Nicht mehr lustig: Gemeinden verzweifeln an Ortsschild-Diebstählen

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Und wieder bleibt nur der Rahmen zurück: Die Asbach-Ortsschilder werden immer wieder gestohlen. © Gemeinde Petershausen

Sie hängen als Trophäe im Partykeller oder im Bauwagen: Überall im Landkreis Dachau werden immer wieder Orts- und Verkehrsschilder gestohlen. Besonders betroffen sind die Ortsteile Asbach in Petershausen und Altomünster.

Landkreis – Die Täter schlagen mitten in der Nacht zu, wenn der Ort schläft und niemand etwas bemerkt. Mit tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen und entsprechendem Werkzeug montieren sie in Sekundenschnelle das Ortsschild von Asbach in der Gemeinde Altomünster ab. Wenige Augenblicke später flüchten die Unbekannten in die Dunkelheit der Nacht. Wenn das Fehlen des Ortsschildes schließlich bemerkt wird, ist es meist schon zu spät – von den Dieben fehlt dann in der Regel jede Spur.

„Besonders die Ortsteile Asbach in Altomünster und Petershausen scheinen bei den Dieben beliebt zu sein“, erklärt Michael Hermann, Pressesprecher der Polizei Dachau. Über die Hintergründe könne man nur mutmaßen, doch vieles lasse vermuten, dass ein Zusammenhang mit der gleichnamigen Spirituosenmarke besteht. „Die meisten Tatverdächtigen sind Jugendliche oder junge Erwachsene, die die Ortsschilder als Andenken klauen“, erklärt Hermann.

Diebstähle verursachen Kosten im mittleren dreistelligen Bereich

Im Petershausener Ortsteil Asbach wurde in diesem Jahr bereits achtmal das Ortsschild gestohlen (wir berichteten). Aber auch Altomünster bleibt von solchen Diebstählen nicht verschont. „Bei uns werden regelmäßig die Ortsschilder von Altomünster sowie von Asbach oder Pipinsried entwendet“, erklärt Bürgermeister Michael Reiter. Diese Diebstähle verursachen regelmäßig Kosten im mittleren dreistelligen Bereich. „Mittlerweile bestellen wir die Schilder schon auf Vorrat“, so Reiter.

Die Täter gehen dabei radikal und teilweise mit schwerem Werkzeug vor. Oft werden dabei auch die Halterungen der Ortsschilder beschädigt. „Das ist für uns natürlich noch teurer, weil wir dann nicht nur das Schild, sondern auch die Halterung erneuern müssen“, so Reiter weiter.

Doch nicht nur Altomünster und Petershausen sind von den Diebstählen betroffen. Eine Nachfrage bei verschiedenen Gemeinden im Landkreis zeigt, dass Ortsschild-Diebstähle im gesamten Landkreis immer wieder vorkommen. In diesem Jahr wurden auch in den Ortsteilen der Gemeinden Weichs, Indersdorf, Schwabhausen und Bergkirchen mehrere Diebstähle gemeldet. Vor nicht allzu langer Zeit wurden beispielsweise das Ortsschild Weichs von Aufhausen kommend beim Aufhausener Feld sowie das Ortschild Aufhausen von Edenpfaffenhofen kommend gestohlen. Außerdem wurden in der Frühlingstraße in Weichs zwei Schilder, die auf die Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 Kilometer pro Stunde hinweisen sollen, entwendet.

Fröhlicher Ersatz: Petershauser Grundschüler gestalteten im vergangenen Jahr eine Alternative zum gelben Schild.
Fröhlicher Ersatz: Petershauser Grundschüler gestalteten im vergangenen Jahr eine Alternative zum gelben Schild. © Gemeinde

„Auch bei uns verschwinden immer wieder Ortsschilder“, berichtet Ulrich Ampenberger vom technischen Bauamt der Gemeinde Indersdorf. Allerdings scheinen die Schilder in Indersdorf „nicht so begehrt“ zu sein wie in anderen Gemeinden. Lediglich zwei- bis dreimal pro Jahr werden hier Ortstafeln gestohlen. Der entstandene Schaden beläuft sich dennoch jedes Mal auf einen mittleren dreistelligen Betrag. Das seien „unnötige Ausgaben, die an anderer Stelle fehlen“, wie es aus allen betroffenen Gemeinden unisono heißt.

Die Ermittlung der Täter ist in diesen Fällen für die Polizei äußerst schwierig. „Meistens haben wir keine Chance, die Diebe zu ermitteln. Wenn das doch einmal passiert, dann aufgrund von Zeugenhinweisen, die die Täter beim Abmontieren beobachtet haben“, erklärt Polizeihauptkommissar Hermann. Für die Höhe des Strafmaßes sei dann das Vorgehen der Täter entscheidend.

„In einem Fall konnten wir bei einer Festnahme schweres Werkzeug und eine Waffe sicherstellen“, erklärt Hermann. Das führte zu einer Anzeige wegen Diebstahls unter Waffengebrauch. In der Regel enden solche Fälle aber mit Geldstrafen, wie ein Vorfall vom 29. März zeigt: Vier Jugendliche wollten das Ortsschild von Asbach in der Gemeinde Petershausen stehlen, wurden aber von der Polizei geschnappt. Das Gericht verhängte schließlich Geldstrafen nach dem Jugendstrafrecht in Höhe von 150 Euro beziehungsweise 300 Euro.

Altomünster würde Schilder „gegen Obolus“ verkaufen

Genau das ärgert auch den Altomünsterer Bürgermeister Michael Reiter. „Die Jugendlichen stehlen die Ortsschilder als Trophäen für ihre Bauwagen und brauchen im Grunde keine Angst vor ernsthaften Konsequenzen zu haben, wenn sie doch mal erwischt werden“, erklärt er. Problematisch ist, dass es dadurch viele Nachahmer gibt, die sich durch das geringe Strafmaß kaum abschrecken lassen.

In den vergangenen Wochen hat Reiter mit seinen Kollegen viele Ideen diskutiert, um die Diebstähle einzudämmen. „Eine Videoüberwachung ist aber rechtlich nicht zulässig“, erklärt er. Auch eine dauerhafte Bewachung würde das Problem nicht wirklich lösen. Eine mögliche Lösung könnten deshalb bauliche Maßnahmen sein, die den Zugang zu den Schildern erschweren.

Dabei gäbe es laut Reiter eine viel einfachere Lösung. „Unsere Kommune verkauft die Schilder gerne gegen einen kleinen Obolus“, erklärt er. Sein Appell lautet daher: blechen statt klauen.

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