Vom Biergarten per Kurzwelle in die ganze Welt
Seit 1964 ist zunächst mit dem Radom und weiteren sieben großen und über 50 kleineren Parabolantennen eine der imposantesten Erdfunkstellen der Welt entstanden. Ein paar Nummern kleiner geht es am Wochenende vom 30. August bis zum 1. September in Stillern beim Deutschen Amateur-Radio-Club zu.
Zwei Ortsverbände des Deutschen Amateur-Radio-Clubs, kurz DARC genannt, nutzen die für die optimale Wellenausbreitung günstige Lage des Raistinger Ortsteils Stillern für ihren diesjährigen „Fieldday“. Obwohl Singular, versteht man darunter ein mehrtägiges Treffen von Funkamateuren auf freiem Feld bzw. Gelände unabhängig von Stromnetz, Steckdose oder anderer Infrastruktur. Ziel ist es, mit den portablen Funkgeräten und Antennen via Kurzwelle oder sogar Satellit möglichst viele Verbindungen in alle Welt aufzubauen. In Zeiten des Internets gilt diese persönlich Art der Kommunikation als etwas ganz Besonderes für Völkerverständigung ohne Grenzen.
Besucher dürfen unter Anleitung die Funkstationen bedienen
Bereits ab 14 Uhr am Freitag bauen die DARC-Ortsverbände aus Germering und Umgebung sowie aus München-West auf der angrenzenden Wiese des Hofbiergartens ihre Antennen und Anlagen auf. Interessierte Gäste sind laut Germerings Vize-Vorstand Tilmann Wimmer willkommen. Sie dürfen sogar unter Anleitung die Funkstationen bedienen, was sonst nur lizensierten Funkamateuren vorbehalten ist. Wobei die Bezeichnung „Amateur“ für die engagierten Funk- und Elektronik-Fans untertrieben ist.
Aber laut Gesetz heißen sie „Funkamateure“, weil sie sich „nur aus persönlicher Neigung und nicht in Verfolgung anderer wie wirtschaftlicher oder politischer Zwecke mit Funktechnik und Funkbetrieb befassen.“ Der DARC-Amateurfunk darf dabei nicht mit dem CB-Funk verwechselt werden, der nur mit gekauften Geräten im lokalen Funkbetrieb möglich ist.
Staatliche Prüfung nötig
Die 36 000 Mitglieder des Deutschen Amateur-Radio-Clubs e. V. sind in bundesweit 960 Ortsverbänden organisiert, wobei sie die eigenen Frequenzen und Frequenzbereiche benutzen. Um am weltweiten Funkverkehr teilnehmen zu dürfen, müssen sie sich sogar einer staatlichen Prüfung durch die Bundesnetzagentur unterziehen.
Die Funker in Stillern freuen sich am Wochenende auf möglichst viele Besucher, die ihnen am Freitag und Samstag bis in die Nacht hinein und am Sonntagvormittag über die Schulter schauen oder selbst mitmachen wollen. „Vielleicht wird bei dem einen oder anderen das Interesse geweckt, selbst mit Menschen in aller Welt in Kontakt treten zu wollen?“ hofft Tilmann Wimmer.
Funken ist mehr als ein Hobby
Sein Germeringer Ortsverband wie auch die Kollegen in München bieten dazu Ausbildungskurse an, in denen man die prüfungsrelevanten Kenntnisse über die Technik und das Amateurfunkgesetz erlangt. Funken ist viel mehr als ein Hobby, betont Tilmann Wimmer. Es sei auch für junge Leute die ideale Vorbereitung auf eine Karriere in Wissenschaft, Technologie oder Forschung. Der Spaß am Selbstbau fördere aktiv das technische Interesse und sei eine solide Basis für eine entsprechende Ausbildung.