„Richtig schöner, gesunder Trend nach oben“: Luftfahrtzulieferer aus Oberbayern rechnet mit Wachstum

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„Trumps Zoll-Szenario ist nicht alles überschattend“: Marc Hieble, Geschäftsführer des Tölzer Luftfahrtzulieferers SAM, sieht seine Branche auf Wachstumskurs. © Arndt Pröhl

Die Firma SAM in Bad Tölz hat einen neuen Geschäftsführer. Trotz Trumps Zoll-Drohungen blickt Marc Hieble (37) für sein Unternehmen optimistisch in die Zukunft.

Bad Tölz – Der Luftfahrtzulieferer SAM gehört mit aktuell rund 220 Mitarbeitern zu den wichtigsten Betrieben in Bad Tölz. Neuer Geschäftsführer ist seit 1. April Marc Hieble. Der 37-Jährige arbeitet seit zehn Jahren bei SAM, zuletzt leitete er den Vertrieb. Im Interview erklärt er, warum SAM wirtschaftlich besser dasteht als viele andere Firmen und wie er auf die Zoll-Drohungen aus den USA blickt.

Herr Hieble, Sie übernehmen das Ruder bei SAM in wirtschaftlich bewegten Zeiten. Gilt das auch für Ihr Unternehmen?

Die Luftfahrtbranche, in der wir hier am Standort Bad Tölz ausschließlich arbeiten, bewegt sich in sicherem Fahrwasser. Vor allem, wenn man die langfristige Perspektive anschaut, gibt es einen richtig schönen, gesunden Trend nach oben, und man kann gut planen. So wünscht man es sich, wenn man eine Firma zu verantworten hat. Über die nächsten 20 Jahre sollen laut Prognosen weltweit über 40.000 neue Flieger ausgeliefert werden. Das ist ein Sicherheitsanker.

SAM-Chef appelliert beim Thema Zölle an Vernunft

Und kurzfristig?

Da sieht es schon etwas anders aus. Wenn man sich anschaut, was gerade auf unserem Erdball passiert an politischen Themen, an Kriegen und Konflikten: Das alles bringt natürlich eine große Unsicherheit mit sich, insbesondere für den Luftfahrtmarkt. Die globale Vernetzung der Luftfahrtzulieferindustrie ist weiterhin angespannt, und kurzfristige Entscheidungen und Krisenherde erschweren die Beschaffung von Bauteilen.

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Und dann ist da noch der Zollkonflikt mit den USA.

Da bin ich gespannt, wo die Reise noch hingeht. Das Vereinigte Königreich hat einen aus meiner Sicht sehr guten Deal mit den USA geschlossen, der die Luftfahrtbranche komplett von den Zöllen exkludiert. Meine große Hoffnung ist, dass die EU ein ähnliches Abkommen erreicht. Die Luftfahrtbranche ist so international verstrickt und verwoben, dass es für keine Seite einen Profit geben würde, wenn die Zölle tatsächlich in dieser Höhe in Kraft treten. Eigentlich sollte man da an Rationalität und Vernunft glauben und appellieren.

Trumps Zoll-Szenario überschattet nicht alles

Bereiten Sie sich trotzdem auf alles vor?

Wir haben uns intern verschiedene Szenarien bereitgelegt, und wie man darauf reagieren kann. Man kann sich so gut wie möglich vorbereiten, aber ist auch zu einem gewissen Grad abhängig von den politischen Entscheidungsträgern. Ob es 30 bis 40 Prozent Zölle werden oder zehn Prozent, das ändert das Bild komplett. Wenn es ein ähnliches Zollszenario wird wie zwischen USA und China, schaut es ganz anders aus. Das ist leider mit großen Unsicherheiten verbunden.

Ihr Unternehmen ist sehr international aufgestellt. Wo sitzen Ihre wichtigsten Kunden?

Da sind die großen Flugzeughersteller dieser Welt, wie etwa Airbus und Boeing, aber auch Businessjet- und Helikopterhersteller. Dabei haben wir einen starken Fokus auf Europa. Wir haben zudem Südamerika als Zielmarkt, und sind viel in den USA unterwegs. Und wir bedienen nicht nur den Neuteilemarkt, sondern auch den Aftermarket, sprich alle Reparaturen und Ersatzteile. Das geht dann weltweit bis nach Neuseeland und Australien, also überall, wo eben Flieger unterwegs sind. Das heißt, das Zoll-Szenario von Donald Trump ist nicht alles überschattend.

Regional mit Eigentümer in Singapur

SAM gehört zu 100 Prozent zu Singapore Aerospace Manufacturing. Merkt man das im Alltag, oder sehen Sie sich trotzdem als regionales Unternehmen?

Wir sehen uns als regionales Unternehmen. Es ist für uns ein strategischer Pfeiler: Wir können als kleines Unternehmen sehr agil operieren. Gleichzeitig beherrschen wir die internationale Luftfahrtsprache und sprechen mit den großen Luftfahrtherstellern auf Augenhöhe. Wir sind sehr eigenständig, tauschen uns aber regelmäßig mit unserem Mutterkonzern aus.

Das heißt, Sie planen langfristig am Standort Bad Tölz?

Für mich ist es gesetzt, dass wir hier am Standort bleiben. Wir haben viele Mitarbeitende aus der Region, die seit vielen Jahren bei uns beschäftigt sind. Für mich ist das Schöne hier in Bad Tölz, dass wir die Leute langfristig binden können und sie hier im wunderschönen Alpenpanorama arbeiten und direkt fünf Minuten nach Feierabend auf den Berg gehen können. Diesen hohen Freizeitwert gibt es in München nicht in der Form. Gleichzeitig ist man von Bad Tölz aus schnell in der Landeshauptstadt und am Flughafen.

SAM auf der Suche nach Mitarbeitern

Auf einem großen Plakat an der B13 wirbt SAM um Mitarbeiter. Trifft der Fachkräftemangel auch Ihren Betrieb?

Da wir stark wachsen, suchen wir Mitarbeitende in allen Bereichen – nicht nur operative Produktionsmitarbeiter, sondern auch in der Verwaltung. Da trügt manchmal der Schein, wenn man von der Bundesstraße aus nur unseren Maschinenpark sieht. Wir haben auch eine eigene Entwicklung, einen komplett eigenen Admin-Bereich von Vertrieb, Vertriebsinnendienst, Supply-Chain-Management, Qualitätsmanagement. Und da suchen wir eben auch gerade in mehreren Positionen. Grundsätzlich haben wir aber kein übergreifendes Fachkräfte-Problem. Es gibt eigentlich viele Bewerber, in der Regel können wir unsere Stellen relativ schnell besetzen.

Wie wird sich SAM voraussichtlich weiterentwickeln?

Wir befinden uns auf einem Wachstumspfad. Zum einen resultiert dieser aus den Ratenerhöhungen von Airbus und Boeing, zum anderen haben wir auch neue Kunden dazugewonnen und neue Produkte entwickelt. Daher sind unsere Wachstumsraten solide bei fünf bis zehn Prozent im Jahr. Wir sind also kerngesund. Die Zahl von 250 Mitarbeitenden hier am Standort werden wir in den kommenden Jahren sicher überschreiten.

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