Sensationsfunde in der Korbinianskrypta im Freisinger Dom - Einblicke im Video
Bei der millionenschweren Kryptarestaurierung im Dom zu Freising sind jetzt bei den Arbeiten zwei spektakuläre Funde ans Tageslicht gekommen.
Freising – Ehrfurcht. Das sei es, was die Baustelle am altehrwürdigen Dom in Freising den Menschen, die hier arbeiten, abverlange. Gut ein halbes Jahr liegt es zurück, als der Leiter des Staatlichen Bauamts, Andreas Kronthaler, das bei einer Baustellenführung so formulierte. Dass sich dieses Gefühl von tiefer Ehrfurcht noch potenzieren würde, hätte er sich damals nicht träumen lassen. Doch die zwei Funde, die bei den Arbeiten an der Krypta jetzt ans Licht gebracht wurden, sind eine Sensation. Die Ehrfurcht ist noch einmal gewachsen.
Am Übergang zur Maximilianskapelle legte Fachbauleiterin Angelika Porst ein Wandgemälde frei – einen Christuskopf auf dem Schweißtuch der Veronika. Michael Schmidt, Vize-Abteilungsleiter vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege: „Das ist außergewöhnlich, ein Highlight!“ Kein Wunder, dass Angelika Porst sich sofort das Telefon schnappte, um Domrektor Marc-Aeilko Aris von der Sensation zu berichten. Eine Malerei von höchster Qualität. Und auch, wenn es sich nur um einen kleinen Rest des Freskos handele, wie Schmidt sagte, sei dieser Fund absolut wertvoll. Wegen der Zartgliedrigkeit des Gemäldes verorte man den Künstler in Italien, entstanden sei es wohl in der Zeit um 1300.
Exklusive Einblicke im Video
Ein gutes halbes Jahr liegt es zurück, als das FT zuletzt mit den Verantwortlichen des Staatlichen Bauamts, Andreas Kronthaler und Projektleiter Richard Sicker sowie Pressesprecher Marcus Dörner, die Korbinianskrypta, einen der bedeutendsten hochmittelalterlichen Sakralräume in Bayern, besichtigen durfte. Wild hat es damals noch ausgesehen, im Gewölberaum waren noch die deutlichen Spuren von jahrzehntealtem Kerzenruß erkennbar, Elektroleitungen lagen frei. Eine Baustelle eben.

Heute strahlt die Krypta, die weitgehend aus der Bauzeit des jetzigen Doms in der Zeit um 1160 stammt. Die Gewölbe sind hell, die Rußspuren beseitigt. Zur Planung und Koordination wurde Thomas Aumüller als Experte der Bauforschung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege hinzugezogen. Denn auf der Baustelle kam auch modernste 3D-Technologie zum Einsatz, und es waren vor der Erneuerung der Elektroleitungen umfassende bau- und kulturhistorische Untersuchungen nötig. Aumüller: „Wir wissen jetzt viel mehr über die Entstehung und Gestaltung der Krypta und damit auch über einen wichtigen Teil unserer Bayerischen Kulturgeschichte“ – Wissen, das man auch dem Deckengemälde zu verdanken hat.
Grabnische entdeckt
Dann verkündete Domrektor Marc-Aeilko Aris noch einen weiteren Fund, weswegen besagtes Telefon vor einigen Tagen wieder bei ihm klingelte. In einem Nebenraum der Krypta, der jahrelang als Stuhl- und Lagerraum genutzt wurde, hatte sich ein Stein gelockert. Dahinter: eine Grabnische. Neben den Gebeinen fanden sich auch Teile des Sarkophags.
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Mit den Untersuchungen des Gruftraums steht man gerade noch am Beginn, weswegen der Raum zur Landesausstellung auch verschlossen bleiben muss. Aris geht von mehreren Grabnischen aus. Denn: „In der Krypta wurden die Heiligen des Domes verehrt“, erklärt er. Neben diesen Heiligen bestattet zu werden, sei Ausdruck des Vertrauens auf deren Fürsprache – und sei somit ein beliebter Bestattungsort gewesen.
Und der Zeitplan? Trotz all dieser überraschenden Entdeckungen „liegen wir voll im Zeitplan – auch wenn das im Moment vielleicht nicht danach aussieht“, wie Projektleiter Richard Sicker sagt. Daran führe auch gar kein Weg vorbei, denn in wenigen Wochen, Anfang Mai, wird die Landesausstellung eröffnet, bis dahin wird der Korbiniansschrein in der restaurierten Maximilianskapelle stehen. Auf diesen Termin arbeiten alle Beteiligten hin. „Hier wird von allen Großartiges geleistet“, sagt Andreas Kronthaler. Und auch der Kostenrahmen werde nicht gesprengt. Es bleibt bei sechs Millionen Euro.