Schon die Fuchstalbahn fuhr mit Batterien: Erinnerung an Stilllegung vor 40 Jahren

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Diese Triebwagen, fotografiert am 1. Juni 1984 am damaligen Bahnbetriebswerk Schongau, fuhren mit Batterie-Antrieb. © Andreas Holzhey

Gespannt warten alle Interessierten auf die Ergebnisse der Potenzialanalyse zur Fuchstalbahn. Unterdessen gibt es schlechte Nachrichten für historische Fahrten – und eine Erinnerung an die Stilllegung vor 40 Jahren, als die Züge schon ganz modern batteriebetrieben fuhren.

Schongau – Viele Unterstützer der Fuchstalbahn hatten gehofft, dass die Potenzialanalyse, die die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) erstellen lässt, im Sommer vorliegt. So hatte es vor exakt einem Jahr geheißen, als die BEG die Pläne mitgeteilt hat. Jetzt heißt es, das sei nur eine grobe zeitliche Abschätzung gewesen. „Die von den Gemeinden benötigten Daten liegen vor, derzeit laufen die üblichen Abstimmungsprozesse mit allen Beteiligten“, teilt die BEG-Pressestelle mit. Frühestens im vierten Quartal sei mit einem Ergebnis zu rechnen – es könnte also auch ins nächste Jahr gehen.

Beim Arbeitskreis Fuchstalbahn der Umweltinitiative Pfaffenwinkel sitzen die Unterstützer der Reaktivierung auf glühenden Kohlen. Sie wollen natürlich möglichst schnell ein Ergebnis haben. „Andereseits finden wir es gut, dass die BEG alle Daten abgewartet hat und erst in die Berechnung ging, als eine gute Grundlage vorlag“, sagt Martin Kayser. Auch wenn leider nicht bekannt sei, nach welchen Prinzipien und Kriterien die BEG die Potenzialanalyse erstellt, schränkt er ein.

Im Juni war es 40 Jahre her, dass der Personenverkehr auf der Fuchstalbahn eingestellt worden ist. Auf ihrer Facebookseite hatten die Fuchstalbahner dazu ein Foto gestellt, das einen Triebwagen am Vorabend der Betriebseinstellung am 2. Juni 1984 am damaligen Schongauer Betriebswerk zeigt, wo auch die Batterien geladen wurden.

Moment – Batterien? Ist das nicht eher eine moderne Innovation, dass nicht nur Autos, sondern auch Züge batteriebetrieben fahren? „Nein, die Technik gibt es schon seit über 100 Jahren“, sagt Bahn-Experte Andreas Holzhey, dem der Bahnhof in Schongau gehört und der seit Jahren die Reaktivierungs-Bemühungen auf der Fuchstalbahn unterstützt. Er hat auch 1984 das oben erwähnte Foto gemacht.

Holzhey zufolge seien Akku-Fahrzeuge in den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts aufgekommen, die Deutsche Bahn habe in den 50er Jahren im großen Stil solch batteriebetriebene Triebwagen gekauft und eingesetzt. „Der Vergleich zu heute ist schwer, weil damals natürlich nicht so viele Züge fuhren“, sagt Holzhey. Die Züge seien damals vor allem auf flachen Strecken 200 bis 300 Kilometer weit gekommen, konnten also den ganzen Tag fahren, ehe sie über Nacht aufgeladen wurden.

Wegen Gebührenerhöhung: Keine Fahrten mit historischer Dampflok mehr

Für Bergstrecken waren die Akku-Triebwagen nicht geeignet, schon allein wegen des dann erhöhten Batterieverbrauchs. Auch das hohe Eigengewicht durch die Batterien, die unter dem Fahrzeug verbaut waren, war ein Nachteil: „Die Triebwägen konnten deshalb nicht so schnell beschleunigen. Dafür waren sie schön leise und ruhig in der Fahrweise“, sagt Holzhey.

Von 1978 bis zur Einstellung des Verkehrs 1984 seien die Akku-Triebwagen auf der Fuchstalbahn im Einsatz gewesen, sagt Holzhey. Zuvor waren die dieselbetriebenen Triebwagen vom Typ VT98 im Einsatz, die die mittlerweile aufgelöste Initiative Fuchstalbahn auch schon mal bei Sonderfahrten eingesetzt hatte.

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Apropos Sonderfahrten: Die gab es schon lange nicht mehr auf der Strecke – und wird es vermutlich auch nicht mehr geben. Denn wie Markus Hehl vom Bahnpark Augsburg beklagt, habe er wieder eine Fahrt mit einer historischen Dampflok geplant gehabt. „Die Fahrten fanden immer großes Interesse und waren stets innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.“

Allerdings habe das Eisenbahn-Bundesamt die Gebühr für die notwendige Sondergenehmigung zur Nutzung der Strecke von 150 auf rund 3000 Euro erhöht. „Diese Gebühr wird zusätzlich zu den ohnehin zu zahlenden Entgelten für die Trasse und die Besetzung der Stellwerke in Landsberg und Schongau fällig“, sagt Hehl. Das sei wirtschaftlich nicht darstellbar.

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