Mit dem Zug von München ins Skigebiet Garmisch: Nach „Schlag ins Gesicht“ wieder möglich

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Eine Erfolgsgeschichte: Bestens wurde und wird der Zug aus München ins Skigebiet (hier im Februar 2012) angenommen. Vier Züge hielten vor Corona direkt am Hausberg, in dieser Saison bislang kein einziger. Das soll sich ändern. © sehr

Der Zug fährt vom Münchner Hauptbahnhof direkt in Skigebiet Garmisch-Classic. Plötzlich gab es dieses nachhaltige Angebot nicht mehr. Die Bahn hatte zu wenig Züge. Zumindest an den Wochenenden fährt der Skizug wieder. Was den Skigebietsbetreibern nicht reicht.

Update vom 2. Februar:

Die Deutsche Bahn und gute Nachrichten – es geht noch. Solche zumindest verkündet nun die Bayerische Zugspitzbahn für das Unternehmen der Negativschlagzeilen. Die frohe Kunde: Am Wochenende gibt es wieder eine Direktverbindung vom Münchner Hauptbahnhof an den Hausberg. Ein Zug direkt ins Skigebiet Garmisch Classic. Über Jahre hat er sich bewährt. Doch diese Saison fiel er überraschend aus.

Per Brief appellierte die BZB an die Bahn, sie möge das Angebot schnellmöglich reaktivieren (siehe Bericht unten) – vor allem mit Blick auf die nächste Hochzeit, die Faschingsferien. Schließlich wolle man die Menschen weg bringen von der Straße, den Verkehr reduzieren ebenso wie die Belastung für die Umwelt. Dafür braucht es die entsprechende Infrastruktur.

Ein Anfang ist gemacht. Ab Samstag, 3. Februar, rollt der Skizug wieder. Für 65 Euro fahren Erwachsene in 75 Minuten vom Hauptbahnhof an den Hausberg, Abfahrt 7.13 Uhr, Ankunft 8.28 Uhr. Skiticket inklusive. Zurück geht’s um 16.33 Uhr. Dies gilt genauso am Sonntag sowie an den folgenden Wochenenden bis voraussichtlich 10. März. „Wir sind glücklich“, sagt BZB-Sprecherin Verena Tanzer. „Es ist ein Schritt in die richtige Richtung.“ Doch sie und ihr Team hoffen auf weitere. „Wir kommen woanders her.“

Ab der Saison 2011/12 brachte jeden Tag eine Direktverbindung Wintersportler vom Hauptbahnhof an den Hausberg, zum Teil mehrmals täglich. Doch mit Corona wurden Linien gestrichen. Nun wollen die BZB-Verantwortlichen mit Bahnvertretern sprechen, um das Skizug-Angebot wieder auszuweiten. Am 6. Februar treffen sie sich Tanzer zufolge in Garmisch-Partenkirchen.

Erstbericht vom 12. Januar:

Garmisch-Partenkirchen – Man schrieb einmal eine Erfolgsgeschichte. Hunderte Skifahrer stiegen am Hauptbahnhof in München in den Zug ein – und erst am Hausberg in Garmisch-Partenkirchen wieder aus. Mit der Bahn direkt ins Skigebiet. Kein Stau, keine Parkplatzsuche, kein Stress. Kein Benzinverbrauch.

Klaus Schanda von der Bayerischen Zugspitzbahn (BZB) hat dieses Angebot mit Verantwortlichen der Deutschen Bahn vor etlichen Jahren initiiert, um die Gäste vom Auto wegzubringen. Sein Urteil: „Das ist hervorragend gelungen.“ Mittlerweile muss er revidieren. Eigentlich müsste der Marketingleiter Skifahrern raten: Fahrt mit dem Auto. Denn am Hausberg hält derzeit kein Zug, die Bahn kann’s nicht anbieten. „Ein Schlag ins Gesicht“, sagt Schanda. Mit Vorstand Matthias Stauch wandte er sich an den Konzern. Und erreichte immerhin eines: Ab Februar gibt es am Wochenende wieder eine Verbindung pro Tag. So zumindest ist es dem Online-Fahrplan zu entnehmen. Ein Angebot, das den BZB-Köpfen aber nicht reicht.

Zug und Skipass: Von München ins Garmischer Gebiet für 65 Euro

Seit 2007 arbeiteten Bahn und BZB „gemeinsam konstruktiv und erfolgreich“ am Kombiticket, heißt es in dem Brief, der dem Tagblatt vorliegt. Es umfasst Zug und Skipass: Für 65 Euro (aktuelle Saison) fahren Erwachsene (Kinder und Jugendliche für 47 Euro) in 75 Minuten vom Hauptbahnhof an den Hausberg, Ankunft 8.28 Uhr. Dort tauschen sie das Ticket in einen Skipass und steigen in die Gondel. Nachhaltiger und entspannter geht’s nicht. Quasi auch ohne Anreisekosten. Denn das Tagesticket im Classic-Gebiet kostet heuer allein 60,50 Euro (62 Euro in der Hochsaison). Hinzu kommen fünf Euro Parkgebühren für Autofahrer.

