Neue Kabinen fürs Eisstadion Peißenberg: „Vollgas in puncto Container“
Es ist ein weiterer und vermutlich letzter Anlauf für einen Kabinen-Neubau am Peißenberg Eisstadion: So peilt der zuständige Hauptverein des TSV Peißenberg nun eine Containerlösung an. Beschlossen ist zwar noch nichts, aber der Vereinsrat gab dem Präsidium grünes Licht, in die Detailplanung einzusteigen.
Peißenberg – Die in einem Anbau des „Rigi-Rutsch’n“-Betriebsgebäudes untergebrachten Umkleidekabinen für die Eishalle sind schon seit Jahren marode und für die Bedürfnisse des Stadionbetriebs zu klein. Seit vielen Jahren wird auch schon über Ersatzlösungen nachgedacht. Es wurden Planungen aufgestellt und wieder verworfen – so wie für das nicht finanzierbare „Aktivzentrum“ oder die Variante mit Investor und der Kombination „Kabinentrakt/ Wohnungsbau“ (wir berichteten). Eine Massivbauweise ist inzwischen längst vom Tisch. „Wir haben uns nun dazu entschieden, in puncto Container Vollgas zu geben“, sagte TSV-Präsident Stefan Rießenberger in der jüngsten Sitzung des Vereinsrats.
Das Gremium tagt in der Regel nichtöffentlich und in festgelegter Runde mit Vertretern der 21 TSV-Sparten. Doch dieses Mal war unter anderem die TSV-Stadionverwaltung und sogar die Presse geladen. Das Präsidium wollte größtmögliche Transparenz schaffen. Um was es konkret ging, erklärte Stefan Rießenberger gleich zu Beginn der Sitzung: „Wir wollen ein Meinungsbild einholen. Wir stimmen heute nicht über eine Millionensumme ab.“ Im Klartext: Der Hauptverein wollte von seinen Spartenvertretern hören, ob die angedachte Container-Lösung für den Kabinenneubau am Eisstadion weiterverfolgt werden soll.
Meinungsbild soll eingeholt werden
Und so sehen die bisherigen Planungen aus: Das TSV-Präsidium hat Kontakt mit einem österreichischen Hersteller von Containerbauten aufgenommen. Die Spezialfirma würde sechs Kabinen mit je 40 Quadratmetern Nutzfläche plus Sanitärbereiche, Büros, Trockenraum und Kassenhäuschen schlüsselfertig für 450 000 Euro auf die bereits vorhandene Fundamentierung am ehemaligen Rollschuhplatz hinstellen – und das in relativ kurzer Zeit. Die Montage der Container im Werk in Wiener-Neustadt würde rund zwölf Wochen dauern. Die Aufstellung vor Ort wäre nach lediglich zwei Wochen erledigt.
In die Kostenauflistung fließen noch die Anschlusskosten (knapp 100 000 Euro), die Ausstattung (50 000 Euro), die Verlegung eines Schnittschutzbodens (ebenfalls 50 000 Euro) und die Gestaltung der Außenanlagen (100 000 Euro) ein. Summa summarum würde sich damit ein Gesamtbetrag von rund 750 000 Euro ergeben, der aber laut TSV-Präsident „sehr, sehr hoch kalkuliert“ ist. „Das können wir uns als Verein leisten“, betonte Rießenberger.
Dem Vernehmen nach sind in der Eishockeysparte respektive bei den „Miners“ nicht alle glücklich mit der Containerlösung. Doch mehr kann und will sich der TSV-Hauptverein finanziell nicht aufbürden: „Es ist eine schlichte Ausführung, kein Luxus. Alles andere ist in der momentanen Lage nicht machbar“, erklärte Rießenberger. Im Subtext heißt das: Entweder Container oder gar keinen neuen Kabinentrakt. Zur Finanzierung der Projektkosten will der TSV zehn Prozent Eigenkapital einbringen. Die Restsumme, so hofft man, wird mit 45 Prozent vom BLSV gefördert. 200 000 Euro erwartet man von der Gemeinde. Der grundsätzlich vom Marktrat bereits 2020 genehmigte Baukostenzuschuss liegt derzeit auf Eis. Der in der Vereinsratssitzung ebenfalls anwesende Bürgermeister Frank Zellner signalisierte aber, dass der Marktrat die Gelder nach wie vor dem TSV zur Verfügung stellen möchte: „Das ist zumindest die favorisierte Variante.“ Zu guter Letzt müsste der TSV noch etwa 200 000 Euro Fremdkapital aufnehmen, um die Container-Module zu finanzieren. Auch das wurde in der Vereinsratssitzung als „machbar“ eingestuft.
