Auf Einladung von „Zukunft Gauting“: CSU und Grüne diskutieren über die Lage der Gemeinde
Zur Jahresversammlung lud die Bürgerinitiative „Zukunft Gauting“ Maximilian Platzer (CSU) und Dr. Matthias Ilg (Grüne) ein. Es entwickelte sich ein informativer Abend.
Gauting – Dr. Andreas Albath, Vorsitzender der Bürgeroffensive „Zukunft Gauting“, konnte es kaum glauben, dass zur Podiumsdiskussion in die Bar Rosso des Bosco so viele Leute kamen. Angesichts von 140 Besuchern erklärte er: „Ich bin ein bisschen überwältigt über das große Interesse an Sachthemen.“ Genau darum sollte es gehen, einen Überblick darüber, „was in Gauting gut läuft und wo es klemmt“, ohne Wahlkampfgetöse und ohne sich im Detail zu verlieren. Zu diesem Zweck hatten Albath als Erster Vorsitzender, sein Stellvertreter Markus Proksch sowie Schatzmeister Tammo Körner zwei kommunalpolitische Schwergewichte eingeladen, nämlich den CSU-Ortsvorsitzenden, Maximilian Platzer, und den Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Dr. Matthias Ilg. Beide versicherten sich zum Auftakt des gut zweistündigen Abends ihres Respekts: „Wir haben einen fairen Zusammenhalt, die Parteifarbe ist sekundär“, sagte Platzer. Das sah Ilg genauso: „Viele Dinge ergänzen sich gut.“ Der Ton war gesetzt für einen informativen Abend und einen offenen Austausch.
Haushalt
In den vergangenen Wochen hat der Haupt- und Finanzausschuss des Gemeinderats in Sitzungen, die teils bis spät in die Abendstunden dauerten, einen genehmigungsfähigen Haushalt aufgestellt, der am Donnerstag vom Gemeinderat verabschiedet werden soll. „Das war nicht vergnügungssteuerpflichtig“, sagte Albath, der für die UBG im Gemeinderat sitzt. Maximilian Platzer erklärte das Gautinger Dilemma so: „Wir geben mehr aus, als wir einnehmen. Da muss es irgendwann zum großen Knall kommen.“ Er riet dazu, einerseits die Ausgaben zu überprüfen und andererseits konsequent Gewerbegebiete auszuweisen, um die Gewerbesteuer zu erhöhen. Aktuell geprüft werde die Einführung einer Zweitwohnungssteuer. Ilg pflichtete bei, dass die finanzielle Lage der Gemeinde „nicht entspannt“ ist. Bis Geld aus Gewerbeansiedlungen fließe, werde es aber noch eine ganze Weile dauern. Um kurzfristig Geld einzunehmen, riet er dazu, auf gemeindeeigenen Flächen Solarenergie zu installieren, die Parkgebühren zu erhöhen („da stecken 200 000 bis 300 000 Euro drin“), in der Forstwirtschaft eine schwarze Null zu erwirtschaften und die Gewerbetafeln kommerziell zu vermieten. Sie sind bislang für die Feuerwehr reserviert. „In dem Punkt werden wir zu keinem Konsens kommen“, sagte Platzer.
Freiwillige Leistungen
Angesichts der finanziellen Notlage stehen immer wieder die freiwilligen Leistungen der Gemeinde zur Debatte, vor allem das Bosco und das Sommerbad, „unsere Prunkstücke“, wie Körner sie nannte. Beide Kommunalpolitiker machten deutlich, dass sie alles dafür tun werden, beides zu erhalten, fügten aber auch hinzu, dass es unabdingbar sei, „die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben zu verkleinern“ (Platzer).

Allein der Unterhalt des Bades kostet jedes Jahr 500 000 Euro (abgesehen von 20 Millionen Euro für eine Generalsanierung), das Defizit im Bosco beträgt jedes Jahr 400 000 Euro.
