Warum ist der Walchensee gerade so leer?
Der Pegel des Walchensees wird in den kommenden Wochen noch weiter sinken, und zwar mehr als gewöhnlich. Das hat einen Grund.
Walchensee - Wer in diesen Tagen zum Walchensee fährt, stellt fest, dass der Seepegel wieder erheblich gesunken ist. Das ist jeden Winter der Fall. Allerdings werde der See heuer tiefer abgesenkt als in den vergangenen Jahren, erklärt ㈠Theodoros Reumschüssel, Pressesprecher des Bereichs Wasserkraft bei Uniper, dem Betreiber des Walchenseekraftwerks. „Diesem tieferen Stauziel nähern wir uns aktuell behutsam an“, sagt er. Die tiefere Absenkung sei notwendig, um den Unterbau von Schiffshütten bei Klösterl und bei Sachenbach zu sanieren. „Um eine nachhaltige Lösung herbeizuführen, werden die alten, nicht mehr sicheren Holzstützen durch Betonstützen ersetzt. Der Einbau dieser Stützen kann nur im Trockenen vorgenommen werden.“
Wann wird der Tiefststand erreicht?
Auch mit der tieferen Absenkung bewege man sich innerhalb der zulässigen Werte. Man sei von der in den Bescheiden hinterlegten, maximal zulässigen Absenkung aber „deutlich entfernt“, so der Pressesprecher. Diese liege bei minus 6,60 Meter, für die Sanierung der Schiffshütten müsse man auf circa minus 5,50 Meter gehen. „In den vergangenen Jahren waren wir bei circa minus 4,50. Deswegen sind die Menschen den Anblick nicht mehr so gewöhnt“, sagt Reumschüssel. Den tiefsten Punkt werde man in einem Zeitfenster von Anfang März bis Ende April erreichen.
Was bringt die Schneeschmelze?
Der Walchensee wird seit über 100 Jahren in Herbst und Winter regelmäßig abgesenkt. „Zum einen soll der Walchensee im Frühling bei einsetzendem Tauwetter hohe Zuflüsse aufgrund der Schneeschmelze aufnehmen und so dazu beitragen, Hochwasser an der Isar zu vermeiden“, erklärt Reumschüssel. Weil es aber nicht mehr so viel Schnee in den Bergen gibt und die Winter insgesamt weniger streng und auch kürzer sind, könne die Absenkung auch geringer ausfallen.
Zum anderen diene die Absenkung des Sees auch zur Aufbesserung der Wasserführung in der gesamten Isar im niederschlagsarmen Winter. „Darüber hinaus schafft die Absenkung die Möglichkeit, Instandsetzungsarbeiten am Ufer durchzuführen oder wie im vergangenen Jahr die Feuerlöschpodeste zu erneuern“, sagt Reumschüssel. „Heuer sind es eben die Stützen der Bootshütten.“
Fischer sind vorbereitet
Die Fischer am Walchensee haben sich wie immer entsprechend vorbereitet. Unter der Pegelabsenkung würde hauptsächlich die Seeforelle leiden, alle anderen Fischarten wie Renke, Hecht und Saibling könnten mit dem niedrigen Wasserstand leben, erklärt Andreas Boehm, Vorstand des Fischereivereins Walchensee. Die Seeforellen hingegen würde man während der Laichzeit im November und Dezember versuchen zu fangen, um den Laich künstlich abzustreifen. Dieser werde dann in einer Fischzucht befruchtet und komme dann, je nach Wachstum, später wieder zurück in den See.
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Betroffen von der Absenkung sind auch die Wasserwachten. „Dank unserer Slip㈠anlage kommen wir jederzeit mit dem Boot ins Wasser“, sagt Lisa Grünwald vom Vorstandsteam der Wasserwacht Walchensee. In Niedernach – die Station wird von der Wasserwacht Tölz betreut – seien die Gleise der Slipanlage allerdings zu kurz.