Kosten reduzieren und Einnahmen erhöhen: Mit diesem Anspruch ist die Arbeitsgruppe „Finanzen“ des Peißenberger Marktrats vor ein paar Monaten angetreten. Eine Reduzierung der Eisstadionsubventionen spielte in den Überlegungen aber keine Rolle.
Peißenberg – Ein bisschen an der Hundesteuer gedreht, die Nutzungsgebühren für die Tiefstollenhalle erhöht und die Eintrittspreise für das Bergbaumuseum nach oben angepasst: Das sind bislang im Wesentlichen die eher überschaubaren Ergebnisse der gemeindlichen Arbeitsgruppe „Finanzen“. Selbige war vom Marktrat installiert worden, um Vorschläge zur Verbesserung der kommunalen Haushaltslage zu entwickeln.
Das Dauerproblem: Peißenberg hat eine extrem geringe Steuerkraft. Ohne staatliche Schlüsselzuweisungen über den kommunalen Finanzausgleich würde gar nichts gehen. Ein Handlungsfeld für die Arbeitsgruppe wären zum Beispiel die freiwilligen Leistungen gewesen. Doch die Kommunalpolitik tut sich offenkundig schwer damit, in dem Bereich Kürzungen vorzunehmen. Hinter den Zuschussempfängern stehen zum Teil starke Lobbygruppen – und mit denen will man es sich nur ungern verscherzen.
Bestes Beispiel ist das vom TSV Peißenberg betriebene Eisstadion. Einen wirklichen Plan, wie das Eisstadion langfristig erhalten sowie finanziell und organisatorisch tragfähig geführt werden kann, gibt es nicht. Der TSV hangelt sich mit viel ehrenamtlichem Engagement von Saison zu Saison. Wie lange das noch gut geht, weiß keiner. Die Gemeinde zahlt trotzdem für den Eishallenbetrieb einen Zuschuss zwischen 80 000 und 90 000 Euro an den TSV – Jahr für Jahr. Hinterfragt wird das nur von einem Teil des Marktrats. Ansonsten ist das Eisstadion für viele Ratsmitglieder sakrosankt.
Anlässlich der Feststellungsbeschlüsse für die gemeindliche Jahresrechnung 2022 berichtete Georg Hutter nun in der jüngsten Marktratssitzung über die Arbeit im Rechnungsprüfungsausschuss, dessen personelle Besetzung nahezu identisch mit jener der Arbeitsgruppe ist. Der Ausschussvorsitzende gab dabei auch die Ergebnisse der Beratungen zur Causa „Eisstadion“ bekannt. Im Ausschuss sei die Eishalle ein „großes Thema“ gewesen, erklärte Hutter. Im nicht öffentlich tagenden Gremium war auch das TSV-Präsidium vorstellig geworden, um Zahlenmaterial zu liefern und das strukturelle Zusammenspiel zwischen TSV-Hauptverein (er ist Besitzer der Eishalle) und der Eishockeysparte (die „Miners“ sind lediglich ein Nutzer der Eishalle) zu erläutern. 2022 erhielt der TSV-Hauptverein im Rahmen der Eisstadionsubventionierung 57 500 Euro an reinen Geldleistungen von der Gemeinde.
Ohne Subventionen keine Eishalle
Der Betrag dröselt sich in eine seit vielen Jahren gewährte Pauschalzahlung (40 000 Euro), in die Bezuschussung der Leasingraten für die Eisaufbereitungsmaschine (7500 Euro) und eine Einzahlung auf ein Sperrkonto für laufende Reparaturen auf (10 000 Euro). Doch damit ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Hinzugerechnet werden müssen noch rund 27 000 Euro für die von der Gemeinde übernommenen Personalkosten eines Eismeisters. Damit landet man am Ende bei satten 84 500 Euro. Dennoch: An der Zuschusshöhe sollen nach Meinung der Arbeitsgruppe keine Kürzungen vorgenommen werden – „sofern es der kommunale Haushalt zulässt“, wie Hutter relativierte. Der Grund für die Sparzurückhaltung: Die TSV-Vereinsführung, so Hutter, habe klar signalisiert, dass die Eishalle ohne die Kommunalsubventionen nicht betrieben werden könne.
