Für mehr Bier-Vielfalt auf dem Dachauer Volksfest
Die Frage, inwiefern eine Traditionsveranstaltung wie das Dachauer Volksfest auch ein eigenes Festbier braucht, hat am Mittwoch die Stadträte beschäftigt.
Das Augustiner Bier im großen Festzelt des Dachauer Volksfests hat in den vergangenen Jahren überwiegend positive Resonanz gefunden. Wie der für das Volksfest zuständige Amtsleiter im Rathaus, Tobias Schneider, am Mittwoch den Stadträten im Kulturausschuss berichtete, sei das mit 5,2 Prozent Alkohol vergleichsweise leichte Bier an drückend heißen Tagen gern getrunken worden. Auch das alkoholfreie Augustiner sei gut angekommen.
Dennoch findet Stadtrat Markus Erhorn (Freie Wähler Dachau), dass die Stadt es sich in der Bier-Frage zu einfach mache. Klar, gibt er zu, sei das Augustiner Bier ohne Frage süffig und qualitativ äußerst hochwertig. Allerdings sei das Dachauer Volksfest eine weitum bekannte Traditionsveranstaltung, die zuletzt mit der Vergabe des großen Festzeltes an die Augustiner Brauerei leider ein „Alleinstellungsmerkmal“ verloren habe. Erhorns Forderung daher: Die Stadt solle ihre Ausschreibungskriterien für die Vergabe des städtischen großen Bierzeltes „entsprechend anpassen“. Zum Volksfest gehöre schließlich ein Festbier! Übrigens schreibe auch die Stadt München auf ihrem Oktoberfest den Ausschank spezieller Festbiere aus.
Märzenbier ist eigentlich ein Herbst-Bier
Bevor der Kulturausschuss in die Diskussion einstieg, musste aber erst geklärt werden, worum es sich bei einem „Festbier“ überhaupt handelt. Laut Oberbürgermeister Florian Hartmann sei dies „im Regelfall“ ein Märzenbier, das ursprünglich im März gebraut und dann bis Herbst ausgeschenkt wurde. „Es ist eigentlich ein altes Bier, das man damals ausgeschenkt hat, um die Lager freizubekommen.“ Schon allein deswegen passe es „von der Thematik her“ nicht auf das im August stattfindende Volksfest.
Außerdem hat jedes Festbier, egal ob Märzen oder nicht, einen höheren Alkoholgehalt als das helle Lagerbier von Augustiner. Hartmann zufolge lässt sich dieser Unterschied am Dachauer Volksfest gut beobachten: Seit dem Wechsel zum leichteren Augustiner „haben wir weniger Probleme mit Gästen, die ein bisserl mehr getrunken haben und dann nicht mehr so gut nach Hause kommen“.
Überhaupt, so Hartmann, „geht der Trend hin zu leichteren und alkoholfreien Bieren. Der Absatz in dem Bereich wird immer größer“. Wenn dann, wie beim Dachauer Volksfest, noch die August-Hitze hinzukommt, dann müsse man bei der Festbier-versus-Helles-Frage eindeutig bedenken: „Stärkeres Bier lädt vielleicht weniger zum Weitertrinken ein.“
Volksfestreferent Robert Gasteiger (Bürger für Dachau) betonte zudem, dass es auch die Sache des Wirts sei, welches Bier er in seinem Zelt haben will. „Die Biere müssen ja Umsatz bringen!“ Insofern sah auch er es wie OB Hartmann, bei der Ausschreibung nicht explizit nur eine Biersorte vorzuschreiben.
Zumal es ja durchaus – und hier stimmte Gasteiger mit Erhorn überein – vor allem unter Traditionalisten durchaus Nachfrage nach einem „Dachauer Bier“ gebe. Gerade in den kleineren Zelten wäre es daher doch schön, wenn dort Gerstensaft einer Brauerei aus dem Landkreis verkauft würde. „Die Vielfalt macht‘s!“
Das Bier ist ohne Frage süffig und qualitativ äußerst hochwertig. Dadurch hat das Dachauer Volksfest aber leider ein Alleinstellungs㈠merkmal verloren.
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Katja Graßl (CSU) fand die Idee, in den kleineren Zelten regionales Bier auszuschenken, super. Ansonsten legte sie einen rabiaten Themenschwenk hin: „Das Wasser war dieses Jahr extrem teuer!“ Ob man nicht einen Trinkwasserbrunnen auf dem Gelände aufstellen könne? „Unbedingt“, erklärte OB Hartmann, der versicherte, das Thema bereits „auf dem Schirm“ zu haben. „Die Nachfrage ist da, das Kulturamt macht sich schon Gedanken über den Standort.“ Er hoffe, schon im nächsten Jahr einen Trinkwasserspender zu haben.
Was es definitiv nächstes Jahr neu geben wird, ist ein neuer Festwirt. Die beiden kleineren Zelte Franziskaner-Garten und das „Naumanns“ werden im kommenden November neu vergeben. Während Wirt Christian Naumann sich laut Kulturamtsleiter Schneider erneut um den Betrieb des Zelts beworben hat, will der langjährige Franziskaner-Garten-Wirt Rudolf Stauß nicht mehr. „Er hat die Verlängerungsoption nicht gezogen“, so Schneider.
Der Wunsch, eine kleine Landkreisbrauerei auf das Volksfest zu holen, ließe sich daher vielleicht bald umsetzen – sofern der künftige Wirt dies will. Denn während es für das große Festzelt eine städtische Ansage bezüglich des Bieres gibt, „haben die kleineren Zelte bislang keine Vorgabe“, so OB Hartmann. „Die Wirte können sich mit einer x-beliebigen Brauerei zusammentun.“ Natürlich fände aber auch er eine entsprechende Auswahl sinnvoll. Denn: „Dem einen schmeckt dieses Bier, dem anderen jenes.“ Die Bier-Frage sei schlicht „sehr subjektiv“.
So sah es am Ende auch der Ausschuss. Erhorns Antrag, die Ausschreibungskriterien zu ändern, wurde mehrheitlich abgelehnt. Kulturreferent Dr. Ramon Rümler (SPD) fand die ganze Diskussion über vermeintliche Traditionen ohnehin „antiquiert“.