht, wo ich allein bliebe.“ Straif ist diese Zeile wichtig. „Sie ist so wahr“, sagt er und lächelt.
Zum Ehrenbürger ernannt
Für sein lebenslanges Wirken im und für den Ort hat die Gemeinde Bernbeuren Wilhelm Straif zum Ehrenbürger ernannt. Im Rahmen einer Feier zu seinem 90. Geburtstag überreichte Bürgermeister Karl Schleich die besondere Urkunde. In der darauffolgenden Gemeinderatssitzung, in der die Ehrenbürgerschaft-Ernennung bestätigt wurde, sprach der Bürgermeister seine Anerkennung für Straif aus. Er habe in den 36 Jahren als Kommunalpolitiker „unglaublich viel für das Gemeinwohl getan“, sagte Schleich. „Meine Hochachtung, wenn man so viel auf den Weg bringt und so lange dabei ist.“
Zu der Feier an Straifs hielt der ehemalige Wies-Pfarrer Gottfried Fellner dem Jubilar eine Laudatio. Auch für sein Wirken in der Pfarrgemeinde und Kirchenpflege erhielt der 90-Jährige viele anerkennende Worte.
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