Keine Demos mehr: Wo sind die Klimaprotestler hin?

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim
  4. Weilheim

Kommentare

Protest in Schongau: Sonja Mogk, Bogi Boruzs und Soja- Nemo Heißerer von der FFF-Ortsgruppe bei einer Demo im März 2022. © Siegl/A

In den letzten Monaten ist es ruhig geworden um die Fridays for Future (FFF)-Bewegung im Landkreis. Demonstrationen zum Thema Klimawandel fanden keine mehr statt. Haben der Ukrainekrieg und die Inflation den Kampf gegen den drohenden Umwelt-Gau verdrängt? Oder haben die Aktivisten aufgegeben?

Landkreis - Der Idealfall wäre, dass ihr Einsatz nicht mehr nötig ist, weil Umwelt ganz oben auf der Agenda steht. Aber so ist es nicht, sagt Gianna Lisci, die sich für die FFF-Gruppe in Penzberg engagiert hat. „Natürlich ist das Thema weiterhin wichtiger denn je“, betont die Penzbergerin. Doch die Gruppe in Penzberg gebe es nicht mehr. „Wir haben eigentlich keinen Kontakt mehr zueinander.“ Unter anderem, weil einige ihrer Mitstreiterinnen mittlerweile zum Studieren die Stadt verlassen hätten.

Mit bunten Plakaten gegen den Klimawandel: Gianna Lisci (li.) und zwei Mitstreiterinnen bei einer Protestaktion auf dem Penzberger Stadtplatz im Juni 2021.
Mit bunten Plakaten gegen den Klimawandel: Gianna Lisci (li.) und zwei Mitstreiterinnen bei einer Protestaktion auf dem Penzberger Stadtplatz im Juni 2021. © Seliger/A

Zuletzt habe die Gruppe aus etwa fünf Personen bestanden. Die letzte Veranstaltung sei eine Plakataktion auf dem Stadtplatz gewesen. Alle hätten sich dafür stark ins Zeug gelegt, erinnert sich Lisci. Der Lohn dieser Mühe: Beschimpfungen via Facebook und heruntergerissene Plakate. Sie selbst habe sogar Morddrohungen erhalten. Das sei für sie der Punkt gewesen, an dem sie sich von der Bewegung zurückgezogen habe. „Im Namen meiner Familie“, sagt die junge Mutter, die betont, sich aktuell anderweitig sozial zu engagieren. Zudem hätten die diversen Skandale um Greta Thunberg der Bewegung allgemein geschadet.

Bei der FFF-Bewegung in Schongau existiere aktuell noch die Grundstruktur, also diverse Info- und Organisationsgruppen unter anderem auf WhatsApp, sagt Sonja Mogk. „Eine aktive Gruppe, die eigene Veranstaltungen organisiert, gibt es im Moment allerdings nicht mehr.“ Die Kerngruppe sei immer relativ klein gewesen, und es seien keine Neuen nachgekommen. „Es gab einfach keinen Nachwuchs als viele wegen Studium oder Ausbildung in andere Städte gegangen sind.“

Viele Aktivisten weiterhin engagiert

Aber theoretisch könnte die Struktur jederzeit wiederbelebt werden, ist Mogk überzeugt und betont: „Für mich ist FFF nicht überholt, da es in anderen Landkreisen durchaus noch aktive Ortsgruppen und auch Arbeitsgruppen auf nationaler Ebene gibt, die sich weiterhin mit vollem Tatendrang für Klimaschutz einsetzten.“ Ihrer Ansicht nach habe die Bewegung einfach nur viel Aufmerksamkeit und dadurch stetigen Zuwachs verloren.

Der Klimawandel sei angesichts zahlreicher anderer Krisen aus dem Bewusstsein vieler Menschen verdrängt worden. „Die Klimakrise, scheinbar ein abstraktes Problem von morgen, lässt sich viel leichter nach hinten stellen als akut sichtbare Kriege“, so Mogk und räumt ein, dass man nach mehreren Jahren als Aktivist in der FFF-Bewegung angesichts der fehlenden erhofften Klimaschutzpolitik anfange, die Effizienz der Bewegung in Frage zu stellen.

Weilheimer sind völlig abgetaucht

Bewegungen wie die „Letzte Generation“ brächten die Thematik wieder in die Öffentlichkeit. „Da sie dabei polarisieren und provozieren, braucht es weiterhin auch FFF als Bewegung“, mit der sich eine breite Gesellschaft identifizieren könne. Zwar sei die FFF-Gruppe Schongau nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form aktiv. Viele engagierten sich aber weiterhin in anderen Orten und anderen Bewegungen.

Einen Kontakt zu Mitgliedern der FFF-Bewegung in Weilheim haben weder Lisci noch Mogk. Recherchen im Internet erwecken den Anschein, als ob auch diese Ortsgruppe nicht mehr aktiv ist. Einen persönlichen Kontakt konnte die Heimatzeitung nicht herstellen.

Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Schongau-Newsletter. Und in unserem Weilheim-Penzberg-Newsletter.

Auch interessant

Kommentare