Faschingskult aus Mittenwald: Bildhauer zeigt, wie er Larven schnitzt

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Arbeiten auf Augenhöhe: Anton Ostler aus Mittenwald zeigt seine Larven. © Thomas Sehr

Das Bergdorf Mittenwald ist bekannt für seine Faschingskultur. Dazu gehören auch Larven, die kunstvoll geschnitzten Masken aus Zirbenkiefernholz. Ein Besuch in der Werkstatt von Toni Ostler.

Mittenwald – Anton Ostler arbeitet auf Augenhöhe. Auch, wenn ihm nur ein Holzkopf gegenübersteht. In der einen Hand hält er ein Schnitzeisen, in der anderen den Klöpfel. Auf Zehenspitzen schepst er den Holzrundling, der am Ende eines langen Balkens festgeschraubt ist, Schritt für Schritt zur Larve.

„Die großen Schnitzeisen benutzt man, um das Profil samt der Vertiefungen an Nase, Kinn und Augen auszuarbeiten“, sagt Ostler. „Die fertige Larve habe ich im Kopf.“ Der Bildhauer fährt mit dem Eisen über den Buckel. Ein Span segelt zu Boden. Zu viel Holz soll an der künftigen Nase aber nicht verloren gehen. Eine Larve braucht Charakter – mit grobem Zinken.

In vielen Mittenwalder Familien wird der Fundus an Masken aus Zirbenkiefernholz von Generation zu Generation vererbt. Ohne Larve keine Fosnacht, keine Gungl. Anton Ostler kennt Familien, die über 60 Larven in Truhen oder sogar in eigenen Kammern wie Schätze hüten. Trotzdem haben die heutigen Larvenschnitzer gut zu tun. Vom Herbst bis Beginn der Faschingszeit ist Hochsaison. Wer als Maschkera immer die gleiche Larve trägt, wäre ja viel zu schnell enttarnt.

Mittenwald: Larven mit Charakter haben nichts mit Halloween-Fratzen zu tun

„Larven sind bei uns beliebte Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke, für den Bub oder den Enkel“, sagt Ostler. Die nächste Larve, die in seiner Werkstatt fertig wird, schenkt er zum Beispiel seinem Neffen. Eine Hobangoas, eine Art Teufel, soll es werden.

Ostler zeigt auf die halb fertige Larve mit schwarzen Hörnern. Am Ende soll sie nicht „porzellanglatt“ glänzen. Ostler wird das Holz noch mehrmals wässern und dann mit Kalkfarben bemalen. „Das ist keine ganz klassische Larve“, erklärt er. „Aber Tradition soll Spaß machen. Mir ist aber trotzdem wichtig, dass man der Larve die Handwerkskunst ansieht.“

Arbeiten auf Augenhöhe: Anton Ostler aus Mittenwald zeigt seine Larven.
Bildhauer Anton Ostler schnitzt seine Larven aus dem Kopf. © Thomas Sehr

Klassische Larven haben kleinere, runde Gesichter mit roten Backerl, geschnitztem Schnauzer und aufgemalten Haarlocken. „Je kleiner die Larve, desto größer wirkt der Träger“, sagt Ostler, der Lehrer an der Schule für Holz und Gestaltung in Garmisch-Partenkirchen und schon seit seiner Jugend Larven schnitzt.

Und eines muss jede gute Mittenwalder Larve können: „Überzeitlich und geisterhaft soll sie aussehen. Sie soll einen direkt anschauen – und auch wieder nicht. Ein bisserl Grusel muss dabei sein, aber nicht so wie im Horrorfilm.“

Eine Larve und ihr Träger müssen verschmelzen, das macht das Schauspiel zu Fosnacht aus.

Apropos: „Hollywood-Masken“ würde Ostler nie schnitzen. Keinen George Clooney, keine Halloween-Fratzen. Und was ist mit dem King of Rock ’n’ Roll? „Eine Larve, die sich Elvis zum Vorbild nimmt, würde ich vielleicht sogar schnitzen“, sagt er und grinst. „Wenn sie zum jeweiligen Maschkera passt. Larve und Träger müssen verschmelzen, das macht das Schauspiel zu Fosnacht aus.“

Zwölf Stunden schnitzt Ostler an einer Larve. Würde er auf Auftrag arbeiten und vorab Modelle herstellen, würde es länger dauern. Professionelle Larvenbauer können zwischen 500 und 1000 Euro pro Stück verlangen. (sco)

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