Windpark-Beteiligung belastet Bilanz der Stadtwerke Dachau
Die Stadtwerke Dachau haben ein erfolgreiches Geschäftsjahr hinter sich, doch die Beteiligung an zwei Offshore-Windparks trübt das Bild. Technische und finanzielle Probleme sorgen für eine Abwertung in der Bilanz.
Die Stimmung im Werkausschuss war gut, schließlich trug der von den Stadtwerken beauftragte Wirtschaftsprüfer Christian Seeberg in einem wort- und zahlenreichen Vortrag vor, dass er den Jahresabschluss 2023 der Stadtwerke „uneingeschränkt bestätigen“ werde. Seebergs wichtigste Botschaft: Die Stadtwerke Dachau schlossen das Geschäftsjahr 2023 mit einem positiven Ergebnis von 2,539 Millionen Euro ab (siehe Infokasten) – dem mit großem Abstand besten Ergebnis der vergangenen Jahre. Stadtrat Michael Eisenmann (Bündnis für Dachau) quittierte den Vortrag denn auch mit überschwänglichem Lob an die Stadtwerke-Mitarbeiter und fand die Bilanz schlicht „toll“.
Die früheren Gewinnbringer Gas und Strom hätten sich „halbiert“
Seine übrigen Kollegen sowie Oberbürgermeister Florian Hartmann aber gaben sich nicht ganz so euphorisch. Sie nahmen die Bilanz schweigend zur Kenntnis. Und Stadtrat Peter Gampenrieder (ÜB) wollte schließlich doch festgehalten wissen, dass das gute Ergebnis vor allem mit den Einnahmen aus Wasser und Abwasser erzielt worden sei, „da sind wir nicht den Kräften des Marktes ausgesetzt“. Die früheren Gewinnbringer Gas und Strom hätten sich dagegen „halbiert“ – und das in Zeiten stark gestiegener Strompreise!
Stadtwerke Dachau haben ein erfolgreiches Geschäftsjahr hinter sich
Den Grund für diese „wesentliche Änderung“ in der Bilanz sieht Wirtschaftsprüfer Seeberg in einer „Abwertung im Bereich Finanzanlagen“. Die Windpark-Beteiligung der Stadtwerke schreibe „Verluste“ und habe einen „negativen Ausblick“. Werkleiter Robert Haimerl wurde konkreter: Die beiden Offshore-Windparks Borkum und Borkum II in der Nordsee, an denen die Stadtwerke beteiligt seien, hätten eine unbefriedigende „Performance“ und „erreichen nicht die Ziele, die man sich betriebswirtschaftlich vorgestellt hat“. Die handelsrechtliche Abwertung bei Borkum I betrug demnach 3,1 Millionen Euro, die von Borkum II 380 000 Euro.
Offshore-Windparks: Stadtwerke schreiben Millionenverluste ab
Tatsächlich ist es so, dass die Stadtwerke an der Trianel GmbH beteiligt sind. Die in Aachen ansässige Gesellschaft bezeichnet sich als Projektentwickler in Sachen erneuerbarer Energien, im Energiehandel und in der Energiebeschaffung. Neben den Stadtwerken sind über 100 kommunale Gesellschafter und Partner an Trianel beteiligt. Ziel der Unternehmung: „Stadtwerke auf ihrem Weg der Transformation zu begleiten und ihre Unabhängigkeit und Wettbewerbsfähigkeit im Energiemarkt zu stärken“.
