Karlsfeld in Geldnot: Gemeinderäte ringen um das Bürgerhaus
Es ist eine wichtige Institution für den Landkreis Dachau, für die Gemeinde Karlsfeld leider ein Defizitgeschäft und noch dazu eine freiwillige Leistung: Die Rede ist nicht vom ehemaligen Karlsfelder Hallenbad, sondern vom Bürgerhaus. Wie verzwickt die Lage ist, zeichnete sich am Dienstagabend im Haupt- und Finanzausschuss Karlsfeld ab.
Karlsfeld – Es ist der größte Veranstaltungsraum im ganzen Landkreis Dachau: der Bürgersaal in Karlsfeld. Ob es künftig teurer werden soll, den Saal oder andere Räume im Bürgerhaus zu mieten, darum ging es in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschuss Karlsfeld am Dienstagabend. Wie Hauptamtsleiter Francesco Cataldo feststellte, „wäre eine weitere Erhöhung nur schwer zu verkraften“.
Während sich die Verwaltung anfangs klar gegen eine Gebührenerhöhung positionierte, sprachen sich viele Gemeinderäte aber dafür aus. „Mit Hinblick auf die Haushaltslage und die Inflation, bleibt uns nichts anderes übrig“, sagte CSU-Gemeinderat und Finanzreferent Stefan Theil. Dennoch wolle er es ungern machen, denn das Preis-Leistungs-Verhältnis sei an einem Maximum angekommen. Schließlich nehme die Gemeinde auch kein Geld in die Hand, um das Bürgerhaus zu verschönern. Und auch Bürgermeister Stefan Kolbe warnte: „Es besteht die Gefahr, dass man eine Schwelle erreicht, an der wir unattraktiv werden.“
Nachdem sich sie Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses knapp eine Stunde die Köpfe über die Gebühren und die Benutzerordnung des Bürgerhauses zermartert hatten, beschlossen sie schließlich gegen die Stimmen der SPD, dem Gemeinderat zu empfehlen, die Gebühren zum 1. Januar 2025 nicht turnusmäßig zu erhöhen.
Man muss sehr deutlich machen, was die Gemeinde Karlsfeld freiwillig hier leistet: Dass wir das Bürgerhaus mit seinen Mieten und dem Theater-Abonnement enorm subventionieren, obwohl wir uns das eigentlich gar nicht leisten können.
Während der ganzen Diskussion schwang etwas Beunruhigendes mit, das Erinnerungen an vergangene Beratungen weckte. Damals ging es allerdings nicht um das sanierungsbedürftige Bürgerhaus, sondern um das sanierungsbedürftige Hallenbad. Dieses musste die Gemeinde bekanntlich Anfang vergangenen Jahres aufgeben, weil sie sich diese freiwillige Leistung dauerhaft nicht mehr leisten konnte.
Wie Hauptamtsleiter Cataldo darlegte, hat das Bürgerhaus im Jahr 2023 ein Minus von rund 630 000 Euro eingebracht. Dies liegt vor allem an den Ausgaben für Instandhaltungs- und Reparaturmaßnahmen. „Das Defizit erreicht bald eine Größenordnung, die wir beim Hallenbad vor Corona hatten“, bemerkte Grünen-Gemeinderat Thomas Nuber. Das Defizit des Hallenbads lag zuletzt jährlich zwischen 400 000 und 600 000 Euro. „Man muss sehr deutlich machen, was die Gemeinde Karlsfeld freiwillig hier leistet: Dass wir das Bürgerhaus mit seinen Mieten und dem Theater-Abonnement enorm subventionieren, obwohl wir uns das eigentlich gar nicht leisten können“, sagte der Grünen-Gemeinderat.
Allein die Verkehrssicherheit kostet zweistelligen Millionenbetrag
Nubers Parteikolleginnen Cornelia Haberstumpf-Göres und Heike Miebach reichten im Juli daher einen Antrag auf konzeptionelle Planung für das Bürgerhaus ein. Dabei geht es darum, eine transparente und umfassende Entscheidungsgrundlage zu erarbeiten, die alle Tatsachen, Herausforderungen und Alternativmöglichkeiten umfasst, heißt es in der Begründung. „Nach grober Schätzung des Gebäudemanagements bedarf es für eine Gesamtsanierung einen zweistelligen Millionenbetrag – allein um das Gebäude und die umliegenden Flächen in einen verkehrssicheren Zustand zu versetzen, ganz ohne Verschönerungen und erweiterte Nutzungsmöglichkeiten“, so die Grünen. Sie sind der Meinung, dass ein durchdachtes und flexibles Raum- und Nutzungskonzept das Bürgerhaus für alle Bürger deutlich aufwerten und die Gemeinde durch geringere Folgekosten spürbar entlasten könne.
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Der Gemeinderat wird den Grünen-Antrag in seiner Sitzung kommenden Donnerstag diskutieren. Wie Bürgermeister Stefan Kolbe im Hauptausschuss sagte, gehe er schwer davon aus, dass der Antrag angenommen werde. Er schlug vor, die Erhöhung der Gebühren für die Anmietung der Räume im Bürgerhaus im Zuge der Behandlung des Antrags zu diskutieren. Einzig SPD-Gemeinderätin Beate Full stimmte dagegen.
626 000 Euro Defizit
Die Einnahmen beim Bürgerhaus gingen aus den Musik-Abo-Veranstaltungen der Gemeinde Karlsfeld im Vergleich zum Vorjahr zwar zurück, die Mieteinnahmen für die Räume des Bürgerhauses stiegen jedoch, wie Hauptamstleiter Francesco Cataldo mitteilte. Insgesamt nahm die Gemeinde Karlsfeld mit dem Bürgerhaus im vergangenen Jahr rund 194 000 Euro ein. Die Ausgaben belaufen sich hingegen auf mehr als 820 000 Euro. Um die Kosten allein aus der Raum- und Technikmietung zu decken, müsste die Gemeinde laut Hauptamt die Preise um rund 840 Prozent erhöhen.