Ganze Generationen sind beim Rieder Kindertheater durch die Schule von Aja von Lerchenhorst gegangen. Auch die jüngste Inszenierung bestach durch ihre hohe Qualität.
Benediktbeuern – Wenn unzählige Kinder und Eltern, letztere mit gut gefüllten Kuchenblechen oder Salatschüsseln in den Händen, den Biergarten des Klosterwirts umrunden und den steilen Aufgang zur ZUK-Tenne nehmen, dann ist wieder einmal ein Auftritt des Rieder Kindertheaters angesagt, so auch vergangenen Freitag und Samstag (18./19. Juli).
Rieder Kindertheater brilliert mit „Froschkönig“
Aja von Lerchenhorst, durch deren Schule mittlerweile ganze Generationen von Kindern gegangen sind, hat sich diesmal „Der Froschkönig“ vorgenommen, in der Fassung von Ulrich Hub. Hier hat der König (Otto Leiß) nicht eine, sondern gleich drei Töchter (Klara Decka, Philomena Hilf, Holly Gerdes). Folglich ist Zickenkrieg angesagt: Wer ist die Schönste? Wer liebt den Vater am meisten? Und: Wer hat die „echt goldene Kugel“ verdient, die der König mitbringt?
Wieder einmal kann man nur staunen, wie souverän sich die jungen Akteure auf der Bühne bewegen, selbstbewusst, aber nicht affektiert, und wie gut sie das richtige Sprechtempo treffen, sodass die Zuschauer auf der dicht gefüllten Tenne jedes Wort verstehen. Keineswegs selbstverständlich, denn gerade die jungen Schauspieler neigen dazu, im Eifer des Gefechts an Tempo zuzulegen.
Das Drama um die goldene Kugel
Liebevoll ausgestaltet wie üblich sind Bühnenbild und Requisiten (der Programmzettel führt hier „die Mütter“ als verantwortlich an) sowie die Kostüme und das ästhetisch gestaltete Plakat (Margret Marx). Für die Regie und die live eingespielte Musik sorgt wie gewohnt Aja von Lerchenhorst, Bühne und Bühnentechnik verwaltet ihr Mann, Franz von Lerchenhorst. Beide wiederum unterstützt von einigen engagierten Müttern. Von Vätern ist tatsächlich nicht die Rede. Woran das wohl liegen mag?
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Erst später ins Geschehen kommt die Titelfigur: Nachdem Prinzessin Lilli ihre im Wettstreit zwischen den Schwestern auf etwas unfaire Weise gewonnene Kugel versehentlich in den Brunnen hat fallen lassen, kann der Frosch (Matthias Rohm) aus diesem auftauchen, um seine Hilfe anzubieten. Lilli geht scheinbar auf seine Forderungen ein („an deinem Tisch sitzen, von deinem Teller essen, aus deinem Becher trinken, in deinem Bett schlafen“), macht sich aber eilends aus dem Staub, als sie ihre Kugel wiederhat.
Lustig, aber nie überdreht
So weit, so bekannt, doch nun kommt es anders: Die Schwestern kommen hinter den Deal und beschließen, dass Lilli den Frosch heiraten muss. Der freut sich über alle Maßen, wird standesgemäß mit einem Frack ausgestattet, während Lilli ein froschgrünes Brautkleid bekommt. Als sie mit ihrem Bräutigam alleine ist, verfrachtet sie ihn in eine Holzkiste – auf Nimmerwiedersehen.
Doch der Verschmähte macht sich durch unermüdliches Klopfen bemerkbar, wird befreit und sinkt scheinbar erstickt zu Boden. Die Schwestern ahnen sofort, dass Lilli hinter der Geschichte steckt. Der König, der zuvor noch bemerkte, im Schloss keine Haustiere zu dulden, beklagt nun, dass dieser arme Frosch sein Schwiegersohn hätte werden können. Auch hier geht es lustig, aber nie überdreht zu. Die Regisseurin findet für die jungen Leute stets das rechte Maß.
Den Frosch geküsst
Doch der Totgeglaubte kehrt ins Leben zurück, der König findet, es sei Zeit für den vorgezogenen Ruhestand und ernennt den Frosch zum neuen König. Denn „es gibt immer noch zu wenig Tiere in verantwortungsvollen Positionen!“ Lilli entschuldigt sich, sie habe ihr Versprechen gebrochen, den Frosch ausgenutzt, ausgelacht und betrogen. Der hat sich schnell in seine neue Rolle gefunden: „Ich bin ein milder König. Ich verzeihe!“ Doch nun besteht er auf dem ursprünglich mit der Prinzessin vereinbarten Kuss – und verwandelt sich aus dem garstigen Frosch in einen wunderschönen, jungen Prinzen.
Nicht unerwähnt sollen auch die kleinen Rollen des lustigen Hofnarrs (Aaron Heinrich) und der beflissenen Dienerin (Marie Rohm) bleiben. Für alle großer Beifall und Rosen von der Regisseurin.
Beim Rieder Kinderfest am Sonntag, 27. Juli, gibt es eine weitere Aufführung von „Der Froschkönig“. Beginn ist um 15.30 Uhr im Waba-Stadl. (sn)