Über 2 Millionen Euro Gewinn
Der Jahresabschluss 2023 endet für die Stadtwerke mit einem positiven Ergebnis von 2,54 Millionen Euro. Damit soll laut Werkleitung nun „das Eigenkapital gestärkt und die dauerhafte Leistungsfähigkeit sichergestellt werden“. Die Bilanzsumme stieg im vergangenen Jahr um rund 19 Millionen Euro auf 165 Millionen Euro, wobei sich laut Wirtschaftsprüfer Christian Seeberg das Ergebnis der Stromsparte „auffällig verschlechtert“ und das Ergebnis im Bereich Wasser/Abwasser „auffällig verbessert“ habe. Letzteres sei schlicht durch die jüngsten Gebührenerhöhungen zustande gekommen, Ersteres durch den „Abschreibungsbedarf an den Windparks Borkum I und II“. Immerhin erwirtschafteten die Versorgungssparten noch genug, um damit den defizitären Bäderbetrieb (minus 1,43 Millionen Euro) und Verkehrsbetrieb (minus 223 000 Euro) zu finanzieren.
Zwei dieser laut Trianel „zukunftsfähigen“ Stromerzeugungsprojekte sind die rund 45 Kilometer nordwestlich der Küste der Nordseeinsel Borkum gelegenen Windparks Borkum I und Borkum II. Gemeinsam mit 26 anderen kommunalen Energieversorgern sind die Stadtwerke an Borkum I beteiligt, an Borkum II gehören neben Dachau 16 kommunale Energieversorger zu den Teilhabern. Der Anteil der Stadtwerke an Borkum I liegt bei 1,15 Prozent, an Borkum II bei 0,46 Prozent. Die Gesellschafterverträge wurden vor 14 beziehungsweise vor sieben Jahren geschlossen. Laut Stadtwerke-Chef Haimerl habe man „beide Parks nun wertberichtigt. Sie stehen in unseren Büchern mit Null“. Damit erlebe man wenigstens in den kommenden Jahren „keine negativen Überraschungen mehr“.
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Technische Probleme bei Windrädern
Wie die Trianel-Sprecherin Ingela Marré auf Nachfrage bestätigt, seien bei dem aus 32 Windrädern bestehenden Park Borkum II technische Probleme aufgetreten. Die Rotorblattlager seien „defekt“ gewesen, es habe Risse beziehungsweise Brüche der Rollen gegeben, weshalb diese „überwiegend ausgetauscht“ werden mussten. Da eine der dafür zuständigen Firmen zwischenzeitlich aber in die Insolvenz gegangen sei, konnten sich die Räder auch nicht drehen. Haimerl: „Kurzfristig sehen wir nicht, dass ein stabiler Betrieb möglich ist.“ Offshore-Anlagen seien nun mal schwieriger im Unterhalt als Anlagen auf dem Festland. „Die Komplexität ist erheblich.“
Kurzfristig sehen wir nicht, dass ein stabiler Betrieb möglich ist.
Im direkt nebenan situierten Borkum I gibt es zwar kein technisches Problem, aber ein finanzielles. Solange die Anlage nicht „ausfinanziert“ ist, so Haimerl, werde man es nicht „in die Gewinnposition“ schaffen. Seine Hoffnung: „Dass Borkum I länger als 20 Jahre steht.“ Dann sei die Finanzierung ausgelaufen. Ändern könnte sich die verzwickte Lage seines Nordsee-Investments nur, „wenn die Strompreise richtig stark steigen“. Dies, so betonte der Stadtwerke-Chef, wolle er aber – mit Blick auf seine Kunden – auch nicht hoffen.
Auf die Wasserkraft ist Verlass
Zum Glück ist Verlass auf die Wasserkraft. Die stellt sicher, dass nicht alle Beteiligungen der Stadtwerke abgeschrieben werden müssen. „Insbesondere“ mit der Teilhabe an den Innkraftwerken habe man im vergangenen Jahr nämlich gutes Geld verdienen können. Auch hat laut Haimerl die Einkaufsgemeinschaft KOS Energie GmbH „gut gewirtschaftet“. Der Stadtwerke-Chef ist daher – trotz der Windpark-Flaute – überzeugt: „Um die Risiken beim Betrieb von Kraftwerken und Windkraftanlagen für ein Unternehmen in unserer Größenordnung beherrschbar zu machen, sind Beteiligungen der einzige sinnvolle Weg, um eine ausreichende Risikostreuung zu erreichen.“