Nach Neubauplänen für Menagehaus: Bürger kämpfen für das „Herz Penzbergs“
Die derzeitigen Pläne des Unternehmens Bayernwohnen für das Areal rund um das Menagehaus stoßen bei zahlreichen Menschen auf Kritik. Das zeigte die Diskussionsrunde, zu der der Gewerbeverein „Pro Innenstadt“ geladen hatte. Dabei wurde nicht nur eine Umfrage durchgeführt. Auch Forderungen nach einer Planwerkstatt und einem Bürgerbegehren wurden laut.
Dass den Penzbergern das künftige Aussehen ihrer „guten Stube“ nicht egal ist: Das zeigte sich bei der Diskussionsrunde, zu der der Gewerbeverein „Pro Innenstadt“ für Montag eingeladen hatte. Über 75 Bürger, darunter Gewerbetreibende, Vereinsvertreter und Stadträte, waren dazu ins Penzberger Rathaus gekommen – so viele, dass zahlreiche von ihnen keinen Sitzplatz mehr fanden und rund zwei Stunden im Stehen der Veranstaltung beiwohnten.
Im Fokus stand an diesem Abend die künftige Entwicklung der Innenstadt – speziell des Areals an der Bahnhofstraße vom Menagehaus bis zur Einmündung in die Friedrich-Ebert-Straße. Wie berichtet, plant das Unternehmen Bayernwohnen hier einen Neubau für Geschäfte, Büros, Praxen und Wohnungen. Eine Bauausschuss-Mehrheit hatte im Juni dem Planentwurf des Unternehmens zugestimmt. Der Stadtrat setzte – nach einem Antrag von PM und Teilen der Grünen – wenig später jedoch den Vollzug aus. Der Stadtrat will das Bauvorhaben in diesem Monat beraten.
Dass nun wegen der angespannten Haushaltslage über die Zukunft des Areales ohne die eigentlich zugesagte Planwerkstatt und ohne Bürgerbeteiligung entschieden werden soll, das hatte bereits der Denkmalverein kritisiert – eine Kritik, der sich auch „Pro Innenstadt“ anschloss. „Wir müssen endlich darüber sprechen. Es ist doch unsere Stadt“, forderte „Pro Innenstadt“-Vorsitzende Monika Uhl am Montagabend. Viele Bürger fürchteten angesichts der Pläne, dass Penzberg beim Abriss des „stadtbildprägenden Gebäudes“ – des Menagehauses – „sein Gesicht verlieren“ könnte.
Bis zu fünf Vollgeschosse
In der rund zweistündigen Veranstaltung erläuterten Andreas Entreß, der Geschäftsführer von Bayernwohnen, und der zuständige Architekt Wolfgang Emrich zunächst das geplante Volumen des neuen Gebäudekomplexes, das in geschlossener Bauweise an der Bahnhofstraße vier- und fünfgeschossig geplant ist. Eine geschlossene Bauweise – also ohne Lücken zwischen den Gebäuden – sei für ein „Einkaufserlebnis“ zwingend notwendig. Im rückwärtigen Teil seien dreigeschossige Gebäude geplant. Jeweils darauf gesetzt werde ein sogenanntes „Terrassengeschoss“. Auf die Frage, wie viele Wohnungen hier zusätzlich zu Gewerbeeinheiten oder Praxen geplant seien, konnte Emrich keine konkrete Antwort geben. Dazu sei es zu früh. 60 Wohnungen würden es aber „mit Sicherheit“ sein.

In der Diskussion, die wegen der zahlreichen Wortmeldungen länger ausfiel als geplant, waren von der hundertprozentigen Zustimmung zum Neubauprojekt bis hin zur strikten Ablehnung alle Ansichten vertreten. Während PM-Stadträtin Anette Völker-Rasor die Verdichtung der Innenstadt als „absolut wichtig“ bezeichnete, sagte Bärbel Scholz, dass sie persönlich das geplante „wuchtige Ensemble“ regelrecht erschrecke. Sie wünsche sich eine „gemeinsame Stadtentwicklung“, durch die Penzberg „schöner und moderner“ werde, man aber trotzdem der Vergangenheit einen Platz lasse.
Das macht meine Heimat kaputt
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Lieselotte Schlossbauer fand die Planungen einfach nur „entsetzlich“. Was hier angedacht sei: „Das macht meine Heimat kaputt.“ Man könne nicht die Bauweisen großer Städte auf Penzberg übertragen. Denn die Penzberger seien Menschen, „die auch mit der Natur leben wollen“. Würden derartige Neubauten umgesetzt, „dann sehen wir keine Bäume, keine Berge und keinen Kirchturm mehr“.
Scharfe Kritik übte auch Max Kapfer vom Denkmalverein. Bei dem Vorhaben gehe es ja nicht nur um den Abriss des Menagehauses. „Es geht um ein Viertel der Innenstadt.“ Er betonte: „Wenn die Penzberger ihre Innenstadt erhalten wollen, dann ist es höchste Zeit, dass der Bürger spricht – und zwar in Form eines Bürgerbegehrens.“
Während Christian Curth sich Sorgen darüber machte, wie das neue Gebäude die Sonneneinstrahlung und den Schattenwurf in der Innenstadt beeinflussen wird, und Gisela Geiger forderte, der Komplex brauche dringend einen begrünten Innenhof, um die derzeit sehr schlechte Aufenthaltsqualität in der Stadt zu verbessern, fürchtete VHS-Leiterin Katja Wippermann die Schaffung eines Präzedenzfalles. Sie regte an, eine Planwerkstatt zu initiieren, „die die Bürger mitnimmt, aber keine sechsstellige Summe kostet“.
Bayernwohnen-Geschäftsführer Entreß gab sich in der Diskussion sachlich und gesprächsbereit. Keinesfalls solle die Qualität der Bebauung ein Lippenbekenntnis sein, und gerne wolle er das Projekt im „offenen Prozess“ mit den Bürgern realisieren. Sein „allererster Reflex“ sei es gewesen, das Menagehaus zu erhalten. Doch die dafür notwendigen Umbauarbeiten hätten sich nach statischen Untersuchungen als nicht umsetzbar herausgestellt, so Architekt Emrich.
Bauträger bietet „offenen Prozess“ an
Zum Abschluss sprach „Pro-Innenstadt“-Vorsitzende Uhl davon, eine Planwerkstatt mit Hilfe Ehrenamtlicher auf die Beine zu stellen und bat Entreß dafür um etwas Zeit. Denn bei dem Vorhaben gehe es um das „Herz Penzbergs“. Denn im Menagehaus als Schauplatz der Penzberger Mordnacht und als Quartier von Arbeitern lägen „die Wurzeln unserer Wirtschaft und unseres Erfolgs“.
Eine Umfrage an diesem Abend, an der 75 Anwesende teilnahmen, zeigte laut Uhl, „das viele Bürger Bedenken bezüglich der aktuellen Entwicklungspläne hätten. „Die Hauptkritikpunkte beziehen sich auf das Design und die Dimension der Gebäude, die Umweltverträglichkeit der Bauweisen und die mangelnde Berücksichtigung des historischen und kulturellen Erbes“, so Uhl. Es bestehe ein „deutlicher Bedarf“, die Pläne in enger Zusammenarbeit mit den Bürgern weiterzuentwickeln, um sicherzustellen, dass das endgültige Projekt „die Identität und die Bedürfnisse der Bürger von Penzberg widerspiegelt“.