Sauber konfiguriert
Aus einer 62-seitigen Vorlage hat der Bauausschuss des Herrschinger Gemeinderats am Montag eine WC-Anlage konfiguriert, die das leidige Thema mit verdreckten öffentlichen Toiletten am Bahnhof endlich beenden soll. Der Neubau soll die bestehenden Toiletten im alten Bahnhofsgebäude ersetzen.
Herrsching – Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2008 verging kaum ein Jahr, in dem Herrschings Bürgermeister Christian Schiller die verdreckten Bahnhofstoiletten nicht zum Thema in Bürgerversammlungen machte. Nachdem das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude in der Zwischenzeit umgewidmet wurde, gibt es mittlerweile konkrete Ideen für eine neue Nutzung. Deren Umsetzung ist mangels finanzieller Mittel allerdings in weiter Ferne. Anders verhält es sich mit den Toiletten – ein Ärgernis, das im Gebäude nicht mehr erwünscht ist. Immer wieder müssten Schäden behoben werden, aktuell sei zweimal täglich eine Reinigung notwendig, sagt Schiller.
Auch deshalb hatte sich der Gemeinderat für einen besser einsehbaren Standort auf dem Gelände entschieden (wir berichteten). Der Bauausschuss hat diesen Standort nun am Montag zwischen den bestehenden Fahrradständern an der Einmündung zur Ladestraße festgezurrt. Auf einer Fläche von 6,70 mal 3,80 Meter soll dort ein WC-Gebäude aufgestellt werden, das leicht zu reinigen, sicher vor Randalierern und funktional ist. All das, was die Bahnhofstoiletten aktuell nicht erfüllen. Für das neue Gebäude stehen im laufenden Haushalt 350 000 Euro zur Verfügung.
Christoph Schmidt, der im Bauamt für die Gemeindeimmobilien zuständig ist, hatte für Montag eine 62-seitige Vorlage vorbereitet mit Beispielen, „die alle mit Hochdruckreiniger gereinigt werden können“ – von innen und von außen. Den Beweis dafür, wie schnell neue Anlagen mit Graffiti verschmiert sind, liefert nicht zuletzt die neue Paketstation am Bahnhof in Herrsching. Kaum dass sie stand, war sie bemalt.

Den Graffiti-Schutz lassen sich die Gemeinderäte gerne zusätzlich etwas kosten, indem sie statt einer Sichtbeton-Fassade eine einfarbige, in „Herrschingblau“ gehaltene Glasfassade auswählten. Schmierereien sind davon leichter zu entfernen. Der Anlagenpreis für zwei WC, jeweils plus Urinal, sowie ein Behinderten-WC inklusive Serien- und barrierefreier Ausstattung hierfür ist mit rund 185 000 Euro kalkuliert. Die Wandfliesen sollen mit einer Graffitischutzschicht (7500 Euro) versehen werden, damit auch sie gut zu reinigen sind. Dafür soll es in jeder Toilette einen Schlauchanschluss geben, an den Hochdruckreiniger schnell angeschlossen werden können (rund 1300 Euro). Mehrkosten fallen an für die Gründung der Fläche (23 520 Euro) und für eine Münzautomatik (circa 5200 Euro).
Wenigstens eine Toilette soll auf Vorschlag von Thomas Bader (CSU) auch mit Kartenzahlung zugänglich sein. Dr. Rainer Guggenberger (BGH) bestätigte, dass junge Leute kaum noch Kleingeld in der Tasche hätten. Anke Rasmussen (Grüne) unterstützte dies trotz dafür monatlich fälliger Gebühren: „Das ist sowieso ein teuerer Spaß. Und wir wollen ja eine hohe Akzeptanz.“
Diskussionen gab es darüber, ob ein Dachüberstand mit integrierter Beleuchtung sinnvoll ist. „Für eine Fassade ist ein Dachüberstand immer gut“, fand Bader. Aber der mittlere fünfstellige Betrag, der dafür nach Schätzung von Schmidt fällig wäre, ließ auch Bader zögern. Der Ausschuss einigte sich darauf, die Kosten für beide Varianten – mit und ohne Dachüberstand – abzufragen und erst dann zu entscheiden. Mehrheitlich abgelehnt wurde ein Wickeltisch. Zu groß waren die Zweifel, dass die aufklappbare Ablage mit einer Tragfähigkeit bis 80 Kilogramm allein für Babys genutzt würde. Schmidt freute sich am Ende und gratulierte den Räten fast schon feierlich „zur erfolgreichen Konfiguration einer WC-Anlage“.