Zum Jubiläum in Feierlaune: Luftfahrt-Zulieferer aus Bad Tölz rechnet mit steigenden Umsätzen
Die Tölzer Firma SAM wurde am 27. Februar 1974 gegründet. Entgegen dem gesamtwirtschaftlichen Trend befindet sie sich aktuell auf Wachstumskurs.
Bad Tölz – Vor genau 50 Jahren begann in Miesbach eine Erfolgsgeschichte, die heute große Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Bad Tölz hat: Am 27. Februar 1974 gründete Franz Sichart die Firma Sitec Präzisionstechnik GmbH. Heute firmiert das Unternehmen unter dem Namen SAM GmbH und ist an der B13 in Bad Tölz ansässig. Im Laufe eines halben Jahrhunderts wandelte sich der damals noch unbekannte Luftfahrtzulieferer, der zunächst mit der britischen Normalair-Garrett Limited nur einen einzigen Abnehmer bediente, zum heutigen Marktführer im Bereich der Aktuatorik- und Ventiltechnologie.
SAM in Bad Tölz hat weltweit über 100 Kunden
Mehr als 100 Kunden weltweit, so berichtet Geschäftsführer Harro Harms, setzen aktuell auf Produkte von SAM. Im Bereich der Luftfahrt sei man „ein Geschäftspartner, an dem man nicht so einfach vorbeikommt“, betont er. „Wir sind stolz, sagen zu können, dass nahezu jeder, der auf Geschäftsreise geht oder in den Urlaub fliegt, zusammen mit ,uns‘ fliegt und sich dabei auch jederzeit auf uns verlassen kann.“ Das bedeutet: Es gibt weltweit wohl kaum ein Passagierflugzeug im Segment von über 100 Sitzen, in dem nicht Komponenten des Tölzer Betriebs verbaut wären.

Harms bezeichnet SAM als „global agierenden und zertifizierten Herstellungs- und Instandsetzungsbetrieb für Aktuatoren und Ventile“. Die Produkte kommen ihm zufolge in Klima-, Hydraulik-, Treibstoff- oder auch Wassersystemen der aktuell fliegenden Passagierflugzeugprogramme zum Einsatz.
„Sitec Aerospace“ zog 2008 nach Bad Tölz um
Auf diesen Komponenten liegt seit den 1980er-Jahren der Schwerpunkt des Unternehmens. „Darüber hinaus werden auch heute noch komplexe mechanische Flugsteuerungen und andere mechanische Komponenten für die Luftfahrtindustrie hergestellt.“ Die Produkte und Systeme werden in Bad Tölz nicht nur entwickelt und produziert, sondern auch überholt und repariert. „Darüber hinaus versorgen wir Fluggesellschaften weltweit mit Ersatzteilen für ihre Flotte“, erklärt Harms.
2001 übernahm die „Singapore Aerospace Manufacturing“ den Betrieb, der damals „Sitec Aerospace“ hieß und in Waakirchen saß. 2008 erfolgte der Umzug nach Bad Tölz. 2019 änderte Sitec sein Firmenlogo und seinen Außenauftritt und präsentierte sich fortan unter der Marke SAM. Ganz offiziell ist dies seit Juli 2023 der Firmenname, als die Sitec Aerospace GmbH mit seiner Tochtergesellschaft Burkhard GmbH in Mühldorf am Inn verschmolz. Dort zählen Industrieunternehmen wie Flottweg, WFL und Renk zu den namhaftesten Kunden.
250 Mitarbeiter in Bad Tölz und Mühldorf
An beiden Standorten zusammen hat SAM heute rund 250 Mitarbeiter, 190 davon in Bad Tölz. „Damit liegen wir annähernd wieder auf Vor-Corona-Niveau“, sagt Harms. Im Zuge der Pandemie und dem Einbruch der Luftfahrt hatte der Betrieb Arbeitsplätze abbauen müssen. Heute allerdings sei man dringend auf der Suche nach neuen Mitarbeitern, vor allem für die Montage und dem Bereich der spanenden Fertigung. Die Zeichen stünden auf Wachstum, so der Geschäftsführer. Aktuell liege der Jahresumsatz in einer Größenordnung von gut 45 Millionen Euro. „Wir planen in den nächsten fünf Jahren aber mit Zahlen, die deutlich darüber liegen werden“, sagt Harms.
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Tatsächlich sei die Stimmung im Bereich der Luftfahrt entgegen dem gesamtwirtschaftlichen Trend positiv. Zwei Faktoren kommen Zulieferbetrieben wie SAM dabei zugute. Der größte Kunde der Tölzer, Airbus, fährt seine Flugzeugproduktion gerade kräftig hoch. Zurzeit plant der Hersteller mit knapp 60 Flugzeugen der A320-Familie im Monat und damit ungefähr so viele wie vor Corona. „Doch die Reise geht weiter, bis Mitte 2026 sollen es 75 sein“, freut sich der SAM-Chef.
Lieferketten machen SAM Sorgen
Mittelbar profitiert SAM auch von den steigenden Investitionen im Rüstungsbereich – überwiegend im Rahmen des 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens des Bundes, welches zum einen zur Unterstützung der Ukraine eingestellt wurde, aber auch zum Erhalt der Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr. Die Bestellungen bei großen Rüstungsherstellern ziehen Aufträge für viele Zulieferer nach sich. SAM bedient sie vom Mühldorfer Standort aus.
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Der einzige Faktor, der den Aufwärtstrend bremsen könnte, sind laut Harms die durch die verschiedenen Krisen brüchig gewordenen Lieferketten. „Dass einzelne Teile nicht verfügbar sind, kann jeden treffen“, sagt er. „Eine Kette reißt, wenn das schwächste Glied versagt.“ Dabei geht es nicht immer um hochkomplexe Teile, sondern auch mal um vermeintlich einfache Komponenten wie Schrauben, Nieten oder Dichtungsringe. „Das ist es, was uns aktuell alle in der Luftfahrt umtreibt.“
Der Feierstimmung zum Jubiläum tut das im Hause SAM keinen Abbruch. Zur Party laden will man aber nicht direkt am 50. Geburtstag an diesem Dienstag, sondern „im Frühsommer bei etwas wärmeren Temperaturen“, verspricht der Chef.