Nach jahrelangen Diskussionen: Weg ist frei für großes Bauprojekt am Penzberger Bahnhof

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Seit mittlerweile neun Jahren liegt das Gelände an der Philippstraße nahe dem Bahnhof in Penzberg brach. Jetzt ist der Bebauungsplan beschlossen. Nächstes Jahr will Johann Thierer bauen. © Wolfgang Schörner

Elf Jahre nach dem Aufstellungsbeschluss ist das Bebauungsplanverfahren für das Grundstück an der Philippstraße gegenüber dem Bahnhof abgeschlossen. Nächstes Jahr will die „MTP Wohn- und Gewerbebau“ mit den Bauarbeiten beginnen. Es soll ein Gebäudekomplex mit Läden, Büros, Praxen und Wohnungen entstehen.

Eine Stadtratsmehrheit hat kurz vor den Sommerferien den Bebauungsplan für das seit neun Jahren brach liegende Grundstück gegenüber dem Penzberger Bahnhof als Satzung beschlossen. Damit endet ein Bebauungsplanverfahren, das im April 2013 begonnen hat und zwischenzeitlich wegen der damals ungelösten Parkplatzfrage auf Eis lag. Die elf Jahre sind fast ein Rekord. Das Bebauungsplanverfahren für das Edeka-Areal hatte zwölf Jahre gedauert. „Elf Jahre sind furchtbar lang“, kommentierte Bauherr Johann Thierer, Geschäftsführer der MTP Wohn- und Gewerbebau, gegenüber der Heimatzeitung die lange Zeit. „Es sind viele Jahre verloren gegangen.“

2025 soll gebaut werden

Auf Nachfrage berichtete er, dass die Vorplanungsphase für das Bauprojekt begonnen habe. Alle Fachplaner seien beauftragt. „Wir wollen sehr reell im nächsten Jahr den Komplex errichten.“ Bauherr Thierer geht davon aus, dass die Planung im kommenden Oktober oder November so weit ist, dass der Bauantrag eingereicht werden kann. Wenige Monate später, hofft er, liegt dann die Genehmigung vor. Bereits diesen Herbst will er die Altlastenproblematik angehen, also den Baugrund kleinflächig überprüfen und beproben. Es sei bekannt, dass dort Altlasten vorhanden sind, erklärte er.

Der aktuelle Plan des Unternehmens sieht ein viergeschossiges Gebäude vor, dessen oberste Etage ein zurückgesetztes Staffelgeschoss ist, sowie eine Tiefgarage. An der Ecke von Bahnhofstraße und Philippstraße soll ein Geschoss mehr entstehen – Bauherr Thierer spricht von einem „prägnanten Turm“. Im Erdgeschoss des Komplexes sollen Flächen für Geschäfte und Dienstleister entstehen. Thierer erklärte dazu, er habe einen Interessenten, der etwa zwei Drittel Fläche belegen will. Der Vertrag soll jetzt schnell abgeschlossen werden. Einen Namen nannte er nicht. Man habe auch weitere attraktive Flächen, so der Bauherr. An der Ecke könnte vielleicht eine Gastronomie oder ein Café einziehen, sagte er.

25 möblierte Wohnungen geplant

Zum MTP-Konzept gehören auch bis zu 25 Service-Appartments, mehr als es zuletzt hieß. Dabei handelt es sich um möblierte 42,5-Quadratmeter-Wohnungen auf der Seite von Bahnhofstraße und Philippstraße. Ein Teil, so Thierer, sei zur Vermietung für bis zu sechs Monate gedacht. Der Rest werde dauerhaft vermietet. Geplant sind zudem fünf großzügigere Penthouse-Wohnungen und vier normale Wohnungen, die wahrscheinlich in den Einzelverkauf gehen.

Im nächsten Jahr, so der Plan, soll zunächst mit dem Stahlbetonbau für die Tiefgarage und das Erdgeschoss begonnen werden. Fertigteile werden in die Baustelle gehoben und verfüllt. Insgesamt gebe es aber einen großen Holzbauanteil, so Thierer. Ihm zufolge ist wegen Schallschutzauflagen eine Wintergartenverglasung für die Wohnungen zwingend. Vorgesehen sind auf den Dächern eine Regenwasser-Retension mittels begrünter Dächer und Boxen, die bis zu 100 Liter pro Quadratmeter speichern, und ein hoher Photovoltaik-Anteil. Man strebe den Effizienzhaus-Standard KfW 40 Plus und eine Zertifizierung über die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen an, sagte Thierer. „Wir werden mehr Energie erzeugen, als verbraucht wird.“

In der Stadtratssitzung vor den Sommerferien hatte eine deutliche Mehrheit den Bebauungsplan als Satzung beschlossen. „Endlich“, so Maria Probst (CSU). Anderer Meinung waren die PM-Fraktion und Kerstin Engel (Grüne). Engel sagte, sie kritisiere die Kubatur und die Art der Bebauung schon lange, weil sie nicht zum Bahnhof als Eingangstor nach Penzberg passe. „Ich hätte mir eine schönere Bebauung dort gewünscht.“

Martin Janner (PM) sagte, dass seine Fraktion auch diesmal dem „unumstößlichen Entwurf“ nicht zustimme, und kritisierte, dass wie beim Menagehaus keine breite Diskussion über die Innenstadtgestaltung geführt werde. Woraufhin Thomas Keller (SPD) entgegnete, dass es in dieser letzten Verfahrensrunde keine Anregungen oder Bedenken aus der Öffentlichkeit gab.

Kritiker im Stadtrat in der Minderheit

Teil der Verwaltungsunterlage war allerdings eine Stellungnahme des Penzberger Denkmalvereins. Er kritisierte, wie schon in zurückliegenden Bebauungsplan-Runden, die Massivität des Komplexes. Die Architektur auf der Philippstraßen-Seite, erklärte er, sollte sich dem Baustil der Philippstraße mit mehreren denkmalgeschützten Gebäuden anpassen und so auch dem Bahnhof ein passendes Umfeld verschaffen. Nach dessen Ansicht wären dies „Einzelhäuser statt eines Riegels, eine mäßige Gebäudehöhe mit Walmdach oder zumindest Satteldach“. Ein fünfstöckiger Bau, so die Befürchtung des Vereins, werde „das Gesicht der Penzberger Innenstadt verändern“.

Erst vor Kurzem hatte es ähnliche Diskussionen bezüglich des Menage-Hauses in der Bahnhofstraße gegeben.

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