Lebensfreude durch die Nase: Oberbayerischer Verein feiert „alles, was unser Leben wertvoll macht“

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Einen Platz in der Ehrenkutsche bekamen die fünf Gründungsmitglieder. Fünf sind leider bereits gestorben. © Xaver Ostner

Das ganze Dorf ist in Feierlaune, als die Schmaizlbrüder Sachsenkam ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Bei der Feldmesse kommt die Frage auf, ob Adam der erste Schnupfer war.

Sachsenkam – Den Bayern brauche niemand zu erklären, dass Gott die Welt erschaffen habe, denn ihre Lebensart zeige, dass die Welt und das Leben schön ist. Mit diesem Zitat von Papst Benedikt XVI. unterstrich der Reutberger Spiritual Pfarrer Markus Gottswinter, das, was es am Sonntag (20. Juli) in Sachsenkam zu feiern gab: „Gemeinschaft, Freude, Gaudi, Beinandsein und alles das, was unser Leben wertvoll macht.“ All dies beinhalte der Verein der Schmaizlbrüder, der seinen 50. Geburtstag feierte.

Launige Predigt von Pfarrer Gottswinter

Bei schönstem Sonnenschein waren die Sachsenkamer Vereine, Einheimische und Gäste zum Rathaus gekommen, wo im Freien eine Feldmesse abgehalten wurde. Das ganze Dorf war in Feierlaune, an vielen Häusern hingen Fahnen. Als Schirmherr stand Bürgermeister Andreas Rammler ganz vorne und sorgte für den richtigen Ton, in dem er immer wieder die Lautsprecher regulierte. Musikalisch umrahmt wurde die Messe von der Sachsenkamer Musi.

Bei der Feldmesse am Rathaus brannte die Sonne vom Himmel. Die Gäste suchten den Schatten unter den Bäumen.
Bei der Feldmesse am Rathaus brannte die Sonne vom Himmel. Die Gäste suchten den Schatten unter den Bäumen. © Magdalena Kratzer

In seiner Predigt versuchte Gottswinter den Schnupftabak in einen „religiösen Kontext“ zu stellen. „Eine gewisse Aufgabe, für eine Predigtvorbereitung“, sagte er schmunzelnd. In seiner Schulzeit bei den Benediktinern in Niederbayern sei ihm Pater Bonifatius Pfister begegnet, der zu den „schlagfertigsten Menschen“ gehörte, die er in seinem Leben jemals getroffen habe. „Dass Pater Bonifatius so in innerer Ruhe und Überlegenheit sprechen konnte, habe ich immer dem Schnupftabak zugeschrieben“, sagte Gottswinter.

Der Tabak in der Kirchengeschichte

Was ihn zu der Frage brachte, wer eigentlich „der erste Schnupfer im religiösen Kontext“ war. „Es muss Adam gewesen sein“, meinte der Pfarrer. Immerhin heißt es im Buch Genesis, dass Gott ihm den Lebensatem „durch die Nase“ blies. Und auch in der Kirchengeschichte spielte Tabak immer wieder eine Rolle. Es gab sogar einen Heiligen, der gerne schnupfte. Und zwar der Heilige Pius XII., der eine enge Beziehung zu Bayern hatte und „den schönen Brauch des Schnupfens“ mit nach Rom nahm. Auch Papst Leo XIII. habe „grundsätzlich eine dreckige Soutane“ gehabt, weil zwischen den Knöpfen der Schnupftabak hängenblieb, ein blauweiß-kariertes Schnupftuch gehörte zur pontifikalen Ausstattung.

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Der Sinn dieses Gottesdienstes sei jedoch nicht die Historie, sondern das Jubiläum der Schmaizlbrüder, endete Gottswinter. Der Verein zeige, „dass wir das Leben genießen und dass wir Zeit füreinander haben“ sollten. Dies sei eine Antwort auf eine Welt, wo einem häufig die Luft wegbleibt, „wo es viele Menschen gebe, die nicht besonders viel Gaudi und Freude haben.“

Schmaizlbrüder ehren fünf Gründungsmitglieder

Es sei eine „humorvolle und sehr weise“ Predigt, bedankte sich der Schmaizlbrüder-Vorsitzende Josef Bacher beim Pfarrer. „Er ist selber ein alter Schnupfer“ fügte er augenzwinkernd hinzu. Ganz im Sinne der Lebensfreude rief er die Sachsenkamer auf, sich dem Festzug bis zum Sportheim anzuschließen. Dort feierten die Schnupfer mit den anderen Vereinen und Gästen ihr Jubiläum und ließen sich hochleben. Die Plattler traten auf, die Musi spielte.

Neben Bacher sprach unter anderem auch Rammler. Fünf Gründungsmitglieder wurden geehrt. Man ließ die vergangenen 50 Jahre Revue passieren. Ein Retro-Film mit bis zu 45 Jahre alten Szenen wurde gezeigt. Erinnert wurde auch an die erste Satzung, in der stand, dass jedes Mitglied eine Dose Tabak dabeihaben müsse. Mittlerweile gibt es die vierte Satzung. Der Zweck des Vereins hat sich aber nicht geändert: den „all ehrwürdigen Brauch des Schnupfens“ zu bewahren und den „Zusammenhalt und die Geselligkeit der Dorfgemeinschaft“ zu fördern. (maw)

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