„Erhebliche Verluste“ für Russland – Abzug von Putins Truppen von der Krim?

  1. Startseite
  2. Politik

KommentareDrucken

Die Krim spielt eine zentrale Rolle im Ukraine-Krieg. Russland empfiehlt Truppen auf der Halbinsel ihre Familien zu evakurieren. Steckt ein Angriff der Ukraine dahinter?

Krim – Der Ukraine könnte ein militärischer Erfolg auf der Krim-Halbinsel gelungen sein. Der ehemalige Berater des ukrainischen Außenministeriums, Anton Gerashchenko, schrieb auf X, dass russische Truppen die Anweisung erhalten haben sollen, ihre Familien in den südlichen Militärbezirk zu evakuieren. Grund dafür sei ein erfolgreicher Angriff der Ukraine auf mehrere Luftverteidigungssysteme des russischen Militärs am vergangenen Montag (10. Juni). Damit könnte ein empfindlicher Schlag gegen Wladimir Putins Truppen im Ukraine-Krieg gelungen sein.

„Keine Rakete abgefangen“ – Ukraine zerstört drei Luftabwehrsysteme Russlands

Ziel des Angriffs seien ein Luftverteidigungssystem vom Typ S-400 in der Stadt Dschankoj, sowie zwei S-300-Systeme in den Städten Jewpatorija und Tschornomorske gewesen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Wie der ukrainische Generalstab am Montag mitteilte, habe man Russland damit „erhebliche Verluste“ zugefügt. Die Informationen wurden von russischer Seite nicht offiziell bestätigt und lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Wladimir Putin und ein S-400 Luftverteidigungssystem
Der Ukraine gelingt ein empfindlicher Schlag gegen Russlands Luftverteidigung. (Symbolbild) © Yuri Kochetkov/Anton Vaganov/dpa (Montage)

Den Informationen des ukrainischen Militärs zufolge seien bei dem Angriff die Radaranlagen der Systeme lahmgelegt worden. „Keine unserer Raketen wurde von der ‚hochwirksamen‘ Luftabwehr des Feindes abgefangen“, zitierte Reuters aus einem Telegram-Kanal des Militärs. Zudem seien in der Nähe der Einschlagsorte mehrere „Munitionsdetonationen“ beobachtet worden, wie der Guardian unter Berufung auf Militärinformationen berichtete.

„Strategische Neuausrichtung“ – Russland reagiert wegen Angriffen der Ukraine auf die Krim

Die Meldung über einen möglichen Rückzug der russischen Truppen kam von der ukrainischen Partisanenbewegung Atesh. Diese soll die russische Armee teilweise unterwandert haben und wichtige Informationen im Krieg liefern. Auf ihrem Telegram-Kanal teilten sie mit, dass „ein Atesh-Agent, der zur Besatzung auf der Krim gehört“ berichtet habe, dass Russlands Truppen eine „Empfehlung“ zur Evakuierung der eigenen Familien erhalten habe. Dieser Schritt erfolge aufgrund der Angriffe auf die Luftverteidigungssysteme. Diese würden eine „Sicherheitsbedrohung auf der Krim“ darstellen, da die Luftabwehr „nicht ausreichend abgedeckt ist“.

Neben der Empfehlung zur Evakuierung würden außerdem nicht beschädigte Luftverteidigungssysteme in die Region Belgorod verlegt werden, hieß es auf dem Telegram-Kanal. „Parallel dazu bilden die russischen Streitkräfte mithilfe der ZU-32-2 neue mobile Luftverteidigungstruppen zur Bekämpfung von UAVs (Drohnen)“, schrieb die Atesh-Bewegung. Die ZU-32-2 ist ein Flugabwehrgeschütz aus den 1950er Jahren, das für den Einsatz gegen tieffliegende Ziele entwickelt wurde. Dieser Schritt deute auf eine „strategische Neuausrichtung“ von Putins Truppen auf der Krim-Halbinsel hin.

„Wird mit der Krim enden“ – Die Bedeutung der Halbinsel im Ukraine-Krieg

Dass Russland auf die ukrainischen Angriffe so empfindlich zu reagieren scheint, könnte mit der Bedeutung der Halbinsel zusammenhängen. Im Ukraine-Krieg spielt diese eine entscheidende Rolle – vor allem eine ideologische. Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, betont regelmäßig seine Entschlossenheit, alle durch Russland besetzten Gebiete zurückzuerobern. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der bereits 2014 annektierten Krim. „Es begann mit der Krim, es wird mit der Krim enden“, so Selenskyj im Sommer 2022 bei einer Rede zum Krim-Gipfel in Kiew.

Für Russland bietet die Krim dagegen auch einen wirtschaftlichen Anreiz. Wie der SWR berichtete, sei der Hafen Sewastopol im Südwesten der Krim, einer der wenigen eisfreien Häfen, über den Russland aktuell auf europäischer Seite verfüge. Da es sich dabei auch um einen natürlichen Tiefwasserhafen handele, sei er ideal für das Einlaufen von Tankern – und Flugzeugträgern – geeignet.

Die USA halten eine Rückeroberung der Krim-Halbinsel dagegen für eher unwahrscheinlich. US-Außenminister Antony Blinken sagte im Februar 2023, dass die Krim eine rote Linie für Russland darstelle. Putin werde die Halbinsel mit allen Mitteln verteidigen. Das Militärmagazin European Security and Defence (ESD) berichtete unter Berufung auf ein Papier, das im Rahmen des Forums für Sicherheitskooperation (FCS) der in Wien ansässigen OSZE auftauchte, dass Russland die Krim „sogar für den Einsatz von Atomwaffen vorbereitet hat“. (nhi)

Auch interessant

Kommentare