Kein Wunder, dass das Angebot bestens genutzt wurde. Der Zug mit seinen rund 450 Plätzen, der im Anschluss ins Außerfern weiterfuhr, „war in der Regel voll ausgelastet“, betont Schanda. Heuer gestaltet sich die Anreise komplizierter. Nun enden die Regionalbahnen am Bahnhof Garmisch-Partenkirchen. Dort müssen die Wintersportler samt Ausrüstung in den Skibus oder die Zahnradbahn umsteigen, teilweise besteht kein Anschluss zum Hausberg. Schanda prognostizierte weniger Zugfahrer, mehr Autos, zugleich erhebliche Wartezeiten an den Haltestellen für jene, die das Kombiticket dennoch nutzen. Genau so ist es gekommen, sagt er im Rückblick auf die Weihnachtsferien, eine der „absoluten Hochfrequenzzeiten“. Die Parkplätze waren voll, im Skigebiet blieb noch Luft.

Stopp am Hausberg nicht möglich: Bahn fehlen Züge

Die Bahn nennt einen gewichtigen Grund, weshalb sie den Stopp am Hausberg bislang in dieser Saison nicht bieten kann: zu wenig Rollmaterial, wie sie ihre Züge bezeichnet. Wie berichtet, waren viele Fahrzeuge durch den massiven Wintereinbruch Anfang Dezember beschädigt worden, die Reparaturen ziehen sich hin, Ersatzteile fehlen. Durchaus Verständnis zeigt Schanda für die schwierige Situation der DB. „Wir wollen kein Bahn-Bashing betreiben“, bekräftigt BZB-Sprecherin Verena Tanzer. „Wir möchten Aufmerksamkeit erregen.“ Aktuell bewirbt die Zugspitzbahn das Zugangebot nicht mehr, auch GaPa Tourismus hat es von der Webseite entfernt. Man wolle Gästen „keine falschen Versprechungen machen“, schreibt Schanda an die Bahn.

Auch wenn sein Team nicht aktiv auf die Anreise mit dem Pkw verweist – die in der Hochsaison oder an Wochenenden auch noch mit Ärger endet, wenn es keine freien Plätze mehr gibt –, ist sie die logische Konsequenz. Diese Tatsache „schmerzt uns“, auch angesichts der Verkehrsproblematik in und um Garmisch-Partenkirchen. Besonders ärgert Schanda, wie lange er dieses letztlich erfolgreiche Angebot aufbaut hat. „Und plötzlich rückt die Nachhaltigkeit scheinbar wieder komplett in den Hintergrund.“

Klar könnte man sagen: alles Bequemlichkeit. Das bisschen Umsteigen und Gepäckschleppen sollten den Gästen das günstige Kombiticket und der Umweltgedanke wert sein. Mag sein, kommentiert Schanda. Nützt nur nichts, wenn das Angebot nicht mehr angenommen wird.

Aussicht auf Besserung - Doch das ist nicht genug

Immerhin: Laut einer Bahnsprecherin brennt ein kleines Licht am Ende des Tunnels. Auf Tagblatt-Anfrage schrieb sie, dass ab 22. Januar das Angebot einmal am Tag wieder anlaufen soll. Tatsächlich findet sich die Direktverbindung an den Hausberg jedoch erst ab 3. Februar – und bis 10. März im Online-Fahrplan. Samstag und Sonntag geht es dann ab 7.13 Uhr von München Hauptbahnhof mit nur vier Stopps in 75 Minuten an den Hausberg. Zurück dann um 16.33 Uhr.

Weitere Fragen zur Verbindung direkt ins Skigebiet lässt die Bahn-Sprecherin unbeantwortet. Thema: offenbar erledigt. Nicht für Schanda. Er will zurück zum Vor-Corona-Status. Bis zur Wintersaison 2019/20 verkehrten am Vormittag vier durchgehende Züge (ohne Umstieg) mit Halt Hausberg Richtung Reutte. Jeder war Schanda zufolge fast voll besetzt. Entsprechend bestanden am Abend vier Verbindungen zurück nach München. Eine ist geblieben. „Viel zu wenig.“ Der eine aktuelle Skizug sei „übervoll“.

Seit drei Jahren hört Schanda dieselbe Erklärung: Wegen „Softwareproblemen“ könne man den Hausberg-Stopp nicht öfter anbieten. Verständnis allein bringt den Marketingleiter nicht weiter. Sein Credo bleibt: So wenig Tagesgäste wie möglich sollten mit dem eigenen Pkw zum Skifahren kommen. „Wir werden nichts unversucht lassen, um wieder mehr durchgebundene Züge aus München zu bekommen.“ Ansonsten heißt seine Alternative vom Auto in den Bus. Bringt die DB die Software nicht zum Laufen, wird Schanda mit Busbetrieben verhandeln.

Ende Januar kommen Bahnvertreter nach Garmisch-Partenkirchen, um sich die Situation anzuschauen. Dann zeigt Schanda ihnen auch den neuen Bahnsteig, den die BZB für knapp eine Million Euro gebaut hat. „Mit der Intention, das Zugangebot auszuweiten.“ Nicht, es zu reduzieren.

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