Mischung aus Bus und Taxi: Landkreis testet „Blaues Land Bus“

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Die blau markierten Orte wollen am 1. November mit dem „Blaues-Land-Bus“ starten. © LRA

Bald soll der sogenannte „Blaues-Land-Bus“ rund um Murnau aktiv sein, eine Mischung aus Bus und Taxi. Mit dabei sind auch Eglfing und Obersöchering. Im Landratsamt sieht man mit Spannung auf dieses Pilotprojekt.

Landkreis – Der „Blaues-Land-Bus“ hat weder feste Routen noch Haltestellen, sondern kann bei Bedarf sieben Tage die Woche zwischen 7 und 20 Uhr per App oder Telefon angefordert werden und der Fahrgast wird dann höchstens 150 Meter von der Haustür entfernt abgeholt: Das ist das Konzept dieses Rufbusses, das jetzt im Kreisausschuss erstmals vorgestellt worden ist. Denn neben mehreren Gemeinden aus dem angrenzenden Landkreis Garmisch-Partenkirchen sind in Weilheim-Schongau auch Eglfing und Obersöchering dabei, die enge Verbindungen zu Murnau, dem Zentrum des neuen Busangebots, haben.

„Es gibt noch nicht so viele derartige Angebote“, sagte Veronika Schellhorn, Mobilitäts-Referentin beim Landratsamt, in der Sitzung. Da werde derzeit viel experimentiert. In Peiting etwa gebe es so ein Konzept auf lokaler Ebene, aber übergreifend sei es selten. Die Vorbereitungen seien aufwendig. „Und dieser Blaues-Land-Bus soll schon am 1. November auf der Straße sein. Das ist eine Super-Gelegenheit, uns das anzuschauen und Erfahrungen zu sammeln“, so Schellhorn.

Mischung aus Bus und Taxi: „Blaues Land Bus“ wird im Landkreis getestet

Denn im Nahverkehrsplan des Landkreises stehen solche Bedarfsverkehre als Teil der Grundversorgung im öffentlichen Personnennahverkehr drin, derzeit wird auch ein Gutachten dazu erstellt. Denn bestehende Buslinien richten sich meist nach Schülern, deshalb gibt es auf dem Dorf nur wenige Angebote im Tagesverlauf und am Wochenende oft gar nicht – was oft auch nicht sinnvoll ist, wenn Riesen-Busse leere Luft spazieren fahren.

Genau da sollen die kleineren Rufbusse einhaken und etwa in nachfrageschwachen Zeiten oder auf dem Weg von und zu den Bahnhöfen Passagiere befördern. Obersöchering und Eglfing haben bereits zugestimmt und übernehmen die Hälfte des geschätzten Betriebskostendefizits von 70 000 Euro, die anderen 35 000 Euro würden auf den Landkreis zukommen. Das Projekt ist auf vier Jahre angelegt.

„Ich kann das bloß unterstützen, auch wenn ich keine Ahnung habe, ob das die Zukunft ist“, sagte Landrätin Andrea Jochner-Weiß (CSU). Auch Brigitte Gronau (Grüne, Weilheim) freute sich, dass man beteiligt ist, regte aber an, dass Kinder und Jugendliche günstiger wegkommen als geplant. Denn bisher seien nur Kinder unter sechs Jahren frei, und das auch nur in Begleitung eine Elternteils.

Kritik an Fahrtkosten

Ansonsten müssten sie wie alle anderen bei Einzelfahrten bis fünf Kilometer 2,50 Euro zahlen, bis zehn Kilometer fünf und bis 15 Kilometer 7,50 Euro. „Das ist schon happig“, so Gronau. Auch Markus Kunzendorf (ÖDP, Oberhausen) war der Meinung, dass das zu viel sei, ebenso wie Karl-Heinz Grehl (Grüne, Weilheim): „Damit locken wir niemanden hinter dem Ofen hervor.“

Schellhorn versprach, diese Anregung mitzunehmen, ebenso wie die von Rüdiger Imgart (AfD, Weilheim), der angesichts einer Kündigungsfrist von eineinhalb Jahren wissen wollte, ob man die ganzen vier Jahre dabei bleiben muss. „Allerdings ist unklar, ob das Projekt überhaupt zustande kommt, wenn wir nicht dabei sind“, gab Schellhorn zu bedenken.

Eglfing rechnet mit großer Nachfrage

Auch wenn das alles Neuland sei: „Ohne Ausprobieren werden wir es nicht herausfinden“, sagte Peter Erhard (CSU, Böbing), und Michael Marksteiner (Freie Wähler, Penzberg) sah es „als Experiment, bei dem wir dabei sein müssen“. Klaus Gast (CSU, Weilheim) gab zu, skeptisch gewesen zu sein, weil nur die beiden teilnehmenden Gemeinden gefördert werden. „Aber wenn wir daraus Erkenntnisse gewinnen, ist es für alle zu rechtfertigen.“

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Eglfings Bürgermeister Martin Fortmaier, der extra zur Sitzung gekommen war, bekam noch Rederecht und schilderte, wie schwer es sei, zur an und für sich guten Zugverbindung ins nahe Uffing zu gelangen. „Ohne Auto geht es nicht, auch zum Einkaufen in den nächsten Supermarkt.“ Er könne sich vorstellen, dass allein aus Eglfing 30 bis 50 Fahrten mit dem „Blaues-Land-Bus“ zustande kommen. Die Kreisräte wollen es ausprobieren und stimmten einstimmig zu.

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