Lesen Sie auch: Geschichte und Geschichten aus dem Gautinger Sommerbad
Meine news
Ein Besucher erkundigte sich, warum man nicht das Förderprogramm der Staatsregierung in Anspruch nehme, das eine Sanierung von Bädern bis zu 90 Prozent bezuschusse. „Das ist geprüft worden“, so Platzer. „Die Förderung läge bei maximal 40 Prozent.“ Außerdem, so Ilg, müsse die Gemeinde mit vielen Millionen Euro in Vorleistung treten, und das sei nicht möglich. „Da gibt es viele Fallstricke, die die Förderung wertlos machen.“
Wohnraum
Wohnungen anzubieten, die sich Normalverdiener leisten können, ist für Gauting eminent wichtig. Dabei geht es nicht nur um die Einheimischen, sondern auch um Fachpersonal (Polizisten, Kinderbetreuer, Krankenpfleger), das sich ansiedeln soll. „Das ist ein Schlüsselthema“, sagte Ilg. Beim Neubau des ehemaligen AOA-Geländes an der Ammerseestraße, dem Patchwayanger, „biegen wir langsam auf die Zielgerade ein“, so Platzer. Man könne davon ausgehen, dass im ersten Halbjahr 2025 zwei Bebauungspläne ausgelegt werden. Noch etwas dauern wird es auf dem Gelände von Stanz Schmidt in Stockdorf, wo die Erben am Ostufer der Würm bezahlbaren Wohnraum errichten wollen. „Dort wird es viel zu hoch, höher als Webasto“, wandte eine Besucherin ein. Platzer gab zu bedenken: „Wir müssen in die Höhe gehen. Je höher die Häuser, desto billiger die Mieten.“ Ilg plädierte für „Nachverdichtung mit Augenmaß“. In Stockdorf habe er „Bauchgrummeln“. „Unser Gefühl ist, dass es ziemlich massiv wird.“
Feuerwehrhaus
„Müssen die Bürger Sorge haben, dass der Brandschutz in ein paar Jahren nicht mehr gewährleistet ist?“, wollte Andreas Albath von den beiden Diskutanten wissen. Damit spielte er auf den dringend nötigen, 16 Millionen teuren Umbau des Feuerwehrhauses an der Münchener Straße an. Die Sorge zerstreute Platzer: „Unsere Feuerwehr kommt ihren Aufgaben vorbildlich nach und wird das auch weiter tun.“ Der Unterhalt der Feuerwehr sei eine kommunale Pflichtaufgabe.
Lesen Sie auch: Einstimmig: Feuerwehrhaus bleibt, wo es ist
„Was die Finanzierung angeht, müssen wir möglicherweise in den sauren Apfel beißen und Grundstücke verkaufen“, so Platzer. Ilg machte sich eher Sorgen um die Arbeitssicherheit in der Feuerwehr, die auch in der Übergangsphase unbedingt gewährleistet sein müsse. Mit Sorge blickt er auf zunehmend heißen Sommer und damit auf die steigende Waldbrandgefahr: „Ich hoffe, dass wir auf diese Herausforderung Antworten haben.“
Geothermie
Wann kommt die Geothermie? Ein Besucher versicherte, dass dies ein Thema sei, das die Bürger umtreibe. „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel, die Gemeinde sollte da nicht so passiv sein“, sagte er. Wenn kein Geld vorhanden sei, könne man auch in Richtung Fonds oder Genossenschaften denken. Das war eine Anregung, die Platzer und Ilg gerne aufnahmen. Der CSU-Ortvorsitzende verwies allerdings darauf, dass es sich nicht um ein Projekt der Gemeinde handle, wie dies etwa im reichen Grünwald möglich sei, sondern das einer Firma, die im Unterbrunner Holz auf Kraillinger Flur bohre. „Der Betreiber will weiter 2025/26 liefern“, sagte er – auch wenn der Bund die Förderung aktuell auf Eis gelegt habe.
Lesen Sie auch: Geothermie in Gauting: „Wir stoppen nichts“
Wenn alles gelinge, wären zuerst Handwerkerhof, Asklepios und Co. dran. Abzuwarten sei auch, ob die Gemeinde rechtzeitig die nötigen Fremdfirmen für den Ausbau des Leitungssystems finde. Auch Ilg empfahl „eine gute Portion Skepsis“, wenn man etwa in Königswiesen - wie überhaupt in allen Ortsteilen, die vom Bohrloch im Gautinger Westen weit entfernt sind - bald eine Lösung für eine alte Heizung brauche. Das Thema ist aus seiner Sicht verschlafen worden. „Es ist mir ein Rätsel, warum es nicht längst flächendeckend Geothermieanlagen gibt“, so Ilg. „Es ist die Energieform schlechthin.“
Neuer Vorstand
Die Jahresversammlung von „Zukunft Gauting“ fiel denkbar kurz aus, die Regularien zu Beginn waren schnell erledigt. Andreas Albath (Vorsitzender), Markus Proksch (Stellvertreter) und Tammo Körner (Schatzmeister) stellten sich wieder zur Wahl und wurden einstimmig in ihren Ämtern bestätigt.
Starnberg-Newsletter: Alles aus Ihrer Region! Unser Starnberg-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus der Region Starnberg. Melden Sie sich hier an.