Rund um die Uhr bereit: Feuerwehr Geretsried feiert 75. Bestehen

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2024: Die Feuerwehr Geretsried mit Fahnenstifterin Maria Lug (Mi.) zu ihrem 75. Gründungsjubiläum. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Stets zur Stelle ist die Feuerwehr Geretsried. In diesem Jahr feiert sie ihr 75. Bestehen und lädt ein zum Tag der offenen Tür.

Geretsried - Sie ist älter als die Stadt, deren Namen sie trägt: die Freiwillige Feuerwehr Geretsried. Ursprünglich als Lagerfeuerwehr mit 40 aktiven Mitgliedern gegründet, stehen heute fast 100 Ehrenamtliche rund um die Uhr bereit, um im Notfall einzugreifen.

Lagerfeuerwehr gründet sich 1949

Der 3. Juli 1949 ist ein heißer Sommertag. Der damals zehnjährige Werner Sebb und sein Freund Peter Fischer sitzen auf einer Anhöhe über dem Lager Buchberg und lassen ihren Blick über die Holzbaracken schweifen. Rund 600 Menschen, vor allem Heimatvertriebene aus Graslitz im Egerland, leben in dem ehemaligen Fremdarbeiterlager auf der Böhmwiese. Am 7. April 1946 waren sie, eingepfercht in Viehwaggons, dort angekommen. Die Unterkünfte sind in einem erbärmlichen Zustand, es fehlt an allen Ecken und Enden.

1951: Die Feuerwehr zwei Jahre nach ihrer Gründung. In der Mitte Fahnenstifterin Anna Riedel.
1951: Die Feuerwehr zwei Jahre nach ihrer Gründung. In der Mitte Fahnenstifterin Anna Riedel. © Feuerwehr

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Fast 100 Ehrenamtliche rund um die Uhr bereit

Plötzlich sehen die Buben Rauch aufsteigen. Laut „Feuer! Feuer!“ schreiend rennen sie ins Lager zurück. Der östliche Teil der Baracke 9 steht in Flammen, das trockene Holz brennt wie Zunder. Das Feuer droht auf die Nachbarunterkünfte überzugreifen. Menschenketten bilden sich, reichen verzweifelt mit Wasser gefüllte Eimer und Schüsseln von Hand zu Hand.

Als die Feuerwehren aus Wolfratshausen, Gelting und Königsdorf eintreffen, ist die Baracke 9 völlig niedergebrannt, Baracke 8 nahezu komplett, Baracke 10 teilweise. Erneut haben 100 Menschen ihr Zuhause und zudem ihr sowieso geringes Hab und Gut verloren. Die Kriminalpolizei macht später Funken zwischen der Holzdecke und der Blechverkleidung des Ofenrohrs für den verheerenden Brand verantwortlich. Rasch wird den Lagerbewohnern klar, dass sie handeln müssen: Vier Monate nach dem Feuer, am 16. November 1949, gründet sich im Gasthaus Böhm eine Lagerfeuerwehr. Erste Ausrüstungsgegenstände sind eine Tragkraftspritze und einige Schläuche. Als Kommandant fungiert Lehrer Josef Kriegelsteiner, sein Stellvertreter ist Ernst Schwägerl. 1950 wird Geretsried zur eigenständigen Gemeinde. In der ersten Sitzung des neuen Gemeinderats unter Bürgermeister Karl Lederer beschließt man, die Lagerfeuerwehr als Freiwillige Feuerwehr zu integrieren.

3. Juli 1949: Der Lagerbrand auf der Böhmwiese war der Auslöser für die Etablierung der Wehr.
3. Juli 1949: Der verheerende Lagerbrand auf der Böhmwiese war der Auslöser für die Etablierung der Wehr. © Stadtarchiv

Amerikanisches Militärfahrzeug diente als Mannschaftswagen

Mittlerweile ist Schwägerl Kommandant, sein Vize ist Hans Herbrik. Die neue Führung beschließt, im Ortsteil Stein eine eigene Löschgruppe aufzubauen. Was jedoch fehlt, ist ein geeignetes Einsatzfahrzeug. Doch die Geretsrieder sind findig und zeigen Zusammenhalt: In den 1950er-Jahren zahlen die Aktiven monatlich 50 Pfennig in die Vereinskasse. „Macht bei 40 Aktiven 240 Mark pro Jahr“, bilanzierte Herbrik einst. Arbeitslose Kameraden wiederum helfen für eine Mark pro Stunde bei der Errichtung des Friedhofs mit – und spenden die Hälfte ihres Lohns. „So konnten wir ein altes amerikanisches Militärfahrzeug für 250 Mark kaufen, das als Mannschaftswagen diente.“ Ein erstes Löschgruppenfahrzeug wird 1954 angeschafft.

Im Norden bildet sich 1955 eine Löschgruppe. Sie nutzt einen alten Lkw mit zwei Sitzbänken als Einsatzfahrzeug. Als Gerätehaus dient ab 1957 eine ehemalige Fahrzeughalle des Rüstungsbetriebs Dynamid AG am Schalmeienweg. Und heute? Seit 1991 ist die Wache Süd nach Zwischenstationen an der Sudetenstraße und am Seniweg in der Feuer- und Rettungswache Süd an der Jeschkenstraße untergebracht. Die Wache Nord hat 2007 ihr Gerätehaus an der Elbestraße bezogen.

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Die Zahl der Alarmierungen nimmt stetig zu

Insgesamt verfügen die Ehrenamtlichen über 15 Einsatzfahrzeuge, darunter zwei, die sie über den Bund (Schlauchwagen) im Rahmen des Katastrophenschutzes und über den Landkreis (Rüstwagen) für überörtliche Hilfe beschafft haben. Auch vier Abrollbehälter gehören zu ihrer Ausstattung. Kommandant Erik Machowski rechnete in der Jahresversammlung vor, dass die Einsätze sich im Laufe der Zeit mehren. Sind es 2022 noch 223, stiegen die Alarmierungen im Jahr 2023 auf 275 an. Darunter fielen auch der Einsatz rund um die Entschärfung einer Fliegerbombe und der Brand einer Hochvoltbatterie für Elektrofahrzeuge in einem Batterieprüflabor im Stadtteil Gelting.

Info: Am Sonntag, 7. Juli, lädt die Feuerwehr Geretsried zwischen 11 Uhr und 17 Uhr zum Tag der offenen Tür an das Gerätehaus Nord ein.

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