Karl Steininger beigesetzt: Abschied von einem Brückenbauer
Hunderte haben am Samstag Abschied genommen vom Ehren-Landeshauptmann der bayerischen Gebirgsschützen, Karl Steininger. Unter den Trauergästen, die in sein kleines Heimatdorf Pienzenau strömten, waren auch zahlreiche hochrangige Vertreter aus Politik und Gesellschaft sowie Kameraden aus Österreich und Italien.
Weyarn – Das hätte Karl Steininger wohl auch gefallen: ein seidiger, weiß-blauer Himmel und Sonnenschein über so vielen seiner Lieben in seinem idyllischen Heimatdörfchen. Als Großfamilie aus Angehörigen, Freunden, zahlreichen Gebirgsschützen, Ex-Kollegen und ein wenig Prominenz, wie Landtagspräsidentin Ilse Aigner oder Herzog Max in Bayern mit seiner Frau Elizabeth, trugen sie den beliebten und angesehenen Ehren-Landeshauptmann der bayerischen Gebirgsschützen am Samstagvormittag in Kleinpienzenau zu Grabe – mit vielen Fahnen, Musik, Salut, Trommelwirbel und Blumen.
Mehrere hundert Menschen hatten sich am alten Kirchlein St. Georg mit seinem kleinen Friedhof eingefunden, um dem geliebten Familienvater, guten Freund, verdienten Kommunalpolitiker und rührigen Gebirgsschützen-Netzwerker die letzte Ehre zu erweisen. Immer noch schockiert, berichtete der frühere Seelsorger der Pfarrei Neukirchen, Pater Georg Assel vom Deutschen Orden, in seinem Nachruf von einem fröhlichen Treffen wenige Tage vor Steiningers überraschendem Tod in dessen gemütlichem Zuhause in Sichtweite der Kirche. Und wenige Wochen zuvor hatte man in großer, heiterer Runde den 85. Geburtstag des Pienzenauers gefeiert. Der Priester – auch nach seinem Abschied von der Pfarrei Neukirchen ein vertrauter Freund von Steininger, dessen drei Söhnen und ihren Familien – zeichnete das Bild eines überzeugten Katholiken mit vielseitigen Begabungen, einem vielfältigen Lebensweg und einer herausragenden Lebensleistung.

Trauergäste auch aus Österreich und Italien
Nach einer Landwirtschaftslehre kam der Bauernsohn neben seiner Gastwirtschaft über die Arbeit im Raiffeisen-Lagerhaus zu einer Bankausbildung und brachte es bis zum Bankdirektor in Bad Aibling. Immer verwurzelt im heimatlichen Oberland, knüpfte Karl Steininger erst als Schatzmeister und dann 24 Jahre lang als Landeshauptmann der bayerischen Gebirgsschützen, zu denen er durch den Schießsport gelangt war, kommunal, national und international Kontakte zu und zwischen Politik, Kirche und Gebirgsschützenwesen. Davon zeugten viele hohe weltliche und kirchliche Auszeichnungen Steiningers, die auf einem Kissen vor dem Altar ruhten, darunter Bundesverdienstkreuz, Bayerischer Verdienstorden, Tiroler Adler-Orden sowie das Abzeichen eines Ritters des päpstlichen Gregorius-Ordens.
Kein Wunder also, dass unter den Dutzenden Fahnenabordnungen aller 47 bayerischen Kompanien und fünf Gaue auch Tirol (mit der nur höchst selten eingesetzten Bundesstandarte), Welschtirol und Südtirol vertreten waren. Otto von Sarnthein, ehemaliger Landeskommandant des Bundes der Tiroler Schützenkompanien, bezeichnete Steininger als „Brückenbauer“, der die Verbindungen der vier Bünde gefestigt habe. „Er hat den Staatsvertrag zustande gebracht, nach dem wir berechtigt sind, mit unseren Gewehren und Säbeln unbürokratisch die Grenzen zwischen unseren Ländern zu überschreiten.“

Engagiert in vielen Bereichen
Auch auf kommunaler Ebene habe sich der Ehrenbürger mit seiner freundlichen und zielorientierten Art, aber auch „mit hartnäckiger Beharrlichkeit“ als Gemeinderat, Zweiter Bürgermeister und CSU-Kreisrat große Verdienste erworben, erinnerte Weyarns Bürgermeister Leonhard Wöhr. Die Kirchennähe der Gebirgsschützen bescherte den Kompanien unvergessliche Begegnungen mit dem „bayerischen Papst“ Benedikt XVI., dankte Landeshauptmann Martin Haberfellner. Staatsminister Florian Herrmann von der Bayerischen Staatskanzlei, stilecht in der Tegernseer Montur, hob hervor, wie sehr Karl Steininger mit bayerischer Lebensart und Traditionspflege die Gebirgsschützen als „staatstragende Institution“ geprägt habe, „auf die wir sehr stolz sind“. Stellvertretender Landrat Jens Zangenfeind wies darauf hin, dass Steininger viel dazu beigetragen habe, „dass unsere Heimat lebens- und liebenswert bleibt“.
Meine news
Nach der Messe, die von den Waakirchner Sängern wunderschön musikalisch umrahmt wurde, segnete Pater Georg den hellen Sarg mit dem weiß-roten Rosenbukett vor der Kirche aus und sprach am Grab die Verabschiedung. Rund eine Stunde lang defilierten die vielen Fahnenabordnungen am Grab neben dem Friedhofseingang vorbei, musikalisch untermalt von der Schützenkapelle Agatharied-Schliersee. Letzte Grüße an Karl Steininger bildeten ein dreifacher Salut und der dumpfe Klang der historischen Gotzinger Trommel von der Sendlinger Mordweihnacht 1705, nach der seine Schützenkompanie auch benannt ist.
Das alles hätte dem Verstorbenen wohl sehr gefallen – aber vielleicht hat er nach dem Wiedersehen mit Tochter Marion und seiner ebenfalls 2006 verstorbenen Frau Maria oben auch ganz bescheiden gefunden, dass am wichtigsten war, dass die Gebirgsschützen mit ihren prächtigen Monturen und den repräsentativen Fahnen einen guten Auftritt hatten.
Gudula Beyse