Sachsenkamer „Schmaizlbrüder“: Schnupfen seit 50 Jahren

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Alle Vereinsmeister der „Schmaizlbrüder“ passten irgendwann nicht mehr auf eine Tafel. 2003 gab es daher eine neue, die Vorsitzender Josef Bacher zeigt. © Arndt Pröhl

Es ist ein besonderes Jahr für die „Schmaizlbrüder Sachsenkam“. Der Schnupferverein wird 50 Jahre alt. Das wird gebührend gefeiert.

Über das gesamte Jahr sind Aktivitäten verteilt, im Sommer gibt es eine Jubiläumsfeier. Begonnen hat alles am 24. April 1975. „Damals sind zwölf Personen zusammengekommen. Eine Dame und elf Herren“, berichtet der heutige Erste Vorsitzende Josef „James“ Bacher. Die Dame war Lore März, die heute noch bei den Schnupfern dabei ist und dieses Jahr 80 Jahre alt wird.

Anfangs war es nur eine Schnapsidee

„Anfangs war es eigentlich nur eine Schnapsidee“, sagt Bacher über die Vereinsgründung. „Damals hätte, glaube ich, keiner gedacht, dass es so lange hält.“ Doch aus den lockeren Zusammenkünften wurden recht bald regelmäßige Treffen. Die Mitgliederzahl wuchs an. Heute gehören über 200 Personen den „Schmaizlbrüdern“ an, darunter etwa 30 Frauen. Das jüngste Mitglied ist 18 Jahre alt, das älteste wird in Kürze 90. Im Verein sind nicht nur Sachsenkamer vertreten, sondern Schnupfer aus dem ganzen Umland. Der Jahresbeitrag hält sich mit 4 Euro sehr im Rahmen. „Aber wir kommen damit gut aus“, sagt Bacher.

„eder, der kommt, muss seinen eigenen Schnupftabak dabei haben

Mit den Jahren kamen immer mehr regelmäßige Aktivitäten zusammen. Zuvorderst ist da der monatliche Schnupferstammtisch im „Neuwirt“. „Jeder, der kommt, muss seinen eigenen Schnupftabak dabei haben“, erklärt Bacher. Als Vorsitzender eröffnet er die Sitzung, indem er mit seiner Schnupftabakdose auf den Tisch klopft. Wer seine eigene Dose vergessen hat, muss einen Euro Strafe zahlen. Dann wird über vergangene und anstehende Veranstaltungen gesprochen.

Ausflug zur Schnupftabakfirma

Dazu zählt in diesem Jubiläumsjahr wieder ein Theaterstück. Alle zwei Jahre organisieren dies die „Schmaizlbrüder“ im Wechsel mit dem Trachtenverein. „Oh Heiliger St. Benedikt“ heißt die Komödie, die am 28., 29. und 30. März sowie am 4. und 5. April im „Altwirt“-Saal gespielt wird. Regie führt Fritz Kropius. Im April steht ein Ausflug zur Schnupftabakfirma Pöschl an. Am 20. Juli ist dann die Jubiläumsfeier geplant, inklusive Messe, Festzug und Ehrungen. Außerdem soll ein Vereinsfoto mit allen anwesenden Mitgliedern gemacht werden. „Bislang gibt es noch keines“, sagt Bacher. Das sonst traditionelle Schupfenfest fällt in diesem Jahr aus. Im September steht ein Ausflug zum Rosenheimer Herbstfest an. Nach drei Jahren organisieren die „Schmaizlbrüder“ dann am 3. Oktober wieder eine Radlrallye quer durchs Dorf. Gruppen von jeweils vier Personen radeln dabei von Station zu Station und müssen beispielsweise Geschicklichkeitsspiele bestehen. „Das ist immer eine Riesengaudi.“

Dorfladen führt 20 Tabaksorten

Fester Programmpunkt ist jedes Jahr die Schnupfermeisterschaft im November. Hier gibt es zwar eine Damen- und Herrenwertung, aber alle haben die gleichen Bedingungen. Das heißt, sie müssen zehn Gramm Schnupftabak in ihren Nasen unterbringen, und zwar in drei Minuten. Seriensieger Christian Oswald brachte vergangenes Jahr sogar über neun Gramm in seine Nasenlöcher. „Der schnupft das ganze Jahr nicht“, berichtet Bacher, der auch dessen Geheimnis weiß. „Er hat ein Loch in der Nasennebenhöhle.“

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Wie sehr in Sachsenkam das Schnupfen gelebt wird, zeigt eine weitere Tatsache: Der örtliche Lebensmittelladen hat 20 verschiedene Sorten an Schnupftabak im Angebot. Die Inhaberin ist ebenfalls Mitglied bei den „Schmaizlbrüdern“ und weiß, dass jeder einen anderen bevorzugt. So gibt es Geschmacksrichtungen wie Kaugummi, Erdbeere oder Aprikose. In den meisten Fällen ist Menthol dem Tabak beigemischt. Nur bei der Meisterschaft wird darauf verzichtet – das wäre bei diesen Mengen nicht mehr angenehm. Josef Bacher präferiert eine etwas teurere Sorte. Da schnupfen auch andere manchmal ganz gerne mit, erzählt er lachend.

Vorsitzender will nach 20 Jahren sein Amt niederlegen

Privat schnupft er übrigens nicht, sagt Bacher. Höchstens, wenn er einen Katarrh habe. „Da hat der Schnupftabak eine gute Wirkung.“ Ansonsten genieße er es „nur, wenn ich unter Leuten bin“. Die Geselligkeit spielt bei den „Schmaizlbrüdern“ eine große Rolle. Nächstes Jahr möchte Bacher nach 20 Jahren sein Amt als Vorsitzender niederlegen. „Eigentlich wollte ich schon bei der letzten Hauptversammlung aufhören“, sagt er und ergänzt lachend: „Aber man hat mich überredet, im Jubiläumsjahr noch weiterzumachen.“

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