Mitgliedsbeiträge anderer Sparten sollen bleiben
Der Schuldendienst, so wird von der Vereinsführung beteuert, soll nicht über allgemeine TSV-Gelder, sondern komplett über den separat geführten Kostenrechner „Eisstadion“ finanziert werden. „Wir wollen keinerlei Erhöhung der Mitgliedsbeiträge anderer TSV-Sparten“, erklärte Manfred Fichtner, der Technische Leiter des TSV. Sehr wohl erhöht werden soll aber der Mietstundensatz für die Hobby-Mannschaften. Selbige bezahlen für eine Stunde Eiszeit aktuell 145 Euro. Mit einer verbesserten Infrastruktur will man den Satz deutlich nach oben schrauben. Auch die Sparte „Eishockey“ soll in die Pflicht genommen werden. Rießenberger sprach im Vereinsrat von „vielen, vielen Arbeitsstunden“, die die „Miners“ als Eigenleistung einbringen müssten.
Doch damit allein wird es nicht getan sein: Auch finanziell wird die Sparte mehr an den Hauptverein abdrücken müssen. Derzeit bezahlen die „Miners“ für die Abtretung der Werberechte im Eisstadion einen vergleichsweise überschaubaren Betrag von rund 16 000 Euro an den Hauptverein. „Den werden wir erhöhen“, kündigte Rießenberger an. Übrigens: Für die Eiszeiten zahlen die „Miners“ nichts – außer die Nutzungszeiten liegen nach 20 Uhr. Wie es in der Sitzung hieß, würde aber selbst die kommerziell orientierte erste Miners-Mannschaft (dort werden Spieler bezahlt) vor 20 Uhr trainieren. Ergo: Für Eiszeiten fallen für die Sparte, die einen sechsstelligen Betrag an Sponsorengeldern generiert, keine Zahlungen an den Hauptverein an.
Unterhaltskosten sind gedrosselt worden
Aber wie kann der Schuldendienst allein aus dem Topf „Eisstadion“ bedient werden? Vor ein paar Jahren, als ein neuer Zamboni (Eisaufbereitungsmaschine) angeschafft werden musste, war der TSV so klamm, dass die Leasingraten von der Gemeinde übernommen werden mussten. Inzwischen, so bekräftigte Rießenberger, würde man finanziell „effektiver arbeiten“. Die Unterhaltskosten seien gedrosselt worden, auch werde es in puncto „Saisonbeginn“ keine Kompromisse mehr geben: „Bei 30 Grad werden wir definitiv kein Eis mehr machen. Die Saison wird nicht vor Mitte September beginnen“, stellte Rießenberger klar. Aus dem Topf „Eisstadion“ könne ein maximaler Schuldendienst in Höhe von rund 1800 Euro gestemmt werden. Doch dieses Volumen wolle man nicht ausschöpfen, sondern sich einen Puffer für außertourliche Instandhaltungsmaßnahmen in der Eishalle schaffen.
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An Einnahmen fließen in den „Eisstadion-Topf“ des TSV natürlich die jährlichen Kommunal-Subventionen, die ungefähr rund 80 000 Euro pro Jahr betragen. Ob die steuerkraftschwache Gemeinde den Betrag auch künftig abdrücken kann? Frank Zellner ist Politprofi genug, um in dieser Frage in der Vereinsratssitzung keine Versprechungen abzugeben: „Wir haben es in der weiteren Planung drin – aus heutiger Sicht. Aber ich kann es jetzt nicht für immer garantieren.“ Der Rathauschef versprühte dennoch Optimismus: „Man sollte keinen Selbstmord begehen, nur weil man Angst vor dem Tod hat. Deshalb sollte der Gemeindezuschuss weiterlaufen.“
Dennoch: Für den TSV-Hauptverein bleiben viele Risiken. Das Präsidium bekam zwar vom Vereinsrat mit einem klaren Votum (28-Ja- und sechs Nein-Stimmen sowie eine Enthaltung) den Auftrag, die Containerlösung im Detail zu planen. Aber was ist, wenn die Kosten für das Projekt aus dem Ruder laufen oder das Eisstadion finanziell nicht mehr tragbar ist? „Es kann immer der Supergau eintreten, dass da hinten zu ist“, räumte Rießenberger ein. Die Containerlösung habe deshalb den „Charme“, dass man die Module im Ernstfall wieder verkaufen könne: „Es besteht nicht die Gefahr, dass hinten irgendwann eine Bauruine steht.“ Doch Rießenberger ist an einer nachhaltigen Lösung interessiert – schon allein aus persönlichen Gründen: „Wenn ich mir da jetzt ein Ei ins Nest lege, dann finde ich nie einen Amtsnachfolger“, so der TSV-Präsident.