19 Kitze in einem Jahr gerettet: „Kitzrettung Rott“ bewahrt Tiere vor Mähtod
In Rott haben sich sieben Ehrenamtliche zusammengetan, die Rehkitze vor dem Mähtod bewahren wollen. Als Verein „Kitzrettung Rott e.V.“ waren sie heuer zum ersten Mal mit der Drohne auf den Feldern unterwegs.
Rott – Wenn die Kitzretter aus Rott morgens um vier auf dem Feld stehen, in der Dämmerung noch kaum etwas sehen und gar nicht wissen, ob sie an diesem Tag überhaupt Erfolg haben werden, können sie sich in diesem Moment nichts Besseres vorstellen. „Man tut einfach etwas Gutes“, sagt Bina Freidl und strahlt.
Die Rotterin gehört zu dem siebenköpfigen Verein „Kitzrettung Rott e.V.“, der sich vergangenes Jahr aus Mitgliedern von Freidls Familie und Freunden gegründet hat und der diesen Sommer zum ersten Mal im Einsatz war. 38 Mal durchstreiften die Kitzretter mit freiwilligen Helfern die Felder in der Gegend, um die kleinen Rehe vor dem Mähtod zu bewahren. „19 Stück haben wir gerettet“, sagt Philipp Buchner, der dem Verein ebenfalls angehört.
Die Aufgabe der Ehrenamtlichen ist wahrlich keine leichte. Immerhin sind die Kitze in der Regel sehr gut versteckt: Im Mai, zur Setzzeit des Rehwildes, legt die Mutter ihr Junges im hohen Gras ab. Dort ist das Tier so gut getarnt, dass man es kaum erkennt – selbst wenn man ganz dicht davor steht. „Die rühren sich auch nicht“, erklärt Buchner. Was die Natur als Schutzmechanismus eingerichtet hat, kann den Jungtieren heute zum Verhängnis werden. Denn selbst wenn ein Landwirt, der die Kitze am Boden freilich auch kaum sehen kann, mit der Mähmaschine auf sie zufährt, bleiben sie still liegen. Für viele Kitze bedeutet das den sicheren Tod.
Natürlich wollen Landwirte und Jäger vermeiden, dass es während der Mahd ihrer Wiesen dazu kommt. „Viele können die Felder aber gar nicht allein in vollem Umfang absuchen“, wissen die Kitzretter. „Da wollen wir helfen.“ So stehen einige Landwirte, die die Hilfe der Kitzretter annehmen, mit dem Verein in Kontakt und geben kurzfristig Bescheid, bevor sie ihre Felder mähen. In Dreier- bis Viererteams machen sich die Ehrenamtlichen dann am frühen Morgen auf den Weg und schauen, dass sie bis spätestens 9 Uhr alle Kitze finden, die sich im hohen Gras verstecken. Etwa eine halbe Stunde brauchen sie für ein Feld, schätzt Buchner.

Am effektivsten ist das Suchen nach Kitzen mit einer Wärmebild-Drohne. Auf einen Blick zeigt sie dem Drohnenpiloten, wo ein Warmblüter auf dem kühlen Boden liegt. Ein Helfer kann dann gezielt auf das Tier zusteuern und es mithilfe dicker Grasbüschel, die den menschlichen Eigengeruch abhalten, in eine Kiste setzen. Dort bleibt das Kitz, bis die Mahd vorüber ist und es die Retter wieder in die Wiese legen können.
Drohne ist am effektivsten
„Das Suchen mit der Drohne ist viel effektiver und schneller, als wenn man nur durchgeht“, ist sich das Team einig. Die Rotter haben sich so ein Gerät angeschafft – keine günstige Investition. Wie Vereinsmitglied Torsten Freidl erklärt, kostet eine Wärmebild-Drohne knapp 7000 Euro. Die Hälfte davon bekam der Verein durch den Bayerischen Jagdverband gefördert, der Rest ist Eigenkapital. „Wir finanzieren uns durch Spenden“, sagt Freidl.
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Allerdings ist das Fliegen mit Drohnen zur Kitzsuche nicht überall gern gesehen. So berichtet der Verein, dass es vereinzelt Jagdpächter gebe, die den Einsatz dieser Technik nicht wollen. „Da können wir dann nichts machen und die Landwirte auch nicht“, meint Buchner seufzend. „Aber zum Glück ist das die Ausnahme.“
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Die Rotter Kitzretter freuen sich übrigens, wenn sie langfristig noch mehr helfende Hände finden. Dabei gehe es nicht unbedingt um eine Vereinsmitgliedschaft, macht Torsten Freidl klar: „Wir brauchen nur unverbindliche Helfer.“ Der Einsatzzeitraum sei überschaubar: Kitzretter sind für zwei Monate im Jahr gefragt. Und Bina Freidl betont, wie sehr sich das Engagement lohnt. „Es ist so ein tolles Gefühl, wenn man die kleinen Kugeln im Gras entdeckt und sie retten kann.“
Der Verein ist zu erreichen unter kitzrettung-rott-ev@gmx.de oder telefonisch: 08869/213480. Spenden können auf folgendes Konto überwiesen werden: VR-Bank FFB, IBAN: DE72701633700002568411; BIC: GENODEF1FFB.