Nach schlimmem Unfall mit Yoga zurück ins Leben

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Verstehen sich auch außerhalb des Kurses gut: Uschi Sorg (l.) und Yogalehrerin Susanne Seeling mit ihrer Tochter. © Gallmetzer

Die Volkshochschulen (VHS) bieten Kurse in allen Lebensbereichen. Dabei treffen spannende Geschichten auf interessante Menschen. In einer Reihe blickt die Heimatzeitung hinter die Kulissen der regionalen Volkshochschulen und begegnet den Menschen, die sie ausmachen.

Es passierte am 21. Dezember 2020. Uschi Sorg war gerade auf dem Heimweg von der Arbeit. Plötzlich wurde sie von einem Auto erfasst und überrollt. Ob sie überlebt, war anfangs nicht klar. Doch sie schaffte es trotz eines schweren Schädel-Hirn-Traumas. Vier Operationen musste sie überstehen. „Die Gefahr einer Querschnittslähmung stand im Raum” , erinnert sich die 67-Jährige.

Zunächst bedeuteten die Folgen der Verletzungen ein Leben im Rollstuhl für die ehemalige Mitarbeiterin der Gleichstellungsstelle München. Doch sie wollte es schaffen, wieder zu laufen, sich frei zu bewegen, zu radeln und ihr Hobby Yoga weiterzubetreiben. „Anfangs habe ich es nicht auf die Matte runtergeschafft“, erzählt die Peißenbergerin von ihren ersten Versuchen. Gemeinsam mit ihren Therapeuten setzte sie sich das Ziel, dass ihr dies wieder gelingt. „Es war ein tolles Gefühl, als es das erste Mal geklappt hat“, sagt sie mit einem Strahlen im Gesicht.

Sorg blieb hartnäckig, übte jeden Tag mit YouTube-Videos Yoga – denn es war die Zeit der Lockdowns und die Kurse an der VHS pausierten gerade. Von Ärzten wurde sie darin bestärkt, mit ihren Anstrengungen weiterzumachen. „Der Neuropsychologe meinte, es sei sehr gut fürs Gleichgewicht“, erklärt Sorg, deren Gleichgewichtssinn seit dem Unfall stark beeinträchtigt ist.

Übungen klappten immer besser

Mit der Zeit klappten die Übungen immer besser und Sorg besuchte erneut den Vhs-Yogakurs von Susanne Seeling. „Ich hab mich total gefreut. Ich hätte nicht gedacht, dass sie wieder kommt“, sagt Seeling sichtlich gerührt und ergänzt: „Das hätte keiner zu träumen gewagt.“ Oft hätten sie und die anderen Teilnehmer miteinander über ihre verunglückte Kurskollegin gesprochen und ihr gute Gedanken geschickt.

„Viele haben für mich gebetet und an mich gedacht“, dankt Sorg für die seelische Unterstützung. Inzwischen ist sie im Kurs voll dabei, auch wenn nicht jede Bewegung immer gelingt. Sorg sieht das ganz entspannt: „Wenn etwas nicht geht, mache ich eine Pause oder Susanne zeigt mir eine Alternative.“ Menschlich harmoniert es einfach: „Wir sind auf einer Wellenlänge – persönlich und auf spiritueller Ebene. Ich komme so richtig gerne in den Kurs.“

Sorg genießt ihr Leben, ist nun Rentnerin und das geliebte Fahrradfahren ist abermals Teil ihres Alltags. Wegen der Gleichgewichtsprobleme nutzt sie nun ein dreirädriges Liegerad. Ein Auto besitzt sie seit vielen Jahren nicht mehr. Gerade kehrte sie heim von einer sechswöchigen Italienrundreise, die sie mit dem Rad und drei Freundinnen meisterte. Obwohl der Weg der Genesung noch längst nicht fertig gegangen ist, kämpft Sorg für immer mehr Normalität. Für sie steht fest: „Yoga ist einer meiner Wege zurück.“

Ursula Gallmetzer

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