Geothermie für Gauting: „Wir stoppen nichts“

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Bei Geretsried im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gibt es einen großen Bohrturm für ein Geothermiekraftwerk. Gauting hofft ebenfalls auf eine Wärmeversorgung mit Geothermie. © Hermsdorf-Hiss

Wegen des 60-Milliarden-Euro-Lochs hat der Bund die Förderung für Geothermie ausgesetzt. Doch die Asto-Gruppe hält an ihren Plänen für Gauting fest. Gründer Dr. Bernd Schulte-Middelich ist sicher, dass die Förderung wieder aktiviert wird.

Gauting – Die Nahwärme soll ein Schlüssel dafür sein, dass die rund 22 000 Gautinger Bürger sich demnächst kostengünstig mit regenerativer Energie versorgen können. Zum Winter 2025/26 will ein Konsortium rund um die Asto-Gruppe in Oberpfaffenhofen in der Lage sein, aus dem Bohrloch im Westen der Gemeinde am Sonderflughafen, offiziell auf Kraillinger Flur, die Kommunen Gilching, Weßling und Gauting mit Nahwärme zu beliefern. Auf dem Weg zu diesem Ziel lauern allerdings ein paar Unwägbarkeiten – unter anderem die aktuelle Aussetzung der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW), die angeblich in der Branche für massive Verunsicherung gesorgt hat.

Bekanntlich fehlen nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Bundeshaushalt 60 Milliarden Euro. Sie sollen unter anderem eigentlich für den Klimaschutz eingesetzt werden. Als es in den Beratungen der Regierung darum ging, eben diese 60 Milliarden Euro einzusparen, legte die Koalition unter anderem die Hand an die Subvention für Nahwärme. Konkret ging es um die Wärmeplanung, die jede Kommune in die Wege zu leiten hat.

Außerdem ist die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze betroffen. Die Zahlen für Gauting: Die Asto-Gruppe muss für die zunächst zwei geplanten Bohrlöcher etwa 25 Millionen Euro investieren. Die Förderung des Bundes liegt bei rund 40 Prozent.

Auf Anfrage des Starnberger Merkur zerstreut Dr. Bernd Schulte-Middelich von der Astro-Gruppe Bedenken, er könnte wegen der fraglich gewordenen Subvention von dem Projekt Abstand nehmen. „Wir stoppen nichts“, sagt er. Im Gegenteil habe die Gruppe vor Weihnachten den Hauptbetriebsplan bei der Regierung eingereicht, der die weiteren Verfahrensschritte skizziert. Außerdem sei der Pachtvertrag für das Bohrloch abgeschlossen worden. „Wir sind mittendrin, wir liegen im Zeitplan, und wir denken nicht daran auszusteigen.“

Optimistisch stimmt ihn, dass die Wärmewende, an deren Notwendigkeit niemand zweifelt, „ohne einen großen Anteil Geothermie nicht funktionieren kann“. Deshalb werde die Regierung seiner Meinung nach im Laufe des nächsten halben Jahres die Förderung wieder aufnehmen. Er hat auch noch von keinem Investor gehört, der wegen der aktuellen Unsicherheiten ein laufendes Projekt abgebrochen hat. Schulte-Middelich sagt: „Es wird eine Lösung geben. Wir halten voll an der Geothermie fest.“ Die Finanzierung für das nächste halbe Jahr sei auf jeden Fall sichergestellt, unterstreicht er.

Etwas zurückhaltender äußerte sich Gautings Bürgermeisterin Dr. Brigitte Kössinger im Jahrespressegespräch Ende Dezember. Ob Geothermie vom Sonderflughafen Oberpfaffenhofen bereits ab der Heizperiode des Winters 2025/26 erste Haushalte in Gauting West versorgen wird, sei momentan „sehr fraglich“. Für sie ist klar, dass Geothermie ohne Subvention „wirtschaftlich nicht machbar“ ist. Ebenso sei aktuell „völlig offen“, wie schnell Gauting ans Fernwärmenetz angeschlossen wird. „Es dauert einfach, bis ein Kilometer Leitung verlegt ist.“

Keinen Zweifel hat sie, dass die im Laufe der nächsten Monate anstehende Probebohrung erfolgreich sein wird. Als in der Energiekrise in den 1970er-Jahre nach Öl gebohrt worden sei, sei man bereits auf heißes Wasser gestoßen.

Christine Cless-Wesle/Volker Ufertinger

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