70 Prozent Selbstversorger: Ehepaar setzt bei Eigenheim auf Nachhaltigkeit

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Nachhaltigkeit im Fokus: Barbara und Horst Bienas wollen in ihrem Eigenheim in Deining so gut es geht unabhängig von Strom und Heizung leben. Ihr aktuelles Projekt: eine PV-Anlage an der Hausfassade. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Familie Bienas aus Deining hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich zu Hause so gut es geht nachhaltig mit Energie zu versorgen. Sie träumt von der Autarkie, der kompletten Unabhängigkeit von Strom und Heizung.

Egling - Das Thema Elektrizität faszinierte Horst Bienas seit jeher. In seinem Eigenheim in Deining setzt der Elektroingenieur genau diese Leidenschaft mit Ehefrau Barbara seit Jahrzehnten in die Tat um: Die Bienas haben es sich zur Aufgabe gemacht, sich zuhause so gut es geht nachhaltig mit Energie zu versorgen. Sie träumen von der Autarkie, einer komplette Unabhängigkeit von Strom und Heizung. Schritt für Schritt kommen die beiden ihrem Ziel näher.

PV-Anlagen am Haus: Winterversorgung entsteht an Hausfassade

Horst Bienas steht im Garten, die Hände in die Hüften gestemmt, blickt er auf sein Haus. Mit dem Kopf deutet der 63-Jährige auf die Fassade, an der Kabel und Metallstäbe befestigt sind. „Das wird quasi unsere Winterversorgung“, erklärt er mit einem Augenzwinkern. Es handelt sich um die jüngste Erweiterung seines Langzeitprojektes.

Eine PV-Anlage befinden sich bereits auf dem Dach. Problem daran: Im Winter verhindert Schnee dort direkte Sonneneinstrahlung. Etwas ausgleichen sollen das nun die neuen seitlichen Solarpaneelen. Bereits mit dem Bau seines Niedrigenergiehauses – ein Gebäude mit besonders niedrigem Energiebedarf – stellte der gebürtige Niedersachse die ersten Weichen zum Stichwort Nachhaltigkeit.

Jedes Mal wenn ich im Frühling die Ölheizung ausschalte und wir nur noch unser selbst erzeugtes Warmwasser nutzen, ist das für mich ein besonderer Moment.

Zusätzlich ließ er eine Solarthermie-Anlage auf dem Dach installieren. „Von Mai bis Oktober können wir uns so komplett autark mit Warmwasser versorgen“, erzählt der zweifache Vater stolz. Im Winter nutzt die Familie dafür zum Teil eine Ölheizung. „Jedes Mal wenn ich im Frühling die Heizung ausschalte und wir nur noch unser selbst erzeugtes Warmwasser nutzen, ist das für mich ein besonderer Moment.“

Wenige Jahre später kam ein sogenannter wassergeführter Ofen dazu, der 80 Prozent seiner Wärme direkt ins Heizungssystem speist und 20 Prozent in die Räume abgibt. „Dadurch konnten wir den wesentlichen Teil des Heizöls durch Holz ersetzen.“ 2015 folgte die Solaranlage auf dem Dach.

Carport mit Solarmodulen: „Meine Frau mag Technik, aber es muss schön aussehen“

Im Eigenheim der Bienas steckt viel Eigenarbeit, etwa im Carport vor dem Haus. „Als ich das baute, dachte ich mir: Warum das Dach nicht effizient nutzen - und mit Solarpaneelen abdecken?“ Gesagt, getan. Trotz allem sieht der überdachte Stellplatz schick aus. An den Wänden stapelt sich ordentlich das Holz. Das kommt nicht von ungefähr. „Meine Frau mag die Technik, aber es muss schön aussehen“, gesteht der 63-Jährige und grinst. Viele Kabel hat er geschickt versteckt, die neuste PV-Anlage bekommt Holzeinrahmungen.

Seiner Gattin verdankt das Projekt noch weitaus mehr. „Aufs Jahr gerechnet, sind wir 70 Prozent autark“, verrät Bienas stolz. „Fast 10 Prozent Autarkie haben wir dazugewonnen, als Barbara im Haushalt einiges umgestellte.“ Die 71-Jährige hat sich inzwischen zu ihm in den Garten gesellt. Ob beim Wäschewaschen, backen oder Geschirrspüler anstellen: „Diese Arbeiten versuche ich so gut es geht zu erledigen, wenn die Sonne scheint.“

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Apropos pro Jahr: In diesem Zeitraum generieren die PV-Anlagen zirka 8000 bis 9000 Kilowatt pro Stunde. Nicht mal die Hälfte davon verbraucht die Familie selbst. Der Rest wird ins öffentliche Netz gespeist. Neun bis 12 Cent erhält Bienas pro Kilowattstunde. „Klar ist das nicht die Welt, aber so kann jemand anders den erzeugten Strom nutzen.“

Umweltschutz war uns immer wichtig. Außerdem wollen wir für unsere Kinder die Erde schonen, um ihnen die Zukunft zu schützen.

Über eine App auf Handy oder Tablet kann das Ehepaar genau verfolgen, wie viel die Anlagen erzeugen. Damit die Bienas die Energie auch bei bewölktem Wetter nutzen können, dafür sorgt ein Batteriespeicher mit PV-Strom im Heizungsraum. Zwei im Haus verteilte Wechselrichter wandeln den Gleichstrom in netzüblichen Wechselstrom um.

Für die Zukunft hat das Deininger Ehepaar mehr als genug Ideen. „Auf dem Dach ist Platz für eine vierte Anlage“, verrät der 63-Jährige. Sobald das restliche Öl im Keller aufgebraucht ist, will er auf eine Wärmepumpe umsteigen. Seine PV-Anlagen kosteten den Elektroingenieur etwa 21 000 Euro. Amortisiert haben sie sich noch nicht. Doch das nicht der wichtigste Punkt für die beiden. „Umweltschutz war uns immer wichtig“, betont Barbara Bienas. „Außerdem wollen wir für unsere Kinder die Erde schonen, um ihnen die Zukunft zu sichern.“ kof

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