Schritt für Schritt zur Barrierefreiheit
Das Kopfsteinpflaster in der Altstadt ist vor allem für Menschen mit Mobilitätseinschränkung eine Qual. Deshalb einigte sich der Stadtrat vor Jahren auf einen „Aktionsplan“ zum Einbau von Laufstreifen.
Dachau – „Das Stolpern soll ein Ende haben. Die Altstadt muss fußgängerfreundlicher werden!“ In den Jahren 2016 und 2017 war diese Forderung immer wieder in den zuständigen Stadtratsgremien zu hören gewesen. Doch obwohl parteiübergreifend Einhelligkeit darüber bestand, dass das Kopfsteinpflaster in der Altstadt für Menschen mit Mobilitätseinschränkung, für Frauen in Stöckelschuhen oder Eltern mit Kinderwägen eine Qual ist, wurde der vor allem von der CSU lauthals geforderte „Aktionsplan“ zum Einbau von barrierefreien Laufstreifen lange nicht umgesetzt.
Dank der Abschaffung Strabs wird der Plan nun schrittweise umgesetzt
Der Grund: die Straßenausbaubeitragssatzung, kurz Strabs. Diese Satzung sah vor, dass Anwohner von Ortsstraßen an den Kosten für deren Erneuerung oder Sanierung beteiligt werden. Viele, vor allem Hubert Aiwangers Freie Wähler, fanden dies ungerecht, da bei Neubauten die Bauherrn sowieso schon oft einen sogenannten Erschließungsbeitrag für die Anbindung, zum Beispiel ans Kanalnetz oder für den Gehweg, bezahlen müssen. In beiden Fällen, bei der Erschließung, wie auch dem Straßenausbau waren für die Anlieger regelmäßig fünfstellige Summen fällig. Erst 2018 gab die CSU nach und schaffte zumindest die Strabs ab.
Damit war der bis dahin größte Stolperstein für die Laufstreifen entfernt. Denn wie die Stadtverwaltung in den Jahren 2016 und 2017 immer wieder betonte, würde man die Altstadt-Anlieger an den Kosten beteiligen müssen. Und diese Kosten wären – angesichts der damals veranschlagten 400 Euro pro laufendem Meter – nicht gering ausgefallen.
Bauamtsleiter Moritz Reinhold sagt heute, dass „die gesetzliche Abschaffung der Straßenausbaubeitragspflicht die Konfliktlage für Anwohner natürlich entschärft“ und den „Weg für weitgehend reibungslose Planungs- und Bauabläufe geebnet“ habe. Daher werde, „maßgeblich abhängig von den finanziellen und personellen Ressourcen der Stadt“, an den Laufstreifen gearbeitet. Und ab Montag, 23. September, soll diese Arbeit in die nächste Runde gehen.
Wie Reinhold berichtet, wird dann der Bereich entlang der Kirche St. Jakob sowie von der Sparkasse bis zum Widerstandsplatz umgebaut. Umbau heißt, dass der Weg eine Pflasterfläche erhält, welche laut dem Stadtbaumeister eine möglichst ebene sowie rutschfeste Oberfläche aufweist. Die verwendeten Steine sind gesägt und gestockt und bei der Verlegung wird darauf geachtet, dass die Fugen möglichst schmal ausgeführt werden. „Dies stellt aus unserer Sicht einen Kompromiss aus nutzerfreundlichen und gestalterischen Aspekten in einem Altstadtensemble dar.“
Die in dem Abschnitt ansässigen Geschäfte und Einrichtungen werden während der Baumaßnahme „durchgängig erreichbar sein“, wie die Stadtverwaltung betont. Ziel sei, „auch in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen ein sicheres und bequemes Erreichen der Altstadt zu ermöglichen“.
Stolperfallen gibt es nicht nur in der Dachauer Altstadt
Die bereits in den Vorjahren fußgängerfreundlich erneuerten Altstadt-Bereiche sind die Apothekergasse und der Pfarrplatz sowie der Bereich vor dem Tourismusbüro. Im Zuge von ohnehin stattfinden Hochbaumaßnahmen wurde auch schon in der Hubergasse, der oberen Klosterstraße und der Pfarrstraße 1 für mehr Barrierefreiheit gesorgt.
Meine news
Einen Plan, bis wann der „Aktionsplan“ Laufstreifen fertig abgearbeitet sein soll, hat man bei der Stadt nicht, wie Reinhold auf Nachfrage erklärt. Auch ein Budget für den vollständigen barrierefreien Umbau der Altstadt mit Laufstreifen gebe es nicht. Sicher sei nur: Die Umsetzung erfolge „abschnittsweise im Rahmen der vom Stadtrat genehmigten Haushaltsmittel“.
Wobei es – langfristig – mit der Altstadt allein nicht getan sein soll. In einer Sitzung des Umwelt- und Verkehrsausschusses im Mai 2017 hatte Oberbürgermeister Florian Hartmann schon erklärt: „Der Aktionsplan nur für die Altstadt ist ein bisschen wenig. Wir haben viele Stellen, wo Barrierefreiheit wichtig ist.“