Brandgefahr dank Regenwetter: Bauer erklärt mäßige Heuernte im Landkreis

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Drei volle Tage Sonnenschein braucht Landwirt Peter Fichtner, damit ihm eine gute Heuernte gelingt. Doch das Wetter schlägt Kapriolen. Auf Fichtners Feld bei Bad Heilbrunn steht das Gras dementsprechend hoch. © Arndt Pröhl

Die Heumahd im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen stockt. Über die Lage der Landwirte spricht Kreisobmann des Bauernverbands Peter Fichtner.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Das wechselhafte Wetter der vergangenen Wochen durchkreuzte nicht nur die Pläne von Ausflüglern. Aktuell stecken die Landwirte mitten in der Mahd – und in einer Zwickmühle. Wegen des häufigen Regens ist das Gras zu nass, um es zu mähen und einzufahren. Doch die Zeit drängt, die Weidetiere sind im Winter auf das Heu angewiesen. Peter Fichtner, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV), erklärt die momentane Misere.

Drei Tage schönes Wetter braucht der Bad Heilbrunner, um eine gute Mahd einzubringen – mindestens. „72 Stunden müssen regensicher sein. Sonst wird‘s schwierig.“ Mit Mühe habe er einmal in den vergangenen sechs Wochen Heu einbringen können. Und das nur, weil er entgegen der Wetterberichte gehandelt und auf seine Erfahrung vertraut habe. „Vergangene Woche lagen die Meteorologen nur an zwei Tagen richtig.“

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Im vergangenen Jahr befanden sich die meisten Landwirte zum jetzigen Zeitpunkt bereits bei der zweiten Mahd. Gegenwärtig sei oft noch nicht mal die erste Fuhre eingebracht. Und das kostet bares Geld. Zwar sei auch bei einer späten Mahd die Ernte ergiebig, so der BBV-Obmann. „Aber altes Heu ist vergleichbar mit altem Brot.“ Je später die Landwirte das Gras mähen, desto weniger Nährstoffe besitze es. Die Folge: Die Bauern müssen nahrhaftes Tierfutter teuer zukaufen.

Zwar gebe es beispielsweise bei Degerndorf neben der A95 eine kommerzielle Heutrocknungsanlage. „Dort werden von Mai bis Oktober aus zu nassem Heu Pellets produziert“, so der Landwirt. Aber die Herstellungskosten und der aufwendige Transport vom eigenen Feld zur Anlage und zurück zum eigenen Futterstock rentiere sich nur für wenige Landwirte in der Region.

Das nasse Wetter beschert den Landwirten neben möglichem Futtermangel ein weiteres, brandgefährliches Problem. Fichtner erinnert sich an Vorfälle in den 1970er- und 80er Jahren, „bei denen ohne Fremdeinwirkung ganze Höfe in Flammen aufgegangen sind, weil das Heu zu feucht war“. Die Erklärung: Das gemähte Gras besitzt eine Restfeuchte. „Bleibt es bei einer Fuhre, trocknet es von selbst“, so Fichtner. „Gefährlich wird es aber, wenn ich fünf Fuhren von zu nassem Gras im Heustock aufeinander schütte.“

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Viehfutter mit Röstaroma – aber mit wenig Nährstoffen

Durch das Eigengewicht komprimiere sich das Gras stark, auf engem Raum lassen Feuchtigkeit, Mikrobakterien und Pilze die Temperatur steigen. „Ich selbst habe mal in einem Heustock eine Temperatur von 72 Grad Celsius gemessen“, berichtet Fichtner. Zum Vergleich: Ab 68 Grad Celsius Innentemperatur gilt ein Schweinesteak als „well done“. Kommt dann noch eine gewisse Menge Sauerstoff dazu, entzündet sich das Heu – und der ganze Stadel steht in Flammen. Fehle der Sauerstoff, rösten die hohen Temperaturen das Heu, „das riecht man auf dem ganzen Hof. Den Viechern schmeckt das Aroma zwar besonders gut. Aber nahrhaftes Futter kann man das nicht mehr nennen.“

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