Eine kräftige Unwetterzelle rauschte über dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Im Nordlandkreis ist besonders das Dietramszeller Gemeindebereich betroffen.
Kurz, aber umso heftiger zog am Mittwochabend eine Gewitterzelle über Bad Tölz-Wolfratshausen und sorgte bei den Feuerwehren für einen Dauereinsatz. Etwa 250 Männer und Frauen wurden zu rund 70 Einsätzen im Landkreis gerufen, viele davon in das Gemeindegebiet Dietramszell. Aus gutem Grund: Dort krachte etwa ein Ast auf den kommunalen Kindergarten Voglhäusl, der Zeller Bach verbreitete sich kurze Zeit um mehr als das zehnfache.
Unwetterzelle über dem Oberland: 250 Feuerwehrler im Einsatz – Baum fängt Feuer
Um 15.49 Uhr ging laut der Kreisbrandinspektion die erste Alarmierung ein, weitere folgten im Minutentakt. „Vollgelaufene Keller, umgestürzte Bäume, eine brennende Baumkrone in der Oberleitung und ein überlaufender Bach – wir hatten wirklich alles“, sagt Kreisbrandmeister Fabian Fiegler.
Im Dietramszeller und Königsdorfer Gemeindegebiet liefen mehrere Keller voll. Schwerpunkte in Dietramszell waren laut Fiegler unter anderem die Ortsteile Schönegg, Bairawies und Hechenberg. Nach Angaben von Bürgermeister Josef Hauser litten am meisten aber Dietramszell selbst, genauer das Ober- und Untermühltal, sowie der Ortsteil Walleiten unter dem Unwetter.
Gott sei Dank hat der Regen zeitig aufgehört.
Zahlreiche Meldungen von umgestürzten Bäumen später – manche entdeckten die Feuerwehren selbst auf dem Weg zu Einsatzorten – brannte es schließlich. Ein Blitz traf im Dietramszeller Gemeindegebiet einen weiteren Baum, der gegen 19.15 Uhr auf eine Oberleitung kippte. Die Baumkrone entzündete sich, was es den herbeigerufenen Feuerwehrmännern und -frauen nicht leichter machte, die Oberleitung vom Geäst zu befreien.
Ein weiterer Einsatz-Schwerpunkt der Feuerwehr war der Zeller Bach. Außerhalb von Unwetterereignissen misst das fließende Gewässer in der Breite 80 bis 150 Zentimeter, weiß Fiegler. Im Bereich des Untermühltals jedoch sei der sonst so schmale Bach Dank der Niederschläge teils „15 Meter breit gewesen“. Rathauschef Hauser: „Gott sei Dank hat der Regen zeitig aufgehört. Sonst wäre die Situation richtig schlimm geworden.“
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Im Untermühltal befindet sich außerdem der Holzmarkt Sutter. Der Betrieb von Hans Suttner sei ebenfalls betroffen, Keller und Flächen seien überflutet. Laut Fiegler regelten Inhaber Hans Suttner, selbst Feuerwehrmann, und seine Mitarbeiter die Folgen des Unwetters „in Eigenregie“.
Nahe der Ecke Tölzer Straße/Bairawieser Straße entstand wegen des Wetters und Windbruchs ein weiteres Problem. Dort beginnt der Zeller Bach, unterirdisch zu fließen. Den Einfluss blockierten jedoch Äste und Unrat. Laut Fiegler stand die Gefahr im Raum, dass das angestaute Wasser die Fahrbahn unterspült. Doch laut Hauser kam Gemeinderat und Fuhrunternehmer Rudi Raßhofer mit einem Bagger zur Hilfe und schaufelte den Durchlass frei.
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Weiter getroffen hatte die Gewitterzelle den Kindergarten Voglhäusl im Süden des Ortskerns. „Ein Ast ist auf das Dach gekracht und hat zehn bis 15 Schindeln abgedeckt“, erklärt der Dietramszeller Rathauschef. „Sonst ist das Dach aber nicht beschädigt worden.“ Und sogar nebenan in der Dietramszeller Grundschule schauten die Feuerwehrler vorbei. Der Verdacht: Wassereinbruch in der Bücherei. „Die Lage war aber nicht dramatisch“, sagt der Bürgermeister, der sich vor Ort selbst ein Bild verschaffte. Schuld für den Fehlalarm sei eine übergelaufene Regenrinne gewesen. „Alles in allem ist es recht glimpflich ausgegangen“, resümiert Hauser und betont: „Trotzdem wird unser Bauhof die nächste Zeit alle Hände voll zu tun haben.“
Schwierige Rettung vom Walchensee: Zwei Urlauber in Seenot
Das gilt besonders für zwei Männer, die nur in Badehose im gemieteten Ruderboot auf dem Walchensee unterwegs waren. Laut der dortigen Wasserwacht verloren die beiden Urlauber aus Rheinland-Pfalz die Orientierung und wurden panisch. „Das haben wir bisher selten erlebt. Die hatten wirklich Todesangst und haben ins Telefon nur noch ,Hilfe, wir sterben‘ geschrien“, so eine Sprecherin der Wasserwacht.
Letztlich konnten Einsatzkräfte die stark unterkühlten Männer aus der Seenot retten. Besonders glimpflich, weil: Die Sturmwarnanlagen an beiden Wasserwachthütten funktionierten nicht. Der Übertragungsmast sei zugewachsen. Das Landratsamt wisse Bescheid.
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Auch anderorts sorgte das Unwetter für gefährliche Situationen. Wie die Verkehrspolizeiinspektion (VPI) Weilheim in einer Pressemeldung mitteilt, verlor gegen 16.45 Uhr ein 52-jähriger Pkw-Fahrer auf der A95 nahe der Anschlussstelle Murnau/Kochel die Kontrolle über sein Fahrzeug und prallte gegen die Mittelschutzplanke. Der Grund: Aquaplaning. Der Mann aus dem Landkreis Regensburg blieb laut der VPI unverletzt. Am Skoda Octavia des 52-Jährigen entstand ein Schaden von geschätzten 15 000 Euro, den Schaden an der Schutzplanke beziffert die Polizei auf 1200 Euro.