Wasserstoffzug soll ab Dezember in Bayern unterwegs sein - noch fehlt Zulassung

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Hat noch keine EU-Zulassung: der Wasserstoffzug „Mireo Plus H“ von Siemens. © Siemens Mobility

Eigentlich sollte der Wasserstoffzug „Mireo Plus H“ längst auf bayerischen Teststrecken unterwegs sein. Doch er hat noch gar keine Zulassung. Das Ziel, Mitte Dezember zu starten, ist noch aus einem anderen Grund sportlich.

Weilheim-Schongau - Im September 2021 hatte Ministerpräsident Markus Söder verkündet, dass auf mehreren bayerischen Strecken der neue Wasserstoffzug „Mireo Plus H“ von Siemens erprobt werden soll – neben der Verbindung Augsburg-Füssen auch Augsburg-Landsberg und Augsburg-Peißenberg. Dass der Zug nicht bis zum Endhalt Schongau weiterfährt, wurde damit erklärt, dass nur ein einzelner Wasserstoff-Zug im Einsatz ist, bis Schongau aber normalerweise in Doppeltraktion gefahren wird.

Damals war die erste Fahrt im Landkreis für Ende 2023 avisiert worden. Der Zeitplan war auch ein Jahr später noch einigermaßen aktuell, als von einem Testbetrieb ohne Passagiere ab Mitte 2023 und regulärem Betrieb Anfang 2024 die Rede war. Doch als der Zug vor fast genau einem Jahr, im September 2023, mit großem Tamtam unter Beisein der Minister Christian Bernreiter (CSU, Verkehr) und Hubert Aiwanger (Freie Wähler, Wirtschaft) der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, war nur noch von den Strecken Augsburg-Füssen und Augsburg Peißenberg die Rede – und vom Start im Regelbetrieb spätestens ab Mitte 2024, mit vorherigen Testfahrten.

Siemens strebt Start des Wasserstoffzugs zum Fahrplanwechsel im Dezember an

Doch daraus wurde nichts, auch der Testbetrieb hat bisher nicht stattgefunden, wie Annette Luckner, Pressesprecherin der Bayerischen Regiobahn, bestätigt. „Wir warten auch alle“, sagt sie. Eine Nachfrage beim bayerischen Verkehrsministerium macht klar, woran es hapert: „Wir können den geplanten Testbetrieb noch nicht weiter spezifizieren. Maßgeblich wird die Betriebsgenehmigung für das Fahrzeug durch die Eisenbahnagentur der Europäischen Union sein, die vom Hersteller Siemens eingeholt werden muss“, teilte ein Sprecher mit.

Auf Anfrage bestätigt Siemens, dass sich der „Mireo Plus H“ noch im EU-Zulassungsprozess befindet. „Präzise Zeitangaben bezüglich der Zulassung neuer Züge, insbesondere mit neuen Technologien wie Wasserstoffantrieben, sind schwierig vorherzusagen, da es sich bei der Zulassung um einen komplexen Prozess aus Prüfungen und Dokumentation handelt, der entsprechend Zeit und Ordnung erfordert“, sagte ein Unternehmenssprecher. Siemens Mobility sei es zudem sehr wichtig, vorher alles ausgiebig zu testen und schulen, um einen zuverlässigen Fahrgastbetrieb sicherzustellen. „Wir arbeiten eng mit dem Eisenbahn-Bundesamt zusammen und haben die erforderlichen Nachweise und Informationen bereitgestellt.“

Nichtsdestotrotz strebt Siemens optimistisch einen Start des Wasserstoffzugs bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember an. „Wir erwarten die EU-Freigabe in der zweiten Jahreshälfte“, so der Sprecher. Zuvor werde die BRB noch Test- und Schulungsfahrten ohne Fahrgäste durchführen.

Die dürften aber eher nicht Richtung Peißenberg stattfinden, denn dort gibt es vielerorts nicht einmal Schienen. Bekanntlich wird derzeit die Ammerseebahn zwischen Weilheim und Geltendorf komplett saniert, bis Dezember ist die Strecke gesperrt. Zum Fahrplanwechsel wäre die Verbindung wieder offen, wenn alles nach Plan verläuft, doch wann ist das bei der für die Infrastruktur zuständige Deutsche Bahn der Fall?

BRB-Mitarbeiter müssen noch geschult werden

Bei der BRB lässt Luckner zwischen den Zeilen durchblicken, dass sie den Zeitplan von Siemens auch sehr sportlich findet. „Wir müssen schließlich noch Lokführer, Kundenbetreuer und Servicepersonal schulen“, sagt sie. Natürlich könne man schon vorher einiges erledigen, doch ganz ohne Zug sei es schwer. Bei der BRB haben sie den „Mireo Plus H“ genau einmal live gesehen, nämlich bei oben erwähnter Vorstellungsfahrt ins Allgäu.

Vielleicht wird der moderne Zug ja sogar auf der Fuchstalbahn zwischen Schongau und Landsberg zu sehen sein. Denn weil der Weg nach Augsburg über die Ammerseebahn versperrt ist, muss die BRB ihre regulären Züge, die auf der Pfaffenwinkelbahn zwischen Schongau und Weilheim fahren, drei Mal pro Woche über die Fuchstalbahn ins Betriebswerk nach Augsburg schicken. Der vermutlich modernste Zug Deutschlands auf einer seit 40 Jahren für den Personenverkehr stillgelegten Strecke – das wären Bahn-Gegensätze, wie es sie wohl nur bei uns gibt.

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