Die Rettung der Dorfkultur: Gaißach plant Genossenschaft und einen „Reservewirt“

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Das Interesse an der Informationsveranstaltung war enorm. © Demmel

Die Gaißacher wünschen sich wieder einen großen Veranstaltungssaal. Jedensfalls war der Andrang groß, als die Idee des „Reservewirts“ vorgestellt wurde.

Gaißach – Hochzeiten, Faschingfeiern, große Familien- und Vereinsfeste: Seit der Schließung des „Jägerwirts“ 2017 fehlt in Gaißach ein großer Veranstaltungssaal. Das soll sich jetzt ändern – wenn alle in Form einer Genossenschaft zusammenhelfen. Das Interesse an der Idee jedenfalls ist enorm. Das zeigte sich am Freitagabend bei der Informationsveranstaltung zum „Reservewirt“.

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Andrang ist so groß, dass in die Turnhalle umgezogen werden muss

So musste zunächst von der Aula der Grundschule in die Turnhalle umgezogen werden, damit alle Zuhörer einen Platz fanden. Doch dann legten die sechs Initiatoren mit ihren Ausführungen auch schon los. Umfangreich und bestens vorbereitet waren die Informationen, da gab es beim letzten Tagesordnungspunkt Wünsche, Fragen und Anträge nur noch wenige Meldungen.

Genossen sollen das Projekt unterstützen

Den Anfang machte Franz Rest sen., der Rückschau hielt, wie es früher war, und zudem die Namensgebung „Reservewirt“ erklärte. Entstehen soll das geplante Gebäude nämlich dort, wo sich einst zwei Wasserreserven befanden. Außerdem werden möglichst viele Genossen benötigt, die in ihre „Reserven“ greifen, um das Projekt zu unterstützen. Und schließlich sollte auch der zukünftige Wirt immer genügend flüssige Reserven im Kühlraum haben.

Gemeinde würde 750.000 Euro beisteuern

Als nächstes folgte ein Lob auf die Gemeinde, die bereits signalisiert hatte, sich mit 750 000 Euro an dem auf insgesamt 1,5 Millionen Euro geschätzten Vorhaben zu beteiligen. Außerdem werden von der Kommune 1500 Quadratmeter Baugrund zur Verfügung gestellt und ein Parkplatz errichtet. Die Zahlen präsentierte Hans Krinner, der auch erläuterte, dass die Gemeinde rechtlich nicht als Bauherr auftreten dürfe, weil sie dadurch ein konkurrierendes Unternehmen darstellen würde. Krinner: „Zudem steckt mehr Herzblut darin, wenn wir selbst anpacken. Das hebt den Wert.“

Veranstaltungssaal für bis zu 500 Besucher

Thomas Gaisreiter ging auf Baukosten und die Gestaltung des im Almhüttencharakter geplanten Gebäudes mit einem Maß von 38 mal 30 Meter ein. Faschingsbälle mit bis zu 500 Besuchern oder Hochzeitsfeiern für rund 200 Gäste sollen darin stattfinden können. Gaisreiter: „Die Nähe zur Wohnbebauung macht die Sache zwar problematisch, ist jedoch nach Auskunft eines Schallschutzgutachters möglich.“ Franz Krinner jun. sprach vom „gelebtem Brauchtum“ und von „Feiern da, wo wir her sind.“

Ein Geschäftsanteil kostet 250 Euro

Zusammengehörigkeitsgefühl und Gemeinschaft haben für die geplante Genossenschaft oberste Priorität. Sie soll eine dreiköpfige Vorstandschaft, einen aus sechs Mitgliedern bestehenden Aufsichtsrat sowie die Generalversammlung umfassen. Ein Geschäftsanteil kostet 250 Euro. Zunächst gilt es jedoch, über Mitgliedsanträge, die bis 17. März bei der Gemeinde oder einem der Initiatoren eingereicht werden müssen, zu klären, wie viel Bereitschaft in der Bevölkerung, bei Betrieben und Vereinen besteht, sich zu beteiligen.

Balthasar Bauer stellte an Beispielen vor, mit welchen Kosten und Einnahmen beim „Reservewirt“ jährlich kalkuliert wird. „Wünschenswert wäre ein fester Wirt als Betreiber, vorstellbar ist aber auch die Bewirtung durch Catering“, blickte Bauer nach vorne.

„Ein Dorf wird Wirt“: Altenau als Vorbild

Aus der Gemeinde Altenau im Ammertal war Robert Sokop gekommen und erzählte über eine ähnliche Situation in seinem Heimatort. „Ein Dorf wird Wirt“ hat die Dorfkultur dort gerettet. Sokop: „Was ich bisher gehört habe, seid ihr auf einem sehr guten Weg. Allen Respekt den Initiatoren und dem vorbildlichen Zutun der Gemeinde.“ Franz Bauer meinte in seinem Schlusswort: „Das ist möglicherweise die letzte Chance, etwas zu retten. Jetzt sind wir alle dran. Wir brauchen die Bevölkerung. Schaut unter eure Kopfkissen, jede Reserve wird für den Reservewirt gebraucht.“

Bürgermeister Stefan Fadinger rief dazu auf, unbedingt bis 17. März die Mitgliedsanträge für einen Genossenschaftsbeitritt einzureichen. Beitreten können übrigens nicht nur Gaißacher, Mitglied werden darf jeder. (Hans Demmel)

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