„Wichtig“ sei der Arbeitsgruppe in dem Zusammenhang die Klarstellung, dass die Subvention allein zur Förderung der Sportstätte gedacht sei – und nicht zur Unterstützung für einen Verein. Damit dürfte weniger der TSV-Hauptverein, sondern vor allem die „Miners“ mit ihrer kommerziell orientierten ersten Mannschaft gemeint gewesen sein. Die „Miners“ zahlen aktuell als Gegenleistung zur Überlassung der Werberechte im Stadion einen Betrag in Höhe von jährlich rund 16 000 Euro an den Hauptverein.
Das soll sich aber bald ändern: Hutter vermied es, im Marktrat von „Bedingungen“ für die kommunale Bezuschussung zu sprechen. Er gebrauchte aber den Begriff „Empfehlungen“ und betonte, dass die Arbeitsgruppe dem TSV-Präsidium nahegelegt habe, den Sparten-Obolus und damit die Beteiligung der „Miners“ an der Finanzierung des Eisstadions zu erhöhen. „Das bekommt der TSV als Aufgabe mit“, erklärte Hutter – ohne Zahlen zu nennen.
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„Spürbare Anpassung“ beim Sparten-Obolus
Auch von TSV-Präsident Stefan Rießenberger ist auf Nachfrage der Heimatzeitung nicht zu erfahren, wie viel tiefer die Miners künftig in die Tasche greifen sollen. „Sobald die Eishockeysaison vorbei ist“, kündigt der TSV-Chef an, „werden wir uns mit der Sparte zusammensetzen und über die Erhöhung reden.“ Es werde aber eine „spürbare Anpassung“ geben. Die muss es aber eigentlich allein schon aus einem anderen Grund geben: Bekanntlich peilt der TSV für die maroden Stadionkabinen einen Ersatzneubau in Modulbauweise an (wir berichteten). Um das Projekt inklusive diverser Zuschüsse (BLSV und Gemeinde) zu stemmen, ist der TSV-Hauptverein auf zusätzliche Einnahmen im separat geführten Kostenrechner „Eisstadion“ angewiesen.
Wie Rießenberger in der jüngsten Vereinsratssitzung erklärte, könnte der TSV aus eigener Kraft einen wiederkehrenden Schuldendienst in Höhe von maximal 1800 Euro leisten. Den Betrag will man aber nicht ausreizen, sondern auf ein Niveau von rund 1100 Euro festzurren. Die Differenz zu den fiktiven 1800 Euro, so der TSV-Präsident, soll dann künftig auf ein Rücklagenkonto fließen.
Nach dem Bau des Hallendachs vor rund 35 Jahren wurde übrigens bereits einmal ein Konto (nämlich das heutige Sperrkonto) eingerichtet, auf das jährliche Abschreibungen fließen sollten. Doch zur Schaffung eines Rücklagenpolsters kam es nie. Von dem Konto wurden immer nur laufende Reparaturen bezahlt – bis heute.
Künftig wird der auch „Zamboni-Konto“ genannte Geldtopf über die Gemeinde laufen. „Das heißt, wir als TSV können nicht mehr selber Geld abheben, sondern wir brauchen jedes Mal die Zustimmung der Gemeinde“, erklärt Rießenberger. Die Rücklagenbildung ist übrigens auch eine Forderung des Rechnungsprüfungsausschusses respektive der Arbeitsgruppe – ebenso wie die Aufstellung eines Instandhaltungsplans.
Zudem soll der TSV sich darüber Gedanken machen, wie er gedenkt, die noch ausstehende Ablösung der Leasingschlussrate für die Eisaufbereitungsmaschine zu bezahlen. Auch das seit ewigen Zeiten diskutierte, aber bis dato nie umgesetzte Projekt „Wärmeverbund mit der Rigi-Rutsch’n“ soll laut den Empfehlungen des Ausschusses nun ernsthaft angegangen werden.