Zwischen Dialekt und Hochdeutsch
„Franz und Theresa – Ghupft wia gsprunga!“ ist der Titel des Kinderbuchs, das die Penzbergerin Justina Bauer kürzlich veröffentlicht hat. Ihr erstes Werk ist eine liebevolle Hommage an das Leben auf dem Land, die Vielfalt seiner Bewohner und an die bayerische Sprache.
Mit dem Schreiben kennt sich Justina Bauer aus. Denn hauptberuflich ist die 42-Jährige als Redenschreiberin für das bayerische Umweltministerium tätig – ein Job, den sie durchaus gerne mache, wie sie betont. Zur Kinderbuch-Autorin wurde die Tochter von Johannes Bauer, dem ehemaligen Vize-Bürgermeister von Penzberg, eher zufällig.
Als dreifache Mutter (die Kinder sind heute 1, 5 und 8 Jahre alt) habe sie vor rund fünf Jahren angefangen, Geschichten für ihre erste Tochter zu schreiben, um sie ihr abends im Bett vorzulesen. Eine Freundin habe sie dann dazu motiviert, diese Geschichten über das Mädchen Theresa und den Buben Franz dem Knesebeck-Verlag als Buch anzubieten – mit Erfolg. Kürzlich ist das rund 110 Seiten umfassende Buch nun erschienen. Angefüllt mit sechs Vorlesegeschichten, für die die Illustratorin Claudia Burmeister fröhliche Bilder gemalt hat.
„Zweisprachig“ erzogen worden
Alle Geschichten spielen in dem fiktiven bayerischen Dorf Anting. Hier wohnen Franz und Theresa. Er spricht bayerisch, sie hochdeutsch – verstehen tun sich die beiden Kinder aber trotzdem bestens, und erleben gemeinsam die unterschiedlichsten Abenteuer. Alle Geschichten sind in sich abgeschlossen und am Ende jeder einzelnen finden sich dazu passende Ausflugs-, Spiele- oder Rezepttipps.
Das die Texte des Buches zwischen Bayerisch und Hochdeutsch hin und her wechseln, je nachdem, welches der beiden Kinder gerade spricht, macht das Buch für Bauer zu etwas Besonderem, denn: „Es gibt nicht viele Geschichten auf Bayerisch.“ Als Viel-Vorleserin habe sie das in all den Jahren als Mutter festgestellt. Dabei, so denkt sie, gibt es in Bayern bestimmt viele Familien, in denen Bayerisch und Hochdeutsch nebeneinander gesprochen werden. So sei es auch bei ihr gewesen. „Ich bin bayerisch und hochdeutsch aufgezogen worden.“ Ihr Vater habe mit ihr nur im Dialekt, ihre Mutter mit ihr ausschließlich Hochdeutsch gesprochen. „Für mich sind es regelrecht zwei Welten.“ Mitten im Satz könne sie zwischen Bayerisch und Hochdeutsch wechseln.
Wiesen und freier Blick in die Berge
Was den Handlungsort betrifft, in denen Bauers Geschichten spielen, so sei das Dorf Anting zwar rein fiktiv. Doch wer das Buch liest, merkt schnell, dass es in Bayern noch viele solcher Dörfer gibt – kleine Flecken heiler Welt, in denen die Uhren noch ein bisschen anders ticken als in den Städten. Auch Bauer lebt mit ihrer Familie auf einem solchen Fleckchen: Auf einem ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesen in einem Weiler unweit von Penzberg, auf dem sie auch aufgewachsen ist. Erst für das Studium habe es sie für einige Jahre hinausgezogen in die Welt. Sie studierte Germanistik und interkulturelle Kommunikation in München und Sevilla und reiste viel. Doch seit ein paar Jahren ist sie wieder zuhause – auf dem elterlichen Hof, der ihr ganz persönliches Anting ist. Und dieser Hof, umgeben von Wiesen und mit freiem Blick in die Berge, habe natürlich ihre Kindheit geprägt, sagt Bauer. Das man auf dem Land zamhält, wenn es darauf ankommt. Das man das Brauchtum pflegt und es aushält, wenn der Bus nur einmal am Tag kommt: All das seien persönliche Erfahrungen, die sie in ihrem ersten Buch verarbeitet habe.
Fortsetzung nicht ausgeschlossen
Wichtig sei ihr gewesen, ein Vorlesebuch zu schreiben, das auch Eltern und Großeltern gerne vorlesen. Und es ist ein Buch, das für Toleranz wirbt: gegenüber anderen Lebensmodellen, anderen Familienformen, körperlichen und geistigen Gebrechen oder verschiedenen Kulturen. Beispielsweise lebt Theresa nicht in der klassischen Mutter-Vater-Kind-Familie, und auch das Thema Demenz wird kindgerecht thematisiert. Recherchiert habe sie über diese Krankheit vor allem im Internet. Doch immer wieder habe sie für ihr Buch auch analoges „Expertenwissen“ gebraucht. Sei es zum Thema Tracht, zur Blasmusik oder zum Schuhplattln. Dann habe sie meist Menschen aus Penzberg angerufen und so sei die eine oder andere Freundschaft neu belebt worden.
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Für ihr Buch hat Bauer viel Lob von Freunden und Bekannten bekommen, die es ihren eigenen Kindern vorgelesen haben. Sie kann sich deshalb gut vorstellen, ein zweites Buch zu schreiben und die Abenteuer von Theresa und Franz fortzusetzen. Erste Geschichten dafür gebe es bereits. Entstanden sind sie mitunter auf unkonventionelle Art: Sie habe sie nämlich mit einer Hand ins Handy getippt, wenn sie ihr jüngstes Kind nachts auf dem Arm herumgetragen habe.