„Wer Frieden schaffen will, braucht einen langen Atem“ - Besonderer Gottesdienst in der Wieskirche
Einen Friedensgottesdienst haben Pax Christi Freising und das Kreisbildungswerk organisiert. Herzstück war eine berührende Aktion vor dem Altar.
Freising – Die Hoffnung, irgendwann in Frieden zu lesen, hat einst Folklegende Pete Seger in seinem berühmten Song „We Shall Overcome“ zum Ausdruck gebracht. Seine Hymne zur Bürgerrechtsbewegung wurde am Sonntag in der Freisinger Wieskirche angestimmt. Pax Christi Freising hatten zusammen mit dem Kreisbildungswerk (KBW) zu einem Friedensgottesdienst eingeladen.
Unter dem Titel „Steh auf und iss, der Weg ist noch weit“ hatten sich viele Freisinger Bürgerinnen und Bürger eingefunden, um für den Frieden zu demonstrieren.
„Wir sind keine Utopisten, wir sehen die Realität sehr wohl“, erklärte Ernst Fischer, Gründungsmitglied von Pax Christi Freising und KBW-Vorsitzender, dem FT. Was er aber auch kurz vor dem Gottesdienst betonte: „Gewalt ist keine Lösung, sie schafft nur weitere Gewalt. Was wir brauchen, sind Gespräche.“
Wieskurat findet berührende Worte
Weil sich der Mensch in solchen schweren Zeiten oft hilflos fühle, wollten Pax Christi und das KBW mit Liedern, Texten und Gebeten zu einem Handeln ermutigen und die Hoffnung wieder in den Mittelpunkt rücken.
„Frieden ist kein Selbstläufer“, daran erinnerte dann auch der ehemalige Weihbischof und Wieskurat Bernhard Haßlberger. „Wir haben uns lange im Frieden gesonnt, aber diese Zeiten sind jetzt erst mal vorbei.“ Seine Erkenntnis, die gleichermaßen auch eine Befürchtung ist: „Wer Frieden schaffen will, braucht einen langen Atem.“
Mitglieder von Pax Christi umrahmten den Gottesdienst mit Reden und Aktionen. Ihre Wahrnehmung: „Anstatt die Probleme zu lösen, driften wir immer mehr auseinander und der Hass breitet sich aus.“ Dabei habe man 1990 gedacht, der Weltfrieden sei nahe – aber jetzt sei er so „unglaublich weit entfernt“.
Szenische Lesung geht zu Herzen
Als berührendes Symbol wählten Pax Christ und das KBW das Erlebnis des Propheten Elia unter einem Ginsterstrauch, das die Mitglieder nicht nur verlasen, sondern in einer szenischen Lesung auch auf die Kirchenbühne brachten. Mut- und hoffnungslos vor dem Altar kniend: KBW-Geschäftsführerin Marina Freudenstein, die von den Pax-Christi-Mitgliedern mit einem Laib Brot und Wasser versorgt wurde. Fischer selbst legte ihr eine warme Decke um, bevor er ein rotes Seil weitergab, mit dem sich die Akteure miteinander verbanden – als Symbol eines Netzes, das schützt, auffängt und jene Hoffnung leuchten lässt, dass alle Menschen untereinander und mit Gott verbunden sind.
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Mit diesem Aufbrechen des Gottesdienstes und der Sichtbarmachung durch die szenische Lesung ist den Initiatoren des Friedensgottesdienstes etwas sehr Berührendes gelungen, denn damit verbanden sie die historische Rückblende mit den aktuellen Zeitgeschehnissen.
Eines wurde dabei auch deutlich und spürbar bis ans Herz: Die Hoffnung darf nie aufgegeben werden. Was für Gänsehaut sorgte: Statt einem Friedensgruß gab es Friedenskerzen, die zum Schluss des Gottesdienstes angezündet wurden, um das Licht der Hoffnung auf ein baldiges Ende aller Kriege mit nach Hause zu tragen.
Ein zutiefst tröstlicher Abend fand kürzlich auch im Diözesanmuseum statt. Dort war die berühmte Filmregisseurin Doris Dörrie zu Gast und berichtete von ihren Erfahrungen mit Todesängsten.